Sinzig – Mit Bangen und Hoffen, aber vor allem mit großen Erwartungen gehen die Sinziger Portugiesen in ihr Sommermärchen.
Die Enklave von rund 200 Landsleuten in der Barbarossastadt wird sich heute Abend sowohl im Bistro Avo Barrota von Helena und Eric Pormiezimha in der Mühlenbachstraße als auch in ihrem Kulturverein in der Koblenzer Straße 90 vor den Großleinwänden und Bildschirmen platzieren. Wenn es so kommt wie bei der Weltmeisterschaft 2006 ist damit zu rechnen, dass sich zu ihnen auch zahlreiche Deutsche gesellen. Manche von ihnen auch in den portugiesischen Landesfarben gekleidet, um sich solidarisch zu zeigen.
Und so sehen die Sinziger aus dem Land der Seefahrer das kommende Spiel: Seine karnevalistische Majestät Prinz Adriano I. da Cunha sagt: „Das wird schlimm, sehr schlimm – sehr emotional.“ Nano Cabrita prognostiziert: „Das wird ein spannendes Spiel – das waren auch in der Vergangenheit sehr gute Begegnungen auf sehr hohem Niveau von zwei ebenbürtigen Gegnern mit unterschiedlichen Spielsystemen.“ Er tippt ein 2:1 – klar für Portugal.
Auch Fernando Penny ist sich sicher: „Wir gewinnen, ganz klar – weil wir diesmal einfach dran sind. CR 7 macht den Unterschied.“ CR 7 ist Cristiano Ronaldo. Der ist auch für Carlos Mota der Garant für einen Sieg: „Die Deutschen haben elf – wir haben nur einen“, schmunzelt er. „Ich habe den Eindruck, dass weder die Deutschen noch die Portugiesen viel Vertrauen in ihre eigene Mannschaft haben“, sagt Michel Mota. „Mein Wunsch wäre ein Unentschieden“, steuert Helena Barreto, Vorsitzende des Portugiesenvereins, bei. Eine kitzelige Begegnung erwartet aber Hugo da Silva: „Das wird eng, wir waren schon 2006 die bessere Mannschaft und haben trotzdem verloren, viel hängt davon ab, ob Ronaldo 100 Prozent gibt.“
Einig sind sich die Portugiesen darin, dass es bei früheren Weltmeisterschaften sechs sehr starke Mannschaften gab, die den Titel unter sich ausmachten. Heute seien es aber eineinhalb Dutzend Mannschaften, die auf dem Platz erstaunliche Fähigkeiten beweisen. „Wir sind beide auf Augenhöhe, deshalb fällt nur ein Tor, und zwar für uns“, sagt Dennis Mota. Wird es also nach einer Zitterpartie den großen Freudentaumel geben? „Wir können spekulieren so viel wie wir wollen, wir können nach zwei Spielen heulen, dass wir rausgeflogen sind oder sieben geile WM-Spiele sehen und Weltmeister sein, alles ist möglich“, betont Fernando Penny. Bratwurst und gegrillte Sardinen im Bistro und Bifana im Portugiesenverein mit jeder Menge Sagres, Sangria, Wein und kühlen Getränken werden jedenfalls dafür sorgen, dass zumindest der Kalorienpegel stimmt.
Von unserer Mitarbeiterin Judith Schumacher