Adenau – Goldgräberstimmung in der Verbandsgemeinde Adenau: Vom großen Kuchen Windenergieanlagen respektive zu erwartenden Pachteinnahmen wollen alle Ortsgemeinden etwas abbekommen. Um einer Verpsargelung der Landschaft entgegenzuwirken, strebt der VG-Rat einen Solidarpakt an.
In Sachen erneuerbare Energien, insbesondere Windkraftanlagen, gab der Verbandsgemeinderates Adenau in seiner jüngsten Sitzung mit einer Gegenstimme die Richtung vor. Auch wenn die Landesregierung noch keinen endgültigen „Windkrafterlass“ beschlossen hat, will man für den Ernstfall gerüstet sein und sich durch eine Teilfortschreibung des Flächennutzungsplanes die Lenkungshoheit für die Bestimmung von geeigneten Flächen sichern.
Um eine geordnete Planung sicherzustellen, beauftragte der VG-Rat ein Planungsbüro in Brohl-Lützing mit der Grundlagenarbeit. Rund 25 000 Euro wird das Gutachten kosten und dem Rat Informationen liefern, wo in der VG Windkraft- oder sonstige Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien angesiedelt werden könnten.
Tatsache ist, dass die gesamte Fläche der VG mit ihren 257 Quadratkilometern in irgendeiner Weise unter Naturschutz steht. Da sich aber in naher Zukunft wahrscheinlich diese Sichtweise ändern werde und auch bisherige „Tabu-Zonen“ im Rahmen des Windkrafterlasses als Standorte genehmigungsfähig werden können, wolle man durch einen entsprechend angepassten Flächennutzungsplan die „Verspargelung“ der Landschaft verhindern. „Wir wollen die örtlichen Rahmenbedingungen setzen können“, erklärte Verbandsbürgermeister Hermann-Josef Romes.
Knackpunkt für die VG mit ihren 37 Ortsgemeinden (OG) allerdings sind die Einzelinteressen der Gemeinden. Einige OG haben bereits Verträge mit Anbietern von Windanlagen abgeschlossen, die Gemeinden Trierscheid, Senscheid, Aremberg und Dorsel haben Anträge zur Änderung des Flächennutzungsplanes zur Errichtung von Windenergieanlagen bei der Verwaltung eingereicht. Laut VG-Ratsbeschluss werden die Entscheidungen darüber vorerst zurückgestellt. „Nicht Goldgräberstimmung darf den Ton angeben sondern Ruhe und Besonnenheit. Profitieren müssen möglichst viele“, mahnte Romes.
Dieser Sichtweise stimmten Mitglieder aller Fraktionen zu. Einig war man sich, dass man nach einem tragfähigen Solidarpakt suchen müsse, damit Windenergieanlagen an konzentrierten Orten angesiedelt werden können und eventuelle Erträge allen Gemeinden zugute kommen. Mancher Ortsbürgermeister habe bereits Dollarzeichen in den Augen, wenn es um mögliche Windräder in seiner Gemarkung gehe, sagte Wolfgang Frings (SPD). Alwin Brenner (FWG) warnte vor geldgierigen Gemeindebeschlüssen und mahnte Zusammenarbeit an. Auch die Idee eines Zweckverbandes stand im Raum.
Die VG Adenau wolle sich aktiv an der Energiewende beteiligen, aber auch den Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft im Auge behalten, fasste Romes zusammen. Solidarpakte im Geiste zwischengemeindlicher Rücksichtnahme seien das Gebot der Stunde.