Mit Andreas Geron haben die Sinziger am 8. Oktober 2017 erstmals einen parteilosen Bürgermeister gewählt. Am 18. Mai sind die Bürger erneut dazu aufgerufen, an der Urne zu entscheiden, wer ab 2026 für acht Jahre den Platz auf dem Chefsessel im Rathaus einnimmt. Auch Geron geht als Kandidat ins Rennen. Was aber hat er als Bürgermeister für Sinzig bisher erreicht? Eine Bilanz.
Corona, die Flut und das Thema Gasmangellage
Die äußeren Faktoren: Da steht an erster Stelle als Herausforderung die Flutkatastrophe im Juli 2021 mit ihren Auswirkungen, aber eben nicht nur. Geron spricht ebenfalls von einem „Katastrophenszenario“ im Hinblick auf die Corona-Pandemie. Sie habe die Verwaltungen in Sachen Entwicklungen anfangs lahmgelegt, weil es um Gefahrenabwehr gegangen sei. „Die Arbeitsfähigkeit war deutlich eingeschränkt“, so der Bürgermeister, der zudem an das Thema Gasmangellage nach der Flut erinnert. „Wir mussten Leuchttürme gestalten für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung in Fällen, in denen die Heizungen reihenweise ihren Betrieb aufgeben würden. Es waren also drei Katastrophen, die das Arbeiten erheblich erschwert haben“, sagt Geron.
„Ich glaube, kein Entscheidungsprozess in Sinzig ist transparenter in den letzten Jahrzehnten abgewickelt worden als die Standortsuche nach dem Feuerwehrgerätehaus.“
Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron
Transparente Kommunalpolitik: Das war ein Schwerpunktthema in seinem Wahlkampf 2017. Aber genau das nicht erfüllt zu haben, werfen ihm die Freien Wähler – Bürgerliste Sinzig (FWG) vor. Geron kann dies nicht nachvollziehen. „Das wundert mich“, sagt er. Die Vorlagen – auch die vom Bürgermeister – seien für alle einsehbar im Ratsinformationssystem. Sie würden genau so lang wie die Anträge der Fraktionen vor den Sitzungen bereits im Netz sein, so Geron. Explizit geht er auf das Ringen um den Standort des neuen Feuerwehrgerätehauses ein: „Ich glaube, kein Entscheidungsprozess in Sinzig ist transparenter in den letzten Jahrzehnten abgewickelt worden als die Standortsuche nach dem Feuerwehrgerätehaus.“ Es habe ein Fachgutachten und eine Standortanalyse gegeben sowie immer wieder die Gelegenheit der Fraktionen, Fragen zu stellen, wovon die FWG zuletzt aber keinen Gebrauch mehr gemacht habe, zählt der Bürgermeister auf. Er erinnert zudem an die vielen Sitzungen – allesamt öffentlich – zum Thema Feuerwehrgerätehaus. Der Gesamtentscheidungsprozess sei für jeden nachvollziehbar gewesen. „An der Stelle kann man wahrlich keine Intransparenz vorwerfen“, betont Geron und erläutert auch, warum er und die Verwaltung sich nach der Standortanalyse auf die Jahnwiese festgelegt haben: „Städtebaulich kann ich mir viele andere Dinge besser vorstellen als die Feuerwehr. Aber am Ende schlägt die Sicherheit der Bevölkerung die städtebaulichen Interessen.“
Größte Investitionen in Schulen und Kitas
Familienfreundliche Stadt, attraktive Wohngebiete als Grundlage für eine positive Entwicklung Sinzigs: ein weiteres Schwerpunktthema Gerons von 2017. Trotz der Katastrophen sei dieses Ziel erreicht worden, findet er und weist auf die acht städtischen Kitas – vormals vier – hin, die es mittlerweile in Sinzig gibt. Zudem sei mit dem Fachbereich Soziales für Familien und Sport etwas komplett Neues in der Verwaltung aufgebaut worden. „Deswegen bin ich überzeugt, dass wir eine sehr familienfreundliche Stadt sind“, so der Bürgermeister. „Die größten Investitionen – auch die in der Zukunft – sind die in Schulen und Kindertagesstätten“, ergänzt er. In Sachen Ausweisung von Bauland spricht er von einem bundesrechtlichen Desaster: die Europarechtswidrigkeit der Vorschrift im Baugesetzbuch. Viele reife Pläne seien durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zunichtegemacht worden – auch in Sinzig.

Im Hinblick auf die Innenstadt nennt Geron als Beispiel für ein belebendes Merkmal den Kauf und zügigen Abriss des Schandflecks in der Bachovenstraße 23–25, als die Verwaltung dazu in der Lage war. „Da hat man gezeigt, Verwaltung geht auch schnell“, so der Bürgermeister. Als weitere Beispiele gibt er den Umzug der Tourist-Info an den Marktplatz sowie den künftigen Standort der Bibliothek in der Bachovenstraße 1 an.
Zuverlässigkeit bei der Erledigung der Aufgaben durch motivierte städtische Mitarbeiter: der dritte Schwerpunkt von 2017. Geron betont, dass er mit niemandem vor dem Arbeitsgericht stand. „Ich denke, dass wir ein sehr wertschätzendes Klima in der Verwaltung haben, und ich bin wirklich froh über die Ideen und die Kreativität vieler Beschäftigter hier im Rathaus“, so der Bürgermeister.
„Wir sind eine Stadt und keine Verbandsgemeinde.“
Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron
Auch mit der Entwicklung der Wirtschaft in den vergangenen Jahren zeigt sich Geron zufrieden. „Wir haben eine Vielzahl an mittelständischen Unternehmen und Gewerbetreibenden“, meint er. Das würde dazu führen, dass die Gewerbesteuer Jahr für Jahr steige. „Das erkennt man daran, dass wir während meiner Amtszeit in jedem Jahr einen ausgeglichenen Haushalt hatten“, so der Bürgermeister. Und dies wiederum ermögliche, freiwillige Ausgaben zu leisten, das Ehrenamt und auch die Ortsteile zu stärken. So habe jeder Ortsteil seit diesem Jahr 5000 Euro zur freien Verfügung, um Ideen umsetzen zu können.

Alexander Albrecht will Bürgermeister von Sinzig werden
Wen wählen die Sinziger am 18. Mai zu ihrem neuen Bürgermeister? Das steht noch in den Sternen. Sicher ist bisher nur, dass Amtsinhaber Andreas Geron nicht als alleiniger Kandidat antritt.
Was die generelle Wertschätzung der Ortsteile angeht, verweist Geron darauf, dass in jeder Ortsbeiratssitzung ein Mitarbeiter aus der Führungsebene der Verwaltung anwesend sei, um die Ortsvorsteher und -beiräte zu unterstützen und mit Informationen zu versorgen sowie die Entscheidungen ins Rathaus zu tragen. „Aber eines ist ganz klar: Wir sind eine Stadt und keine Verbandsgemeinde“, betont Geron. „Sämtliche kommunale Infrastruktur in der Stadt steht allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung unabhängig davon, in welchem Ortsteil sie leben.“

Als Folge der Flutkatastrophe seien verstärkt Klimaschutz und -wandel ins Bewusstsein gerufen worden, so der Bürgermeister. Und da sei einiges bewegt worden. „Wir haben eine Klimaschutzmanagerin sowie ein Klimaanpassungsmanagement in der Verwaltung“, berichtet Geron und nennt als weiteres Beispiel das ins Leben gerufene Carsharingangebot. „Es werden E-Ladesäulen errichtet, es läuft ein Programm für Photovoltaik auf den Dächern. Und was eine ganz wichtige Lehre aus der Flutkatastrophe war: Wir sorgen für Versorgungssicherheit – gerade im Bereich des Wassers“, betont Geron m Hinblick auf das gemeinsame Projekt mit Bad Neuenahr-Ahrweiler für das Vorhalten einer Trinkwasserversorgung im Notfall. „Ich habe persönlich in der Flutkatastrophe gemerkt: Ohne Strom geht noch gerade so, aber ohne Wasser ist noch viel schlimmer als ohne Strom.“ Darüber hinaus sei die Straßenbeleuchtung digitalisiert worden, was eine Ersparnis von mehr als 400.000 Euro pro Jahr ausmache, nennt Geron noch einen weiteren Punkt in seiner Bilanz.
Prioritäten für eine mögliche zweite Amtszeit
„Viele Projekte sind angestoßen worden und mitten in der Realisierung. Ich würde gern auch künftig meine Fachkompetenz im Rahmen der Verwaltung und des Verwaltungsrechts einbringen, damit diese Projekte auch weiterlaufen und gut realisiert werden“, so Geron über seine Kandidatur. Bei den Herausforderungen sieht er als erste Priorität den Hochwasserschutz. „Es ist wichtig, dass wir in einigen Jahren sagen können: ,Wir sind gut vorbereitet auf künftige Hochwasser an Ahr und Rhein’.“ Zweite Priorität: eine seriöse Finanzpolitik, bei der Wert auf einen ausgeglichenen Haushalt gelegt werden müsse. Eine enorme Herausforderung, weil viel investiert werden müsse – vor allem in Schulen, Kitas und die Feuerwehr. Dritte Priorität: dass die Folgen der Flutkatastrophe in einigen Jahren kaum noch sichtbar sind, also Umsetzung der Großprojekte Spessartsteg, Thermalfreibad und Mensa mit Stadthalle. sm