Ganz normal und doch ganz anders
So wird im Kloster Silvester gefeiert: Mönche in Maria Laach gewähren Einblick
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Bruder Jonas Hilger von den Benediktinern kann seine musikalische Begabung auch im Kloster Maria Laach ausleben. Foto: Martin Ingenhoven
Martin Ingenhoven

Maria Laach. Dinner for one, Raclette und Feuerwerk – das dürften wohl die unverzichtbaren deutschen Bestandteile einer jeden Silvesterparty sein. Und während Weihnachten als typisches Familienfest gilt, wird der Jahreswechsel zumeist im Freundeskreis begangen. An Neujahr wird dann selbstverständlich lange ausgeschlafen. Doch wie begeht man den Jahreswechsel eigentlich im Kloster, wo die Herkunftsfamilie weit weg und der Tagesablauf streng geregelt ist?

Die RZ hat mit Bruder Jonas Hilger gesprochen. Bruder Jonas gehört zum Benediktinerkonvent (Abkürzung OSB) in Maria Laach und hat uns einen Einblick in seine Pläne für den Jahreswechsel gewährt.

Bruder Jonas, Sie sind der jüngste Mitbruder im Kloster Maria Laach. Wie verbringen Sie persönlich den Silvesterabend?

Wir feiern hier im Kloster Maria Laach tatsächlich schon ein bisschen beim Abendessen mit Bier und Co. bis zur Komplet, das ist so eine Stunde. Aber die meisten gehen dann nach der Komplet (beginnt um 19.45 Uhr) ins Bett. Denn anders als „draußen“ beginnt unser Neujahrsmorgen ganz normal um 5.30 Uhr mit dem ersten klösterlichen Gottesdienst. Wir Jüngeren bleiben aber schon bis Mitternacht wach und stoßen mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr an. Der beste Platz dafür ist übrigens auf einer Holzplattform im Vierungsturm unserer Kirche. Von dort hat man einen wundervollen Blick über den See und kann das Feuerwerk der umliegenden Gemeinden beobachten. Außerdem läuten alle zwölf Glocken und wir können uns dort an einem sehr speziellen Platz Gottes Segen zum neuen Jahr wünschen.

Wie sieht es mit anderen typischen Silvestertraditionen aus? Bereitet die Küche etwas Besonderes zu?

Wir haben eine hervorragende Klosterküche, da wird es in jedem Fall etwas Gutes geben. Allerdings steht der Silvestertag als Jahresabschluss ohnehin nicht wirklich im Fokus des kirchlichen und geistlichen Lebens. Zu Weihnachten sind wir aber eher klassisch unterwegs, da gibt es oft einen guten Braten mit einem Rotwein. In diesem Jahr werde auch ich mit ein paar Freunden zusammen zu Silvester wohl Raclette essen, als kleine Belohnung nach getaner Arbeit.

Oh, köstlich. Wie kommen Sie zu der Ehre?

Für mich persönlich steht der Jahreswechsel in diesem Jahr ganz im Zeichen unseres Silvesterkonzertes, das ich zusammen mit unserem Pater Philipp Meyer und dem Barockorchester Cappella Confluentes aus Koblenz gestalten darf. Das wird sicher schön und aufregend zugleich werden, und ein gemeinsames Essen ist doch ein wunderbarer Abschluss für ein solches Ereignis. Von dem Gedanken an ein paar ruhige Tage im Kloster habe ich mich mittlerweile übrigens verabschiedet. Denn nach dem festlichen Barockkonzert steht am 5. Januar unsere große Orgelweihe an. Das wird für Maria Laach und auch für mich persönlich natürlich etwas ganz Besonderes. Der Bischof kommt zu diesem Anlass und wir werden auch mit unserer Cappella Lacensis, unserem Kammerchor, wunderbare Gottesdienste gestalten.

Das klingt dennoch so, als würden Sie ihren gewohnten klösterlichen Lebensrhythmus nicht sonderlich ändern.

Warum auch? Im monastischen Leben geht es ja gerade um diese Regelmäßigkeit und Beständigkeit. Bloß an Weihnachten und Ostern, den beiden Brennpunkten des Kirchenjahres, wird der übliche Tagesablauf gezielt aufgebrochen. An Weihnachten zum Beispiel feiern wir die Christmette in der Nacht um 23.30 Uhr. Das ist auch für uns nicht alltäglich und verdeutlicht das Besondere, es geht hier eben um nichts Geringeres als die Menschwerdung unseres Gottes. Mein Lieblingsgottesdienst an Heiligabend sind aber die Vigilien um 19 Uhr. Dort singen wir alles, was wir singen können, sogar die Lesung, im Gregorianischen Choral. Das ist wundervoll und jedes Jahr ein Höhepunkt.

Der Heilige Silvester gehört sicherlich nicht zu den großen Heiligen der katholischen Kirche. Welche theologische Bedeutung hat der letzte Tag des Jahres für das Kloster?

Papst Silvester I. gilt ja als der erste Papst, der nach dem Toleranzedikt Kaiser Konstantins gewirkt hat. Geschichtlich ist er daher eine sehr interessante Person. Leider wissen wir aber nur wenig Konkretes über sein Leben und Wirken, weshalb das Fest des heiligen Silvester nur ein sogenannter „nichtgebotener Gedenktag“ im liturgischen Kalender ist. Auch für unsere Gemeinschaft steht dieser Tag daher ganz im Zeichen des Jahreswechsels. Der wichtigere Tag ist kirchlich gesehen der 1. Januar als Hochfest der Gottesmutter Maria. Dennoch ändern wir unseren Gottesdienstablauf ein wenig. So wird in der Vesper eine kleine Predigt gehalten, was sonst nicht der Fall ist. Denn viele Menschen nutzen unser Abendgebet um 17.30 Uhr als persönliche Jahresschlussandacht. Diesen Menschen dürfen wir einen kleinen Impuls mit auf den Weg ins neue Jahr geben.

Wie halten Sie es an den Tagen zwischen den Jahren mit Familienbesuchen?

An Weihnachten und zum Jahreswechsel nimmt eigentlich niemand von uns Brüdern Urlaub. Wir wollen diese Tage ja auch ganz bewusst in unserer Klosterfamilie begehen. Ab dem 27. Dezember kann man schon mal eher zwei Tage zur Familie. Eigentlich vermisse ich die großen Feiern mit der ganzen Verwandtschaft nicht so sehr, da sind ja meist so viele Menschen beisammen, dass man kaum Zeit füreinander und für gute Gespräche findet. Ich bin lieber zwischendurch mal auf Familienbesuch. Oder ich halte es wie in diesem Jahr, da kommen meine Eltern und Großeltern für zwei Tage anlässlich der Orgelweihe nach Maria Laach. Da freue ich mich schon drauf.

Das Gespräch mit Bruder Jonas Hilger führte Martin Ingenhoven

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