Wiederaufbau nach der Flut
Sinziger Bogenbrücke an der Kölner Straße entsteht neu
Stand heute wurde im Bereich der Brücke schon das Ufer verändert.
Judith Schumacher

Nun ist klar: Die Brücke an der Kölner Straße, die der Flut trotzte, wird abgerissen und neu gebaut. Nur so kann die größtmögliche Durchflussmenge in dem Bereich erlangt werden.

Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal vom Juli 2021 war sie im stark betroffenen Sinzig die direkte Verbindung nach Remagen und ins Ahrtal: die Brücke an der Kölner Straße. Nun soll sie abgerissen und neu gebaut werden. Das wurde jetzt im Zuge der Vorstellung des sogenannten Ahrkorridors im Sinziger Haupt- und Umweltausschuss bekannt.

Hierbei soll die Ahr auf einer Breite von 60 Metern zwischen dem von der Flut weggerissenen Spessartsteg nahe dem Schwanenteich und der B9 erweitert werden. Im Uferbereich in diesem Abschnitt werden bei der Aufweitung nicht nur große Vegetationsflächen samt Bäumen, Sträuchern und anderem Bewuchs entfernt, sondern auch große Areale für die Zeit der Umgestaltung und darüber hinaus beeinträchtigt, wie in der Sitzungsvorlage nachzulesen ist. Nach der verheerenden Flut 2021 entstandene Biotope und Habitate werden durch die Maßnahme erneut zerstört.

Trotz der Wassermassen und mitgeführtem größerem Unrat ist die Bogenbrücke nicht havariert. Hier eine Aufnahme, die zwei Tage nach der Flut entstand.
Judith Schumacher

Weiterhin wird, so die Vorlage, durch die umfangreichen Baumaßnahmen mit einem Anstieg der Treibhausgasemissionen durch den erforderlichen maschinellen Einsatz gerechnet. Die Entfernung der Vegetation und großer Bäume wird zudem zu einer Reduktion der Treibhausgasaufnahme im Bereich des Ahrufers führen. Durch eine Veränderung der Bodenschichten kann es zudem ebenfalls zu einer unerwünschten Freigabe von Treibhausgasemissionen aus unteren Schichten mit verrottender Biomasse aus Zeiten der Umwälzungen nach der Flut kommen.

Aufweitung hat nur einen Effekt, wenn Brücke neu gebaut wird

Für die Gewässerwiederherstellung ist nach der Katastrophe der Kreis Ahrweiler zuständig. Die Entwicklung des Abschnitts Sinzig wurde durch den Kreis an das Planungsbüro HSI Consult GmbH vergeben. Das Ergebnis der Vorplanung des Gewässerwiederherstellungskonzepts mit Aufweitung des Korridors Ahr wurde am 19. Februar für den Bereich B9 bis Spessartsteg in der Kreisverwaltung Ahrweiler vorgestellt.

Demnach ist aus hydraulischer Sicht eine Aufweitung des Ahrkorridors auf 60 Meter vorteilhaft, um die Abflussmenge der Ahr zu erhöhen und somit künftige Überschwemmungen zu reduzieren. Eine Aufweitung hat nur dann den größtmöglichen Effekt, wenn die Ahrbrücke der Kölner Straße L82 neu gebaut wird.

Wenn der Neubau nun über Landesmittel finanziert wird, ist das für Sinzig ein sehr gutes Ergebnis.“
Bürgermeister Andreas Geron zur Brücke an der Kölner Straße

„Bei der Vorstellung in der Kreisverwaltung konnte der Neubau dieser Brücke vonseiten des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Aussicht gestellt werden. Dies kann nicht aus dem Wiederaufbaufonds finanziert werden, da die Brücke ja noch standgehalten hat“, erklärte Bürgermeister Andreas Geron. Laut LBM hätte die Brücke an der Kölner Straße noch eine Leistungsfähigkeit von 20 bis 30 Jahren.

„Wenn der Neubau nun über Landesmittel finanziert wird, ist das für Sinzig ein sehr gutes Ergebnis“, attestierte der Verwaltungschef. Zudem sind die Ergebnisse aus hydraulischer Sicht im Sinne des Hochwasserschutzes laut angestellten Berechnungen durch das Ingenieurbüro Porz sehr eindeutig, sodass durch die Aufweitung des Flussbetts das Überflutungsrisiko deutlich gesenkt werden kann, weshalb der Ausschuss eine solche Maßnahme sinnvoll und in ihrer Durchführung zielführend fand.

Wiederbepflanzung und Badestelle sollen mitgeplant werden

Wie Geron dem Gremium erläuterte, um eine Vorstellung von der Größenordnung zu vermitteln, entsprechen 63 Meter genau der Spannweite der jetzigen Bogenbrücke in der Kölner Straße. Damit die ausführende Firma die Ahrverbreiterung vornehmen kann, gab der Hauptausschuss grünes Licht dafür, die im städtischen Eigentum befindlichen Grundstücke dem Landkreis Ahrweiler zur Verfügung zu stellen.

Allerdings wurde dem Vorhaben dort, wo es hydraulisch notwendig ist, nur unter der Maßgabe zugestimmt, dass die zuständigen Fachbereiche und Gremien der Stadt Sinzig in die weitere Gestaltung eng mit eingebunden werden. Insbesondere zu berücksichtigen seien hier die Belange des Naturschutzes und der bestehenden Klimarisiken wie Hitzeentwicklung und Dürre im Ahruferbereich.

Denn das Vorhaben bedeutet laut Geron eine erhebliche Umgestaltung des gesamten Ahrufers in dem benannten Bereich, und bei den bisherigen Planungen für die Gewässerwiederherstellung fanden die Belange des Naturschutzes und der Klimaanpassung insbesondere hinsichtlich des Flussökosystems wenig Beachtung.

Kurz nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021 war die Brücke an der Kölner Straße die einzige direkte Verbindung ins Ahrtal und in Richtung Remagen.
Judith Schumacher

Laut Beschluss soll bei der Umgestaltung der Ahr Fachkompetenz im Bereich naturnahe Uferentwicklung mit eingebunden werden, sodass eine Wiederbepflanzung direkt mit geplant wird und der stadtbildprägende Bereich des Ahrufers naturgerecht, biodiversitätsfördernd und optisch annehmbar gestaltet werden kann.

Es sollte eine natürliche Wiederbeschattung sensibler Bereiche wie der Sportstätten und Aufenthaltsflächen vorgesehen werden. Bei der Umgestaltung des Ufers und der zukünftigen Ahrradwegtrasse sollte mindestens ein Badezugang in der Ahr berücksichtigt werden, um der Sinziger Bevölkerung Möglichkeiten für eine Abkühlung im Sommer in Stadtnähe zu ermöglichen und dadurch Synergieeffekte zu anderen Bereichen der Klimaanpassung wie etwa der Hitzevorsorge im Stadtgebiet zu schaffen.

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