Die notwendigen Vorbereitungen sind abgeschlossen, die geforderten Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Virus bis in jeden einzelnen Raum hinein getroffen. Das geht so weit, dass sogar auf die beliebten Kugelschreiber in den Zimmern und die kleinen, zusätzlichen Knuffelkissen auf den Betten verzichtet wird, da sie Virenträger sein könnten. Zu beurteilen, ob mit einem gelungenen Neustart die Saisonzahlen für 2020 insgesamt noch zu retten sind, ist natürlich jetzt noch nicht möglich. Aber das Hotel hat in den Jahren seines Bestehens seit 1859/60 schon so manche schwere Krise überstanden, Kriege, Wirtschaftskrisen, Epidemien und Besetzung durch fremde Truppen. Und so stehen auch jetzt wieder alle rund 140 in Voll- und Teilzeit beschäftigten Mitarbeiter parat, um sich sprichwörtlich ins Zeug zu legen. Im Spätherbst 2020 soll sogar noch als besonderes Angebot das derzeit an der Seite zur Beethovenstraße hin im Bau befindliche neue Thermalwasserschwimmbad eröffnet werden. Anfang 2021 wird dann noch ein neuer Saunabereich mit Behandlungsräumen hinzukommen. „Bad Neuenahr ist ein toller Urlaubs- und Erholungsort, und das Steigenberger Hotel wird auch zukünftig zum guten Ruf beitragen“, so Verena Zlomke. Und sie weiß, worüber sie spricht, kennt sie doch den Ort und das Hotel genau. Vor vielen Jahren hat sie „ganz unten“ hier ihre Ausbildung im Hotelfach begonnen und sich bis zur stellvertretenden Direktorin, genauer zur „Executive Assistant Managerin“, emporgearbeitet.
Es lohnt sich ein Blick zurück auf die Historie des Hauses: Als die ersten Badegäste in den jungen Kurort kamen, mussten sie sich die gerade einmal 18 Gästezimmer im Badehaus teilen. 1859/60 wurde unter dem bescheidenen Namen „Der Gasthof im Bade Neuenahr“ eine Beherbergungsmöglichkeit mit etwa 100 Betten geschaffen. Das stellte eine unerhörte Verbesserung des Angebotes dar. 1862 wurde auch das Badehaus in der Nähe des Kurhotels erneuert, im Jahr danach kam ein großer Zwischenbau hinzu, der das neue Hotel mit dem Badehaus verband.
Der direkte Nachfolger des „Gasthof im Bade Neuenahr“, das heutige Steigenberger Hotel, verfügt über 216 Zimmer mit 377 Betten. Immer wieder wurde an- und umgebaut. Im Reiseführer von 1911 ist zu lesen: „Sobald die Kurgartenbrücke überschritten ist, gelangen wir in die Kuranlagen. Und vor uns, inmitten des prachtvollen Parks, liegt das Kurhotel, ein großes im Tudorstil erbautes schlossartiges Gebäude, das sich als ein Musterbau mit allem Komfort der Neuzeit darstellt“. Nicht mehr lange blieb der Anblick so, denn schon 1913/14 baute man den Westflügel des Hotels an. Mit seinem imposanten Turm wurde er schnell markantes Wahrzeichen der Kurstadt. Im September 1913 hat man mit dem Anbau begonnen. Am 1. Mai 1914 wurde er mit allem Pomp eröffnet. „Es war herrlich anzusehen: Da bedienten sogar Beduinen in Seidenkleidern“, erinnerte sich später ein Zeitzeuge. Das im Reiseführer so gelobte schlossartige Mittelteil überstand die Zeiten noch bis 1965, ehe es abgerissen wurde und durch ein Gebäude „in neuer Sachlichkeit und mit modernstem Komfort“ ersetzt wurde. Gleichzeitig wurden die übrigen Gebäudeteile grundlegend renoviert und modernisiert. Seit 1967 hat der Steigenberger-Konzern das Kurhotel von der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr und ihrem Nachfolger gepachtet. Es wird derzeit von Direktor Denis Hüttig und seiner Stellvertreterin Verena Zlomke geführt. Der Pachtvertrag läuft noch bis 2036.