Etwa 25 Stühle im Ratssaal blieben leer. Es waren vor allem Bürgermeisterkollegen da, einige Ratsmitglieder, zwei Dutzend Verwaltungsmitarbeiter, Ortsvorsteher, Vorsitzende von Vereinen und Organisationen. Kroegers Nachfolger Andreas Geron wird am Montag in sein Amt eingeführt. Vielerorts finden Amtsübergaben in einem statt, in diesem Fall nicht.
Vergangenheit und Zukunft sollen nicht miteinander vermischt werden. Was verständlich ist und rein praktisch eine gute Wahl: Allein bei Kroegers Verabschiedung hielten zehn Menschen Grußworte und Ansprachen – als letztes der gebürtige Niederzissener selbst.
Er hob den „gegenseitigen Respekt und das Miteinander“ hervor, im Stadtrat und in der Zusammenarbeit mit den Ortsvorstehern. In Politik und mit den 170 Mitarbeitern der Verwaltung sei es in all den Jahren eine Teamleistung gewesen, „menschlich gut, bis auf wenige Ausnahmen“. Seinem Nachfolger Geron hinterlasse er eine „hoch motivierte Mannschaft, die sich darauf freut, die kommenden Aufgaben zu bewältigen“.
Er selbst wisse, dass „meine Entscheidungen nicht alle überzeugt haben. Ich habe auch Fehler gemacht und musste Kritik einstecken.“ Aber die Kritik an ihm, besonders in den Sozialen Medien, sei „teils unwahr und ehrverletzend gewesen. Das hat das Maß des Erträglichen überschritten.“ Er forderte: „Man muss wieder mehr mit- statt übereinander reden und den Ehrenamtlern im Stadtrat mehr Respekt entgegenbringen.“ Namentlich bedankte er sich bei seiner Sekretärin Fanny Merting, bei der Ersten Beigeordneten Charlotte Hager und Tochter Svenja.
Die weiteren Redner gingen auf Kroegers Wirken und Leistung für Sinzig ein. Sie erzählten Anekdoten und überreichten Geschenke: Wein, ein Jahresabo fürs Geo-Magazin, Köstlichkeiten aus den Ortsteilen, eine Edelkastanie, ein gläsernes Bildnis der Kirche St. Peter. Für den Ruhestand wünschten sie ihm Zeit zum Abschalten, Erholung von der Last der vergangenen beiden Jahre und ihn zu genießen – was auch eine Kunst sei.
Ahrkreis-Landrat Jürgen Pföhler betonte die „solide finanzielle Lage“ Sinzigs mit dem niedrigsten Schuldenstand im Kreis: „Unter Ihrer Federführung wurden viele Projekte zum Wohl der Barbarossastadt auf den Weg gebracht und verwirklicht.“ Er habe Kroeger als einen Menschen kennengelernt, dem „Orte und Menschen am Herzen liegen“. Pföhler erzählte die Geschichte, wonach Kroeger 2008 die Premiere der Sinziger Seniorensitzung mit 5000 Euro aus der Privatschatulle vorfinanziert habe.
In den vergangenen Jahren hatte der Landrat allerdings „oft den Eindruck, als liege Sinzig nicht am Rhein, sondern an der See“. So hoch seien manchmal die Wellen geschlagen und so ein „starker Wind bläst einem hier um die Ohren.“ Aber als Bürgermeister müsse man das aushalten können.
Für die Fraktionssprecher im Stadtrat sagte Friedhelm Münch (FWG): „Die Zukunft entscheidet immer über die Vergangenheit. Und so wird die Geschichte ihr eigenes Fazit ziehen über das, was geleistet wurde.“ Er ging auf die diversen umgesetzten Projekte ein und hob Kroegers Wiederwahl 2009 hervor: „Zu den Bürgern sind Sie immer freundlich und höflich gewesen.“ Münch sagte aber auch: „Es wäre unredlich, wenn wir verschweigen würden, dass die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Rat auch mal schwierig war. Vielleicht wäre es manchmal besser und klüger gewesen, anders miteinander umzugehen und so zu einem besseren Ergebnis zu kommen.“
Michael Klein, Vorsitzender des Personalrats der Stadtverwaltung, sagte: „Wir bedanken uns für 16 Jahre, in denen Sie die Stadt Sinzig maßgeblich geprägt haben.“ Als Großvater werde Wolfgang Kroeger sicher noch aktiver sein als bisher.