Dass das Ahrtal der perfekte Ort für eine Kaderschmiede solcher Experten ist, hat Alexander Kohnen schnell erkannt und 2009 das International Wine Institute (IWI) in Bad Neuenahr-Ahrweiler gegründet. Inzwischen sind Sommeliers keine Exoten mehr, und ihre Ausbildung hat gerade ein Update bekommen, das den Beruf weiter aufwertet in einer Zeit, in der Wein immer mehr zum Luxusprodukt wird, das erlebt werden will.
Pionier für die ersten IHK-Kurse
„In den 1990er-Jahren hat man angefangen, über Sommeliers zu sprechen“, erinnert sich Alexander Kohnen, der als Pionier in Koblenz die ersten IHK-Lehrgänge für die Deutsche Wein- und Sommelierschule mitentwickelte. Er war der Weg zum geprüften Sommelier mit einem IHK-Abschluss, auf den viele Arbeitgeber heute achten. „Rund 60 dieser Profis bilden wir pro Jahr aus“, so Kohnen.
Ab Oktober wird diese Fortbildung mit der Berufsbezeichnung „Geprüfte/r Berufsspezialist/in Sommelier/Sommelière“ auf das Niveau 5 des deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) angehoben. Das Niveau 5 liegt über einer abgeschlossenen Berufsausbildung und unter einem Bachelor-Abschluss. Mehr als 400 Unterrichtseinheiten statt wie früher 280 sind künftig zu absolvieren. „Das ist Meister-Niveau“, so Kohnen.
Fortbildung auf hohem Niveau
Auf die neuen Rahmenbedingungen, die sich auf Managementthemen und tiefgreifendes Weinwissen konzentrieren, habe sich das IWI eingestellt. „Es war eine große Herausforderung. Wir mussten für den bestehenden, bei der zentralen Stelle für Fernunterricht zugelassenen Kurs ein komplett neues Konzept sowie eine neue Zulassung und Änderung beantragen“, so Kohnen. Im November startet nun der erste Kurs. Die neue Ausbildung dauert jetzt 14 statt sechs Monate. Allerdings seien die Kosten für die Teilnehmer auch gestiegen, vor allem die Prüfungsgebühren. Das fordere von den Teilnehmern sehr viel ab – 9800 Euro für den Präsenzlehrgang und 4946 für den Fernkurs. „Wir spüren einen Rückgang der Nachfragen. Auch der Begriff Berufsspezialist verunsichert erst mal.“
Die Teilnehmer an den Kursen kommen hauptsächlich aus der Gastronomie, aber auch aus dem Handel, wo in Supermarktregalen inzwischen auch hochpreisige Weine zu finden sind, die einer Beratung bedürfen. Den richtigen Wein zu den Speisen zu empfehlen, gehört nach wie vor zur Königsdisziplin. „Der Sommelier ist hier wie ein Künstler im Theater, wenn er sein Wissen kundtut und Genießer inspiriert“, so Kohnen, der als Mitarbeiter im Restaurant des Hotels Ritz Carlton in London in den 1980er-Jahren erlebt hat, wie leidenschaftlich Weinverkauf zelebriert werden kann. Bei 300 bis 400 Positionen auf der Weinkarte eines Sternerestaurants sollte er aber auch dazu in der Lage sein, den dazugehörigen Weinkeller zu pflegen.
Sommelier: Ein Künstler im Theater
„Ein Sommelier der Zukunft ist auch Restaurantleiter“, so Kohnen. Um wegbrechende Arbeitsumfelder macht sich der IWI-Leiter keine Sorgen. „Es gibt jedes Jahr mehr Sternerestaurants“, so Kohnen. „Wenn man einen Sommelier hat, steigt der Umsatz an Wein um 200 Prozent.“ Und wer Wasser zum Wein ordert, wird darüber aufgeklärt, dass Kohlensäure den Weingeschmack verändert. Sprudelbläschen im Mineralwasser können bei Rotwein dazu führen, dass er nur noch nach Gerbstoff schmeckt.
Dass die Kinder der Babyboomer als nächste Genussgeneration weniger Alkohol trinken, macht Sommeliers nicht überflüssig. Davon sind Kohnen und seine Mitarbeiter, Raphael Kaupel (zuständig für die Organisation der Lehrgänge und die Betreuung der Teilnehmer) und Vera Schmickler, überzeugt. „Ein Sommelier verkauft nicht nur Wein, sondern auch Säfte, Limonaden oder Kaffee“, so Kaupel. Und Antworten auf Fragen nach Nachhaltigkeitsstandards geben zu können, sei heute ebenfalls wichtig, findet Schmickler.
Biobetriebe im Fokus
Dem nachhaltigen Weinanbau ist denn auch ein neues Projekt des IWI gewidmet, bei dem auch Biobetriebe in der Region besucht werden, die nach Meinung Alexander Kohnens die IWI-Kompetenz in Sachen Weiterbildung im Dienstleistungsbereich zu wenig nutzt. Mit dem “Ahrwein des Jahres" einen renommierten Preis zusammen mit der Kreissparkasse initiiert zu haben, wertet er als größten Erfolg. Außerdem hilft das IWI dabei, Weinmajestäten aus dem Ahrtal bei Sensorikseminaren sattelfest zu machen für die Wahlen zur Deutschen Weinkönigin – ein ehrenamtliches Angebot, das wohl auch Spuren hinterlassen hat. Gerade war wieder Katja Hermann bei Alexander Kohnen, die im September zur Wahl der Deutschen Weinkönigin antreten wird.