Hochwasserschutz in Altenahr steht weiterhin im Fokus - Neubau der Friedhofskapelle beschlossen
Step-by-step zum erfolgreichen Wiederaufbau: Hochwasserschutz in Altenahr steht weiterhin im Fokus
Bereit zum Wiederaufbau: Die Gebäude entlang der Altenburger Straße in Altenahr. Die Ahrflut hat deutliche Spuren hinterlassen. Fotos: Claudia Voß
Claudia Voß

Altenahr. Der Wiederaufbau nach der Flut geht in Altenahr voran. Auf der jüngsten Gemeinderatssitzung wurden nicht nur Bebauungspläne beschlossen, sondern auch der Bau einer neuen Friedhofskapelle und die Wiederherstellung einer flächendeckenden Straßenbeleuchtung in den Ortsteilen Altenahr, Altenburg und Kreuzberg. „Bis spätestens zum Winter 2023 soll niemand mehr in Altenahr im Dunkeln sitzen“, erklärte Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhrmann (CDU), gegenüber unserer Zeitung.

Bereit zum Wiederaufbau: Die Gebäude entlang der Altenburger Straße in Altenahr. Die Ahrflut hat deutliche Spuren hinterlassen. Fotos: Claudia Voß
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Für die Gemeinde, die einen Teil ihrer Flächen an die Ahrfluten verloren hat, sind dies gute Nachrichten. Denn auch rund 16 Monate nach der Flutkatastrophe sind Teile des Ortes noch nicht wieder hergestellt. Wo einst etwa das Café Lang unweit der Ahrbrücke und des Bahnhofs residierte, zieren heute ausgeschwemmte Fassaden das Straßenbild; Fuhrmann selbst leitet aus einem improvisierten Bürocontainer heraus, dem Infopoint an der Altenburger Straße, die Geschicke Altenahrs. In diesem Zusammenhang weiß Fuhrmann daher beim Thema Wiederaufbau etwas zu bremsen. „Wir reden von einem Generationenprojekt, es wird zehn bis 15 Jahre dauern, bis hier wieder alles aufgebaut ist“, so der Ortsbürgermeister und betonte: „Es ist einfach viel zu viel zerstört. Nach dem Krieg hat es hier nicht so schlimm ausgesehen, wie jetzt nach der Flutkatastrophe“.

Hochwasserschutzkonzept für Neubauten

Dreh- und Angelpunkt bei der Planung des Wiederaufbaus ist neben der Einhaltung öffentlich-rechtlicher und sonstiger Natur- und Umweltschutzvorgaben der Hochwasserschutz in der Gemeinde. 5,20 Meter am Pegel Altenahr heißt hier die Stichmarke, die es in Altenahr zu beachten gilt. Gemeint ist die Ausrichtung der Hochwasserschutzmaßnahmen an diesen Höchstpegelstand – und dies laut Fuhrmann aus einem Grund: „Ein Hochwasser jenseits von 5,20 Meter haben wir zwischen 1920 und 2021 nie erlebt. Wenn wir uns dafür sicher aufstellen, dann werden wir künftige Hochwasser entspannt und ohne Schäden überstehen können.“

Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhrmann
Claudia Voß

Allerdings: Gelten wird dieses Hochwasserschutzkonzept nur für die Realisierung von Neubauvorhaben im einstigen Überschwemmungsgebiet. Bei Bestandsbauten gelte der Bestandsschutz, hier entscheide der Eigentümer, ob er sich an den Vorgaben orientiere, so Fuhrmann und betonte: „Zusätzlich zum Hochwasserschutz müssen wir auf dem Schirm haben, dass es auch in Zukunft Flutkatastrophen geben kann, wie wir sie in 2021 erlebt haben. Von daher müssen wir unser Vorwarnsystem und die Bevölkerungswarnung verbessern, damit niemand mehr bei einer Flutkatastrophe sterben muss.“

Wie wird Altenahr einmal aussehen?

Wie Altenahr einmal nach dem Wiederaufbau aussehen wird, davon haben Fuhrmann und die Mitglieder des Gemeinderates grobe Vorstellungen. Derzeit liefen viele Planungen, gab sich der Ortsbürgermeister im Pressegespräch verhalten, hofft aber nach eigenen Angaben, die Wiederaufbauplanungen für Altenahr größtenteils bis 2024 abschließen und dann in die Genehmigungsverfahren gehen zu können. Ob diese Pläne tatsächlich eingehalten werden können, ist ungewiss.

Denn laut Fuhrmann fehlt es nicht nur derzeit an Investoren und erwerb- und bebaubaren Grundstücken, ohne die kein Wiederaufbau zu leisten ist, sondern auch an Personalkapazitäten in der Ortsgemeinde. „Die Planungen sind aufwendig und umfassen viele Dinge, die zu beachten sind. Und hierfür braucht es weitere Personalkapazitäten. Von daher können wir nur step-by-step vorgehen mit den Wiederaufbauplanungen“, so Fuhrmann. Feststehe jedoch bereits, Altenahr brauche Nahversorger. „In diesem Bereich hatten wir auch vor der Flut eine Lücke“, so Fuhrmann.

Ansiedelung von Gewerbe am Bahnhof

Um zu verhindern, dass ihr bauplanungsrechtlicher Einfluss verloren gehen könnte beim fortschreitenden Wiederaufbau, haben die Gemeinderatsmitglieder in ihrer jüngsten Sitzung für den gesamten Bereich in der Ortsmitte Altenahrs einen Bebauungsplan mit Veränderungssperre und im Bereich „Am Titchhardtl Kreuzberg“ einen Wohnbebauungsplan beschlossen. In ersten Ortsentwicklungskonzepten wurde zudem die Ansiedelung von Gewerbe in den Bereichen rund um Friedhof und Bahnhof beschlossen.

Unweit des Infopoints der Gemeindeverwaltung an der Altenburger Straße will die Rewe Gruppe zudem im Januar in einem Container einen Selbstbedienungsladen eröffnen, in dem Kunden sich rund um die Uhr mit Waren des täglichen Bedarfs selbstständig versorgen können. Das genaue Eröffnungsdatum steht noch nicht fest.

Von Claudia Voß

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