Geplanter Standort am Bölinger Wald könnte zu Problemen führen - Ortsbeirat fordert Ausarbeitung eines Ersatzstandorts
Standort am Bölinger Wald birgt Unwägbarkeiten: Entsteht das Pfadfinderheim doch anderswo?
Für rund zwei Millionen Euro soll ein neues Pfadfinderheim in Kombination mit einer Waldlehrschule entstehen. Das zweigeschossige Holzhaus soll im Bereich der bisherigen Bölinger Hütte, die aufgrund ihres maroden Zustandes als nicht sanierungsfähig gilt und abgerissen werden soll, errichtet werden. Foto: Horst Bach
Horst Bach

Die geplante Waldlehrschule in Kombination mit einem neuen Pfadfinderheim im Bölinger Wald soll nicht nur Wölflinge und Pfadfinder vom Stamm Galileo-Galilei begeistern, sondern auch Schulen und Kindergärten der Gemeinde Grafschaft. Die reinen Baukosten werden allerdings bereits happig: rund 2 Millionen Euro. Eitel Sonnenschein nun auf der Grafschaft? Mitnichten.

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Wie sehr sich der Ortsbeirat Ringen mit dem Projekt beschäftigt, wurde zuletzt am Donnerstagabend deutlich. Die Beiräte hatten das Projekt an der Hubertushütte in Bölingen bereits im Vorfeld der jüngsten Sitzung im Bürgerhaus unter die Lupe genommen. Kritisiert wurden unter anderem Teile der Vorentwurfsplanung, und es wurden durch die Ringener Beiräte auch Forderungen an den Gemeinderat formuliert.

Pfadfinder warten schon lange auf neues Heim

Rückblick: 2018 gaben die Pfadfinder ihr Zuhause, das Hans-Vössing-Haus, und damit verbunden auch das noch 80 Jahre laufende Erbbaurecht zugunsten der Gemeinde Grafschaft auf. Der schwache Trost, ein Provisorium als temporäre Bleibe: Dem Ringener Pfadfinderstamm wurde im Pfarrhaus Karweiler eine Fläche als vorübergehende Unterkunft zur Verfügung gestellt. „Der Stamm leidet derzeit unter den Einschränkungen, mit dem dieser inzwischen im sechsten Jahr zurechtkommen muss“, bezog Ortsvorsteher Lothar Barth (FWG) Stellung.

Nichtsdestotrotz begrüßte der Ortsbeirat um Lothar Barth, „dass es nun in der Abarbeitung der von der Gemeinde gegenüber den Pfadfindern eingegangenen vertraglichen Verpflichtung zur Schaffung eines Ersatzbaues für den Pfadfinderstamm weitergeht.“ Zumal das in der vorgelegten Entwurfsplanung entwickelte Raumprogramm „dem entspricht, was den Pfadfindern zu liefern ist“, spiegelte der stellvertretende Ortsvorsteher Andreas Kunze (FWG) die Meinung des Ortsbeirates wieder.

Treppe wird zu Diskussionspunkt

Außerdem unterstützte das Gremium den Verbesserungsvorschlag der Ringener Pfadfinder, die gewendelte Fluchttreppe zu einem kinder- und paniksicheren Fluchtweg in Form einer Podesttreppe auszuführen. Der Ortsbeirat regte dabei an, dass dieser Treppenturm so zu optimieren sei, dass sich eine Trocknungsmöglichkeit für Zelte angliedert – gefolgt von einem Stoßseufzer: Das Gesamtprojekt an der Stelle Hubertushütte ließe sich derzeit nicht qualifiziert beurteilen, „denn die für die Pfadfinderarbeit erforderliche Nähe von vollerschlossenen Lagerflächen, Parkplätzen und Outdoorfläche ist nicht Bestandteil der vorgelegten Planung“, kritisierte Kunze. So fordere der Ortsbeirat, dass die für die Pfadfinder erforderlichen funktionalen Nebengebäude und Flächen in unmittelbarer Nähe zu dem vorgesehenen Standort der Waldlehrschule Grafschaft mit Pfadfinderheim realisiert werden müssten.

Der Stamm leidet derzeit unter den Einschränkungen, mit dem dieser inzwischen im sechsten Jahr zurechtkommen muss.

Ortsvorsteher Lothar Barth (FWG)

Die Zeitschiene vor Augen, regten sich beim Ortsbeirat in der Hinsicht, Bedenken. Es dauere wohl noch Jahre, bis dass Gewissheit darüber bestünde, ob das Projekt am vorgesehenen Standort der Hubertushütte umgesetzt werden könne. Kunze: „Nach den bisherigen zeitlichen Aussagen dazu, werden die Pfadfinder dann wohl schon im neunten oder im zehnten Jahr in ihrem Provisorium sein.“ Möglicherweise stelle sich nach Abschluss der Verfahren, Änderungen des Flächennutzungsplanes (FNP) und Aufstellung des Bebauungsplans (B-Plan) „in vielleicht zwei Jahren heraus, dass das Projekt an dem Standort Hubertushütte scheitert“. Dann müsse die Gemeinde mit der Suche nach einem neuen Standort beginnen, skizzierte das Gremium die Lage. Unklar sei, inwieweit das Vorhaben Umweltbelastungen und Verkehrsbelastungen zum Waldrand hin bedinge.

Ortsbeirat will Alternativstandort

Aufgrund der schon langen Wartezeit der Pfadfinder sei dem Ortsbeirat „dieses Szenario zu riskant“, meint der FWG-Vize Kunze. Daher regte der Ortsbeirat an, dass der Grafschafter Gemeinderat einen Alternativstandort vorbereiten beziehungsweise entwickeln lässt, „auf den das im Entwurf vorgestellte Gebäude passt beziehungsweise die Rahmenbedingungen dafür parallel über FNP und B-Plan zu dem Verfahren an der Hubertushütte geschaffen werden“, so der FWG-Mann. Unisono findet es der Ortsbeirat gegenüber dem Vertragspartner Pfadfinder „unzumutbar, einen solchen Schritt möglicherweise erst in zwei oder drei Jahren einleiten zu müssen“. Dies sollte vorausschauend früher getan werden.

Als Alternativfläche, die entwickelt werden könne, sieht der Ortsbeirat eine Teilfläche der Liegenschaft Pappelstadion. Ungeachtet dessen formulierte das Gremium die Bitte: Die Verfahren zur Realisierung der Ersatzmaßnahme für die Pfadfinder seien „mit höchster Priorität voranzutreiben“. Der Gemeinderat müsse bereits bei der anstehenden Beratung in der Sitzung am 21. März eine Festlegung der Flächen für die Lagerflächen, die Parkplätze und die Outdoorfläche nahe der Hubertushütte festlegen. Zudem machte der Ortsbeirat darauf aufmerksam, „dass sich in der Bezeichnung des neuen Gebäudes die Namensgebung „Hans-Vössing-Haus“ wiederfinden muss“.

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