Verbandsmitglieder aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland trafen sich bei Familie Arf
Stelldichein in Bad Breisig: Charolais-Züchter aus ganz Deutschland zu Gast
Unbestreitbar Hahn im Korb ist Bulle Powerhous. Schon sein Name drückt aus, wie eifrig er seine Aufgaben erfüllt. Markus, Esther, Torben und Frauke Arf (von links) kennen alle 22 Tiere einzeln mit ihrem Namen. Foto: Jochen Tarrach
Jochen Tarrach

Bad Breisig. Fast alle Menschen haben irgendwelche Träume. Die einen träumen von einem Sprung ins Meer bei tollem Sonnenschein, die anderen würden gern einmal mit einem Rennwagen über den Nürburgring rasen, und wieder andere hätten gern eine schicke Motorjacht im Mittelmeer. Auch Esther und Markus Arf aus Bad Breisig haben so ihre Träume, doch die sind wesentlich handfester.

Sie träumen von ihren Charolais. Das müssen sie nicht allein tun, denn Sohn Torben und Tochter Frauke träumen mit ihnen. Charolais, was ist das denn? Charolais sind eine vermutlich ursprünglich aus dem Südosten von Frankreich stammende Rinderrasse. Sie wird überwiegend zur Fleischproduktion und zur Kreuzung mit anderen Rinderrassen eingesetzt, aber nicht zur Milchproduktion.

Durch ihr einfarbig weißes bis cremefarbenes Fell sind Charolais leicht von anderen Rindern zu unterscheiden. 22 solcher Rinder hat auch die Familie Arf in ihrem Stall oder auf ihrer Wiese stehen. Alle mit Stammbaum und Eintragung im seit 1864 geführten Herdbuch, wie Torben Arf stolz berichtet. Vater Markus kannte diese Rasse schon von früher und hatte Gefallen an den mächtigen, aber äußerst friedlichen Tieren gefunden. Herrscher der Schar im Liestal ist unzweifelhaft der aus England stammende Bulle „Powerhouse“, bei dem schon sein Name die Qualität ausdrückt.

Zur Verbreitung der Rasse verwandt

Sie alle werden hier aber nicht zur Fleischproduktion genutzt und schließlich geschlachtet. Ihre Charolais haben mehr Glück. Sie werden allein zur Zucht und zur Verbreitung der Rasse verwandt, also nur lebend verkauft. Da ist doch „Powerhouse“ in Oberbreisig gerade richtig untergebracht und hat ein weites Aufgabenfeld. Von Dezember bis April steht die Herde im warmen Stall und in den restlichen Monaten auf den gesunden Wiesen des Liestales. Charolais sind in ganz Deutschland verbreitet, aber doch irgendwie etwas Exklusives. Denn es hat sich 1963 sogar ein Verband der Deutschen Charolais-Züchter gebildet, dem heute rund 200 Zuchtbetriebe angehören. Mit dabei natürlich auch die Arfs aus Bad Breisig sind.

Einmal im Jahr ist neben den regelmäßigen Bundesschauen zu gesellschaftlichen Zwecken auch ein Verbandstreffen. Am Wochenende traf man sich für einen des drei Tage dauernden Verbandstreffens auch in Oberbreisig bei Mitglied Arf im Festzelt auf einer frischen grünen Wiese am Liesweg. Frische grüne Wiese war wichtig, denn auch die Rinder sollten ja etwas vom Verbandstreffen haben.

Rinderzucht nur als Hobby

Mehr als 100 Züchter aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland waren da und hatten über drei Tage nur das eine Thema: ihre Charolais – und da gab es viel zu erzählen. Jede Menge Organisationsarbeit also für die gastgebende Familie. Aber es funktionierte prächtig, denn alle Arfs halfen mit, obwohl sie die Rinderzucht nur als Hobby im Nebenberuf betreiben und einen Hauptberuf haben. So ist zum Beispiel Sohn Torben (28) als Agrarbetriebswirt in einer Firma für genetische Produkte tätig und Tochter Frauke (25) frischgebackene Grundschullehrerin. „Sicher erzähle ich den Schulkindern von unseren Charolais. Die Kinder wundern sich nicht schlecht über mein Hobby“, erzählt sie.

Ihren Hof haben sie als alteingesessene Familie in der Hauptstraße in Oberbreisig. Dort konnten sie natürlich nicht alle Züchterkollegen unterbringen, für sie war dann im Rheinhotel „Vier Jahreszeiten“ am Rheinufer in Bad Breisig noch genügend Platz. Neben dem Hof in Oberbreisg wurden noch drei weitere Zuchtstätten in Augenschein genommen: der Betrieb von Liane Forst in Eschbach bei St. Goarshausen, der Betrieb von Thomas Bräuer in Hachenburg sowie der der Familie Bierth in Mechernich. Den Abschluss bildete ein Besuch des Freilichtmuseums in Kommern.

Von Jochen Tarrach

Was die Charolais so besonders macht
Charolais ist ursprünglich eine französische Rinderrasse, die inzwischen aber in ganz Europa verbreitet ist. Sie wird überwiegend zur Fleischproduktion und insbesondere zur Kreuzung mit anderen Rassen eingesetzt. Ihren Namen hat die Rasse von der Umgebung von Charolles, aus der sie stammt. Sie sind mit und ohne Hörner anzutreffen. In Bad Breisig sind sie ohne Hörner zu bewundern. Sie sind einfarbig weiß bis cremefarben ohne Pigmentflecken. Kühe haben im Durchschnitt ein Lebendgewicht von 713 Kilogramm, Bullen von 1140 Kilogramm. Mit ihrem harmonischen, proportionierten und symmetrischen Rumpf und dem ausgeprägt bemuskelten Rücken sind sie eine echte Augenweide. Sie werden als langlebig und fruchtbar bezeichnet. Charolais werden heute nur noch als reine Fleischrasse gezüchtet. Der Ursprung der Rasse ist umstritten. Belegt ist jedoch, dass bereits die Römer weiße Rinder ihren Göttern opferten. Die Zucht in Frankreich, wo sie auch den heutigen Namen erhielten, ist seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen. Französische Ritter sollen bereits auf den Kreuzzügen das schöne weiße Rind mit sich geführt haben. Das feine, hellrote Fleisch ist bekannt für sein köstliches Fleischaroma und den feinen Geschmack. Es weist einen Fettanteil von nur 3 Prozent auf. tar

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