Die Stadt Sinzig hat ein neues Leitbild. Nachdem es im August 2024 zur Nachbesserung vom Stadtrat in den Ausschuss für Stadtentwicklung, Kultur, Sport und Soziales verwiesen worden war, wurde die überarbeitete Variante nun einstimmig bei drei Enthaltungen beschlossen. Trotzdem kann sich nicht jeder so recht mit dem neuen Leitbild anfreunden.
„Was hier vorgestellt wird, sagt mir nichts.“
Norbert Schmickler (FWG)
Für Norbert Schmickler (FWG) etwa ist es viel zu allgemein gehalten. „Was hier vorgestellt wird, sagt mir nichts. Als Leitbild kann ich das keinesfalls erkennen“, sagte er und ergänzte: „Ich hätte mir da schon etwas mehr vorgestellt.“ Allerdings stand er mit seiner Meinung ziemlich allein da.
Denn aus den Reihen der Ratsmitglieder gab es ansonsten nur positive Rückmeldungen. Felix Blaich (SPD) befand das Leitbild für gut und sprach von einem Leuchtturm, von Leitplanken, die die Richtung vorgeben, was in der Politik in den kommenden Jahren zu tun sei. Er erinnerte zudem daran, dass die Bürgerschaft an der Entwicklung engagiert beteiligt. „Wir sollten es nicht ablehnen“, betonte er. Ähnlich argumentierte sein Parteikollege Richard Figura. „Die wichtigen Punkte sind alle enthalten“, meinte er und ging auf die zwei Veranstaltungen ein, die im Vorfeld mit rund 80 Bürgern stattgefunden hatten. „Für ein solches Format ist das durchaus beachtlich“, sagte er. „Es wäre ein starkes Zeichen, der Bürgerbeteiligung zu entsprechen“, warb Figura ebenfalls dafür, sich für das neue Leitbild auszusprechen.

Hardy Rehmann, Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen, bezeichnete es als eine Orientierung, mit der man nach außen hin arbeiten könne. Er hob zudem die Vorteile Sinzigs in Sachen Familienpolitik hervor. Dabei nannte er unter anderem die hohe Abdeckungsquote bei den Kitaplätzen, dass sämtliche Schulen vorhanden seien, dass es Ärzte gebe und „unglaublich viele“ Lebensmittelgeschäfte sowie den Bahnhaltepunkt und bald wieder ein Schwimmbad. „Wir sind die richtige Stadt für Familien“, betonte Rehmann. Und das sei ein Pfund, mit dem man mehr wuchern könne als bisher.
„Wir unterstützen das Leitbild voll und ganz.“
FDP-Fraktionschef Martin Thormann
„Alle von uns aufgeführten Anregungen sind nachträglich eingefügt worden“, meldete sich Markus Jüris (CDU) zu Wort. Er sieht in dem Leitbild eine Vision. Es sei für jeden verständlich und zeige sowohl für die Stadt als auch für die Ortsteile auf, wohin es gehen solle. „Damit können wir wirklich leben, und das wird von vielen Menschen getragen“, ist sich Jüris sicher. Es sei eine Orientierung, an der man sich die nächsten zehn Jahre entlanghangeln und die Stadt präsentieren könne. Zustimmung gab es auch seitens der FDP-Fraktion. „Wir unterstützen das Leitbild voll und ganz“, betonte deren Sprecher Martin Thormann.
FWG-Fraktionschef Reiner Friedsam sieht in dem Leitbild sogar eine klare Aufgabenstellung: nämlich Angebote am Fluss schaffen. Und da sollte die Politik perspektivisch rangehen, sagte er. Als Beispiel nannte Friedsam den Ahrradweg. Darüber könne man Passanten in die Innenstadt ziehen oder erreichen, dass die Radler in Sinzig eine Rast einlegen.
Das neue Leitbild
Das steht in dem neuen Leitbild der Barbarossastadt: „Sinzig – da, wo die Ahr in den Rhein mündet. Die Lage an Ahr und Rhein gibt Sinzig Identität und ist mit „Angeboten am Fluss” besonders attraktiv. Sinzig ist eine grüne Stadt … mit einem historisch geprägten Stadtzentrum, in dem man sich begegnet und gemeinsam feiert und das Leben genießt – … mit lebenswerten Ortsbezirken, deren Besonderheiten ihren einzigartigen Charme ausmachen – … deren Ortsbezirke durch „grüne” Wege und Natur verbunden sind und so gemeinsam zu einem Sinzig als Oase der Ruhe und Erholung mit Erlebnischarakter beitragen – … mit prosperierender Wirtschaft, in der sich Leben und Arbeiten perfekt vereinbaren lassen – … die durch ihre Infrastruktur und ihre Freizeitangebote besonders familienfreundlich ist – … die ihre soziale Verantwortung ernst nimmt, inklusive Angebote und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung zeugen von sozialem Engagement – … die jung und offen für Neues ist.“