So sieht etwa Hans-Josef Marx, FWG-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, das Gesundheitsministerium in Mainz als oberste Landesbehörde in der Pflicht, gegenüber dem Krankenhausträger eine Einhaltung des Versorgungsauftrags auch für die Gynäkologie/Geburtshilfe einzufordern. Aber ist das so einfach? Unsere Zeitung hat beim Gesundheitsministerium nachgefragt.
Weiterbetrieb nicht zwingend durchsetzbar
Das Ministerium bestätigt zwar, dass die Abteilung Gynäkologie/ Geburtshilfe des Marienhaus-Klinikums im Kreis Ahrweiler mit insgesamt 20 Betten im Krankenhausplan des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen sei, aber einen Weiterbetrieb könne das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit nicht erzwingen. „Das Ministerium hat in Gesprächen mit dem Krankenhausträger während der letzten Tage diesen eindringlich gemahnt, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um eine Schließung noch zu verhindern“, so die Pressestelle.
Die Marienhaus-Gruppe habe eigenständig entschieden, den Kreißsaal am Marienhaus Klinikum im Kreis Ahrweiler zu schließen. Dazu sagt Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD): „Die Entscheidung der Marienhaus-Gruppe bedauere ich sehr. Zumal aktuell der Bund angekündigt hat, Geburtshilfekliniken mit einer Summe von 120 Millionen Euro zu unterstützen, um Vorhaltekosten abzudecken.“
Leider sei es dem Krankenhausträger am Standort Bad Neuenahr offenbar nicht gelungen, ein neues Ärzteteam zu gewinnen und zu halten. „In den letzten Jahren gab es dort jeweils etwas mehr als 400 Geburten, die nun in den umliegenden Krankenhäusern erfolgen müssen“, so Hoch. Die Versorgung schwangerer Frauen in der Region bleibe aber gesichert, auch wenn die Fahrtstrecken und die Fahrtdauer sich ändern würden, versichert der Gesundheitsminister.
Stärkung der Kliniken in der Region
„Für die Kliniken der Region kann die zu erwartende Patientenbewegung zu einer Stärkung der jeweils eigenen Geburtshilfe und Gynäkologie führen“, so Hoch weiter. Er böte Gespräche seines Hauses mit allen Ausweichkliniken an, damit die Akteure am Ort vernetzt den besten Weg für die gesamte Region finden würden, meint der Gesundheitsminister abschließend.
Auf einen guten Weg aus dieser schließungsbedingt schwierigen Situation hoffen auch die unmittelbar von der Schließungsentscheidung betroffenen Städte Bad-Neuenahr-Ahrweiler und Adenau. „Durch diese Schließung ist die Gesundheitsversorgung im Kreis Ahrweiler gefährdet“, bringt es Arnold Hoffmann, Stadtbürgermeister von Adenau auf den Punkt. Gerade im Hinblick auf die Kurzfristigkeit dieser Schließungsentscheidung hätte er sich längere Planungszeiträume – und damit mehr Vorlaufzeit – und eine transparentere Kommunikation von der Marienhaus Gruppe gewünscht.
Stadt will nach Lösungen suchen
Als einen schweren Verlust eines wichtigen medizinischen Versorgungsbereichs bezeichnen auch die Vertreter der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler die Schließung von Geburtshilfe und Gynäkologie im Bad Neuenahrer Klinikum Marienhaus-Klinikum. „Das ist gerade in der Situation, in der sich das Tal und die Menschen befinden, gar keine gute Nachricht“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt gegenüber unserer Zeitung. „Wir wissen zwar um die bisherigen Anstrengungen des Krankenhausträgers, das notwendige Personal zu suchen. Dennoch halten wir es für erforderlich, dass alle Beteiligten auf Kreis- und Landesebene gemeinsam mit dem Träger eine gute Lösung für die Region zu finden.“
In diesem Zusammenhang solle nichts unversucht bleiben, eine Lösung zu finden, so die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, und betonte abschließend: „Schließlich ist für werdende Eltern eine vernünftige ortsnahe Versorgung ebenso wichtig wie für andere Gynäkologie-Patientinnen“.