Betrieb geht im August los
So funktioniert das neue Solarthermiefeld in Neuenahr
Es scheint nur so, dass alles ein wirres Ducheinander ist. Daher schauen Dominik Neswadba, Geschäftsführer der Ahrtal-Werke (rechts), sowie Christophe Vianden, Bereichsleiter Energiewirtschaft der Ahrtal-Werke, lieber nochmals auf die Zeichnung.
Jochen Tarrach

Wer an der B266-Abfahrt Bad Neuenahr-Ost unterwegs ist, hat sie vielleicht bemerkt: die Baustelle für das neue Solarthermiefeld der Ahrtal-Werke, da im August an den Start geht. Wir haben geschaut, wie die Technik zur Wärmegewinnung funktioniert. 

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Rund 600.000 Kilowattstunden umweltfreundliche Wärmeenergie soll das 1600 Quadratmeter große neue Solarthermiefeld der Ahrtal-Werke im Bereich der B266-Abfahrt Bad Neuenahr-Ost an der Kreuzstraße im Jahr erzeugen und damit den Jahreswärmebedarf von 50 Einfamilienhäusern decken. Das erklärte Dominik Neswadba, Geschäftsführer der Ahrtal-Werke unserer Zeitung bei einer Besichtigung. Der Bau sei ein bedeutender Schritt in Richtung nachhaltiger Energieversorgung für Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Die Gestelle zum Aufstellen der Solarkollektoren stehen und auch die Kollektoren selbst sind schon eingetroffen.
Jochen Tarrach

Die Sonne wird kostenlos dank modernster Kollektortechnologie und eines intelligenten Energiemanagementsystems eine hohe Effizienz auch bei schwankenden Wetterverhältnissen erreichen. Gegenüber einer fossilen Wärmeerzeugung werden rund 150 Tonnen Kohlenstoffdioxid jährlich eingespart und sorgen in der Kreisstadt für eine spürbare Klimaverbesserung. Schon im August 2025 soll das neue Solarthermiefeld in Betrieb genommen werden. Die Investitionssumme beziffert Neswadba auf rund eine Million Euro. Steht das Solarthermiefeld einmal, fallen nur noch geringe Wartungs- und Betriebskosten an.

„Auf die Gestelle werden nun in den nächsten Tagen die bereits angelieferten Paneele montiert.“
Christophe Vianden, Bereichsleiter Energiewirtschaft der Ahrtal-Werke

Den Autofahrern wird in den vergangenen Wochen die ungewöhnliche Baustelle zwischen der B266-Ab- und Auffahrt sowie dem Kreisel in Richtung Berufsbildungszentrum aufgefallen sein. Überall ragen inzwischen schwarz ummantelte Anschlussstücke vom bereits verlegten, rund 500 Meter langen Rohrnetz aus dem Boden und auch die glänzenden Metallgestelle zum Aufnehmen der rund 450 Paneelen sind bereits auf zwei Feldern, dem sogenannten Nord- und Südfeld, montiert.

Über diese bereits montierten Stutzen wird das gewonnene Warmwasser in das Heiznetz eingeleitet.
Jochen Tarrach

„Auf die Gestelle werden in Sonnenrichtung und bestmöglichem Neigungswinkel zur Sonne nun in den nächsten Tagen die bereits angelieferten Paneele montiert“, erklärt Christophe Vianden, Bereichsleiter Energiewirtschaft der Ahrtal-Werke. Nur wer schließlich genau hinschaut, wird den entscheidenden Unterschied zu den meist genutzten Kollektoren bei Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung auf den Hausdächern bemerken.

Aufgeteilt in zwei getrennte Abteilungen wird das 1600 Quadratmeter große Solarthermiefeld die Sonne einfangen.
Jochen Tarrach

So sind die Abläufe in dem Solarthermiefeld

Zwar wird auch hier die Sonne eingefangen, aber die Solarthermie basiert auf einem völlig anderen, aber verblüffend einfachen Funktionsprinzip gegenüber der Photovoltaik: Die auf der Erde eintreffende Sonnenenergie wird in den Kollektoren direkt in Wärme umgewandelt und erhitzen so das durchlaufende Wasser im Solarkreis auf 75 bis 90 Grad Celsius. Das so erwärmte Heizwasser fließt zu einem Wärmetauscher und wird dort dem Heizungs- oder Brauchwasser der Ahrtal-Werke hinzugefügt. Wegen des Wasserschutzgebietes wird kein Frostschutzmittel verwandt.

Für alle Fälle wird auch eine Einrichtung zum Ableiten der Hitze eingebaut.
Jochen Tarrach

Da die Sonnenenergie nur tagsüber nutzbar ist, wird überschüssige Sonnenwärme in den Wärmespeichern im nahen Heizkraftwerk zwischengespeichert und während der Nachtstunden an das Fernwärmenetz wieder abgegeben. So können im Wärmekraftwerk Gas oder andere fossile Brennstoffe eingespart werden. Von dort aus werden die bereits am Fernwärmenetz angeschlossenen Haushalte und gewerbliche Kunden mit CO2-freier Wärme versorgt.

Ziel: Bis 2045 die gesamte Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien umstellen

Der Standort des neuen Solarthermiefeldes ist geradezu ideal, denn weder Bäume noch umliegende Bebauung können Schatten auf die Kollektorfläche werfen, dazu kommt noch die Nähe des Kraft-Wärme-Kopplungs-Kraftwerkes direkt an der Ahr. Das neue Solarthermiefeld passt gut zur von Stadt und Kreis ausgerufenen Klimawende, denn auch sie haben das Ziel, bis 2045 die gesamte Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien umstellen. Das neue Solarfeld wird in enger Zusammenarbeit der Ahrtal-Werke mit der Schweizer Firma TVP Solar und der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler realisiert.

Hier an der Abfahrt Bad Neuenahr-Ost der B266 sind die Ahrtal-Werke dabei, ihr neues Solarthermiefeld aufzubauen.
Jochen Tarrach

So nutzen die Ahrtal-Werke noch eine weitere alternative Energiequelle: den großen Sprudel im Kurpark von Bad Neuenahr. Aus 95 Metern Tiefe schießt das Wasser mit einer Temperatur von 37,5 Grad aus der Tiefe. Da das Thermalwasser zwar gebraucht wird, aber nicht die Wärme in dieser Menge, lag es nahe, eine Großwärmepumpe zu installieren und die nicht benötigte Wärme abzuzapfen und anderweitig zu nutzen.

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