Steffen Schütze geht nach Bad Ems
Stadt braucht einen neuen Archivar: Steffen Schütze geht nach Bad Ems
Rund 700 laufende Meter Dokumente, Karten, Urkunden, Amtsbücher, rund 12.000 Postkarten und unzählige historische Fotos hatte Steffen Schütze zu verwalten. In der Hand hält er einen Teil des Schriftverkehrs von Brunnenbohrer Georg Kreuzberg. Foto: Tarrach
Tarrach

Steffen Schütze arbeitet die meiste Zeit für sich allein und steht selten im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Doch hat er in der Stadt eine wichtige Aufgabe: Er ist seit August 2003 Archivar im Archivverbund des Kreises und der Stadt. Er sortiert und archiviert die schriftlichen Dokumente, die für die Geschichtsschreibung von Interesse sind oder eine gesetzliche Aufbewahrungsfrist haben. Doch nun verlässt er das Ahrtal. Er will sich neu orientieren.

Zum 31. Dezember 2021 hat der im sächsischen Pirna geborene Archivwissenschaftler, Magister der Geschichte und Diplom-Archivar, nun seine Stellung im Blankartshof in Ahrweiler nach 18 Jahren überraschend gekündigt. „Ich bin nun mit 53 Jahren in einem Alter, da kann man gerade nochmals eine neue, spannende Aufgabe beginnen“, erklärt er seinen Weggang. Und spannend wird seine neue Aufgabe bestimmt werden: Hatte Ahrweiler eine interessante Historie und Bad Neuenahr mit Angehörigen zahlreicher Fürstenhäuser prominente Gäste, so ist Bad Ems das Bad, in dem Kaiser und Könige kurten.

Nicht nur durch die bekannte Emser Depesche wurde hier Weltgeschichte geschrieben. Und was ihn als leidenschaftlichen Sachsen besonders begeistert: Selbst der Sachsenkönig Friedrich August Albert (1828 bis 1902), schlicht Albert von Sachsen genannt, war regelmäßig in Bad Ems zur Kur. Welchen Magister der Geschichte aus Pirna würde dieses Kapitel nicht interessieren. So hat Steffen Schütze die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich auf die freie Archivarstelle im Kurbad an der Lahn beworben.

Am 1. Januar 2022 tritt er nun seine neue Aufgabe an. „Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, erklärt er. Bad Neuenahr-Ahrweiler besitze in der heinischen Region ein bedeutendes Archiv mit der besten städtischen Überlieferung ab 1228. Hier zu arbeiten, sei schon eine interessante Aufgabe gewesen. So freut es ihn der Sache wegen auch, dass die Stadt seine Stelle öffentlich neu ausgeschrieben und nicht einfach gestrichen hat.

Obwohl auch im Archivgebäude, dem Blankartshof in der Ahrhut in Ahrweiler, das Wasser im Juli knapp zwei Meter hoch gestanden hat, ist dort kein Archivgut verloren gegangen. „Das Wasser hatte vor dem Stadtarchiv wohl Respekt“, so Schütze. Als der Blankartshof 2005 zum Archiv wurde, hat man vorausschauend geplant und die Lagerräume hochwassersicher in die erste Etage gelegt. Rund 700 laufende Meter Dokumente, Karten, Urkunden, Amtsbücher, rund 12.000 Postkarten und unzählige historische Fotos sind so unversehrt erhalten geblieben.

Lediglich das jüngere Archivgut im Keller des Rathauses in Bad Neuenahr ist arg beschädigt worden. Um es zumindest irgendwann einmal restaurieren zu können, sind rund 20 Paletten voller Akten vorerst bei einer Firma in Troisdorf eingelagert worden. Schütze hofft, dass diese Herausforderung nicht an den Kosten scheitern wird.

Die Arbeit im Stadtarchiv Ahrweiler ist für Schütze mehr als nur eine Leidenschaft gewesen. Interessierte Ehrenamtler haben ihm immer zur Seite gestanden und geholfen. Trotzdem sind erst rund 3 Prozent des Bestandes digitalisiert oder auf Mikrofilmen gesichert. Immer wieder kommen neue Stücke hinzu, zum Beispiel die Nachlässe von alteingesessenen Familien. „Diese müssen auf Archivwürdigkeit gesichtet werden.

Liegen sie erst einmal im Container, sind sie für immer weg“, so Schütze. 2019 sind die Akten der alten Kur AG aus Bad Neuenahr in den Blankartshof gekommen oder auch das Fotoarchiv von Köbes Steinborn. Allein das Sichten dauert seine Zeit. Dann werden sie erst einmal sicher gelagert und irgendwann dann auch in Listen, Übersichten und auf Mikrofilm dokumentiert. Das alles sind Aufgaben, für die Personal und Finanzmittel gebraucht werden.

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