Ahrtal
Sommeliers im Ahrtal: Solidarität und Neugier auf Spitzenweine
image003
Yvonne Heistermann, Präsidentin der Sommelier Union, erklärt, warum das Ahrtal als Tagungsort ausgewählt wurde.
Jacobi Fotografie

Sommeliers aus ganz Deutschland werden sich am 16. und 17. Juni im Ahrtal zu einem Campus treffen. Die Wahl des Veranstaltungsorts war eine bewusste Entscheidung. Die RZ sprach im Vorfeld mit der Präsidentin der veranstaltenden Sommelier Union Yvonne Heistermann.

Lesezeit 3 Minuten

Der Campus der Sommelier Union Deutschland wird am 16. und 17. Juni im Ahrtal veranstaltet. Rund 130 Sommeliers aus ganz Deutschland werden anreisen, um hier nicht nur ihre Mitgliederversammlung abzuhalten, sondern auch die Spitzenweine des Anbaugebiets und die hiesigen Winzer kennenzulernen. Unter dem Motto „Spätburgunder als Passion“ präsentiert der VDP Ahr sieben Große Gewächse des Ahrtals im Vergleich. Ein kulinarischer Abend ist im Gasthaus Sanct Peter in Walporzheim geplant. Die Sommelier Union hat bewusst das Ahrtal für ihren Campus ausgewählt. Die RZ sprach im Vorfeld mit der Präsidentin Yvonne Heistermann.

Warum hat die Sommelier Union das Ahrtal für ihren Campus ausgewählt?

Wir wechseln jedes Jahr unsere Tagungsorte für unsere mehr als 1200 Mitglieder. Im vergangenen Jahr waren wir im Weimarer Land, also im Osten Deutschlands. Drei Jahre nach der Flut sind wir nun im Ahrtal, wo viele Familien noch ziemlich stark betroffen sind. Wir wollen, dass das nicht in Vergessenheit gerät.

Wie viele Mitglieder werden da sein?

130 Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland. Viele nehmen weite Wege auf sich und kombinieren das mit Ausflügen, um Winzer an der Ahr zu besuchen. Es sind Sommeliers, die nicht nur im Gastgewerbe, sondern auch im Handel arbeiten.

Welche Botschaft wollen Sie aus dem Ahrtal mitnehmen?

Nach wie vor geht es um Solidarität. Aber es geht in Zeiten, in denen von sinkendem Weinkonsum berichtet wird, auch um die Botschaft: Wir haben so viele tolle Winzer in Deutschland, natürlich auch an der Ahr, sodass man wunderbar noch viele Entdeckungen machen kann.

Welchen Stellenwert hat denn der Ahrwein momentan – im Handel oder in der Gastronomie?

Das ist abhängig davon, ob wir von der gehobenen Gastronomie sprechen und dem Fachhandel oder vom Einzelhandel. Ich denke, die meisten Ahrweine werden ja schon in der Region getrunken und im Einzugsgebiet Köln-Bonn. Aber in der gehobenen Gastronomie haben natürlich die hervorragenden Spätburgunder einen sehr großen Stellenwert.

Also stehen sie auch schon mal in Bayern auf der Karte oder auf Sylt?

Ja, in Bayern oder auch Berlin und auf Sylt. Das ist richtig.

Gibt es denn da noch Luft nach oben? Könnte der Ahrwein Zugang finden zu Getränkekarten in Restaurants, die nicht zur gehobenen Gastronomie gehören? Oder ist er zu teuer, um ihn dort unterzubringen?

Auch in ganz klassischen Restaurants abseits der Michelin-Sterne haben Ahr-Weine eine gute Chance, wenn sie entsprechend aktiv vom Service angeboten oder im offenen Ausschank serviert werden. Es ist ja auch immer schön für einen Gast, wenn er in der Gastronomie etwas Neues entdecken kann. In der Sommelier-Szene ist Ahrwein natürlich bekannt und wegen der hohen Qualität sehr geschätzt. Ich weiß aber von einigen Mitgliedern, die nach dem Campus noch im Ahrtal bleiben und auch Winzer besuchen möchten mit dem Ziel, dabei auch abseits von VDP-Weinen Entdeckungen zu machen.

Entdeckungen, die dann im günstigeren Preissegment zu finden sind?

Ja, das ist sicherlich ein Aspekt. Viel wichtiger ist aber das tolle Gefühl, eher unentdeckte Weine zu finden, über die nicht jeder spricht und die kaum jemand auf dem Schirm hat. Wir Sommeliers sind ja immer auf der Suche nach neuen oder unbekannten, aufregenden Weinen. Auf Reisen fühlen wir uns immer ein bisschen wie Trüffelschweine.

Wie gefragt sind Sommeliers in einer Gastroszene, die momentan stark zu kämpfen hat? Gibt es überhaupt eine Nachfrage nach Sommeliers oder eher einen Personalmangel?

Es gibt beides – die hohe Nachfrage und den Personalmangel. Bei uns kommen am schwarzen Brett sehr viele Anfragen in der Schule (Anmerkung der Redaktion: Yvonne Heistermann ist Dozentin an der Deutschen Wein- und Sommelierschule Koblenz und unterrichtet am International Wine Institut das Weinland Schweiz. Zudem ist sie seit 1998 im Prüfungsausschuss der IHK zu Koblenz) für offene Stellen an. Wenn man eine Zentralvermittlung hätte, könnte man genügend Fachkräfte vermitteln.

Die Sommelier Union

Die Sommelier Union ist eine vernetzte Organisation mit 1200 Mitgliedern. Sie vertritt als Deutschlands einzige, unabhängige Vereinigung die Interessen der Sommelier. Seit der Gründung im Jahr 1976 fördert sie innerhalb einer international anerkannten Interessengemeinschaft den professionellen Austausch der Sommeliers – national und international. Außerdem werden die Mitglieder weitergebildet. bea

Top-News aus der Region