Da stehen sie in der Sonne, eine Handvoll E-Bikes mit der auffälligen grünen Hinterradverkleidung, auf der der Name AW-Bike prangt. Am neuen Verleihstandort vor dem Gesundheitsamt in Bad Neuenahr-Ahrweiler könnte man den Eindruck gewinnen, dass Leihfahrrad-Angebot gut ein Jahr nach seinem Start nicht besonders gut angenommen wird. Ist das Projekt AW-Bike ein Flop?
„Wir sind mit dem ersten Betriebsjahr sehr zufrieden.“
Dorothee Güth, Leiterin der Abteilung 4.1 der Kreisverwaltung Ahrweiler
„Überhaupt nicht“, sagt Dorothee Güth, Leiterin der Abteilung 4.1 in der Kreisverwaltung Ahrweiler und als solche mit zuständig für das Angebot an Leihfahrrädern im Kreis Ahrweiler. „Wir sind mit dem ersten Jahr sehr zufrieden, und die aktuellen Zahlen zeigen, dass das Angebot zunehmend genutzt wird.“
Ziemlich genau 10.000-mal sind die insgesamt 80 Pedelecs, die seit März 2024 an derzeit an 19 Stationen im Kreisgebiet aufgestellt sind, im ersten Betriebsjahr ausgeliehen worden. Und die aktuellen Werte aus dem zweiten Betriebsjahr, den Monaten März und April 2025, liegen deutlich über den Ausleihzahlen des Vorjahres: mit einem Plus von 55 Prozent gegenüber dem März 2024 und etwa 35 Prozent mehr für den April 2025.

„Natürlich ist die Nutzung der E-Bikes stark wetterabhängig“, sagt Dorothee Güth. Doch insgesamt war man im Kreishaus positiv davon überrascht, wie intensiv die Fahrräder auch in den durchgängig kalten Monaten genutzt werden. Immerhin 374-mal wurde etwa im eisigen Februar dieses Jahres ein Fahrradschloss eines AW-Bikes per Handy-App geöffnet, trotz der nicht gerade fahrradfreundlichen Witterung. Spitzenmonat bislang war – wenig überraschend – der August mit 1151 Ausleihvorgängen.
Bis zu 150.000 Euro kostet das Angebot den Kreis pro Jahr
Die exakte Statistik zur Nutzung der AW-Bikes erhält man in der Kreisverwaltung vom Betreiber des Verleihsystems, der Firma Nextbike mit Sitz in Berlin. Der Kreis fungiert lediglich als Auftraggeber – und Finanzier dieses zusätzlichen Mobilitätsangebots für Bewohner und Gäste des Kreises. Denn ebenso wie der öffentliche Busverkehr ist auch dieses Mobilitätsangebot ein Zuschussgeschäft. Zwischen 100.000 und 150.000 Euro lässt sich der Kreis das pro Jahr kosten, abhängig vom Einspielergebnis aus dem kostenpflichtigen Verleih.
Die Abwicklung und Überwachung des Angebots von Nextbike übernimmt im Auftrag des Kreises der Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM). Das kommunale Unternehmen, in dem viele Nachbarkommunen gemeinsam den Bus- und Bahnverkehr in der Region organisieren, besitzt die notwendige Expertise, dieses Zusatzangebot zu steuern. Denn der öffentliche E-Bike-Verleih ist auch als Ergänzung zum Bus- und Bahnverkehr gedacht.

Und als solcher wird er tatsächlich auch genutzt – besonders intensiv in Remagen. Beliebtester Ausleihpunkt ist der Bahnhof Remagen, gefolgt vom Rhein-Ahr-Campus. Das legt den Schluss nahe, dass Studierende der Hochschule, die oft per Bahn aus der Region anreisen, die AW-Bikes für die letzten Kilometer bis zur Hochschule nutzen. Ebenfalls beliebt bei den Nutzern sind die Stationen Kripp-Fähre, Ahrtor in Ahrweiler und Kurgarten Bad Neuenahr. Allein über diese fünf Ausleihstationen sind im ersten Jahr 66 Prozent aller Fahrradausleihen abgelaufen.
Räder werden für Alltagsfahrten genutzt
Was die Daten aus dem ersten Betriebsjahr ebenfalls zeigen: Überwiegend werden die Fahrräder für kurze Strecken genutzt. 71 Prozent aller Fahrten dauern weniger als eine halbe Stunde. „Das deutet darauf hin, dass es sich hierbei überwiegend um Alltagsfahrten handeln dürfte“, analysiert Dorothee Güth. Ein weiterer Hinweis in diese Richtung ist, dass 75 Prozent aller Fahrten sogenannte Streckenfahrten sind – also die Räder an einer Station ausgeliehen, und an einer anderen wieder abgestellt werden. Die restlichen 25 Prozent sind Rundfahrten, bei denen das Rad an der Ausleihstation auch wieder abgegeben wird. Bei diesen Fahrten geht man davon aus, dass viele der Freizeitnutzung dienen, also einfach, um die Region einmal auf einer lockeren E-Bike-Runde zu genießen.

Ungefähr 3000 Kunden hat das AW-Bike Angebot im ersten Jahr überzeugt. Sie haben sich die entsprechende Nextbike-App auf ihr Handy geladen und angemeldet. Das ist die Voraussetzung für die Nutzung der E-Bikes. Dort ist dann auch auf einer Karte zu erkennen, an welcher Ausleihstation zwischen Bad Breisig und Adenau, Grafschaft-Ringen und Kempenich wie viele Räder bereitstehen und wie der Ladestand der jeweiligen Akkus ist. Immerhin bis zu 60 Kilometer soll die Reichweite im Höchstfall betragen, die man mit Motorunterstützung fahren kann.
Schnupperangebot bis Ende Juni
Im Basistarif für Gelegenheitsfahrer kostet die Ausleihe 2 Euro für die ersten 30 Minuten, für jede weitere halbe Stunde werden 1,50 Euro berechnet. Es gibt auch Monats- und Jahrestarife, die bei häufigerer Nutzung die Kosten ein wenig reduzieren helfen. „3000 Nutzer sind ein guter Anfang. Aber natürlich freuen wir uns, wenn noch mehr Bürger und Gäste die AW-Bikes nutzen“, sagt Dorothee Güth. Um das Angebot einfach einmal auszuprobieren, gilt noch bis Ende Juni ein Gutscheincode, der die erste halbe Stunde einmalig kostenfrei schaltet.
So funktioniert das Ausleihen
Voraussetzung für die Nutzung eines AW-Bikes ist die Handy-App der Firma Nextbike. Ist diese auf das eigene Smartphone geladen und der Nutzer registriert, können die AW-Bikes im Kreis Ahrweiler aber auch Räder in anderen Städten und Regionen genutzt werden. Eine Karte zeigt die Standorte der Räder und den jeweiligen Ladezustand an. Per App kann das Fahrradschloss geöffnet werden und einer Fahrt steht nichts mehr im Wege. Im Basistarif kostet die erste halbe Stunde 2 Euro, jede weitere 1,50 Euro. Es gibt aber auch Monats- und Jahrestarife. Bis zum 31. Juni gilt ein Schnupperangebot: Bei Eingabe des Codes „AWbike25“ in die App sind die ersten 30 Minuten einmalig kostenfrei.