Ermländer im Kreis Ahrweiler
Siedler suchten eine Heimat und fanden sie im Ahrkreis
Niederheckenbach war stets Treffpunkt bei Festlichkeiten, vor allem beim traditionellen Erntedankfest.
Hans-Josef Schneider

Vom Heimatlosen zum Angekommenen: Die ermländischen Siedler fanden sich schnell zurecht. Sie pflegten ihre Sitten und Gebräuche, verdienten Geld mit Landwirtschaft und wertvoller Rinderzucht. Schnell wurde die Eifel zum Zuhause.

Die Erwartungen der Neusiedler erfüllten sich, es gab schon 1951 eine zufriedenstellende Ernte. „Bis 1952 verwerteten wir unsere Milch selbst, butterten und verkauften die Butter an die Geschäfte“, schrieb Ferdinand Groß in seiner Chronik. Anfangs lieferten die Siedler 500 Liter Milch am Tag, später stieg die Lieferung auf das Zehnfache. 1966 standen den Siedlern vier Zuchtbullen, von denen drei mit ersten Preisen auf Stammbullenschauen ausgezeichnet worden waren, zur Verfügung. Die wertvollen Vatertiere machten es möglich, dass auf Auktionen in Köln und Koblenz für Jungbullen und Rinder Spitzenpreise erzielt wurden.

Heimatliche Sitten und Gebräuche wurden weiter gepflegt

Es war den Siedlern sehr daran gelegen, alle heimatlichen Sitten und Gebräuche aufrecht zu erhalten. So wurde jedes Jahr das Erntedankfest gefeiert. Nach der kirchlichen Feierstunde fanden stets Vorführungen statt, nach Kaffee und Kuchen wurde im Festzelt getanzt. Die landsmannschaftliche Geschlossenheit wurde auch bei den gemeinsamen Gottesdiensten zum Ausdruck gebracht.

Im März 1952 bekam das Gebiet einen ermländischen Geistlichen. Dieser lebte in Cassel, die Schule diente als Kirchenersatz. Nachdem die Pfarrkirche in Niederheckenbach restauriert war, wurde der Gottesdienst bei feierlichen Anlässen für das gesamte Siedlungsgebiet dort gehalten. Im Mai 1964 wurde die neue Kapelle in Cassel eingeweiht.

Die Kapelle in Cassel wurde im Jahre 1964 eingeweiht.
Hans-Josef Schneider

Von 1950 bis 1984 gab es 33 Nebenerwerbsstellen (0,5 bis 5 Hektar) und 46 Bauernstellen (15 bis 20 Hektar). Später betrieben mehrere Siedler zusätzlich Schweinezucht und Schweinemast. Anlässlich des Erntedankfestes 1982 meinte die Vorsitzende der Kreis-Landfrauen-Vereinigung: „Wir sind nun zusammen gewachsen.“ Das kommentierte Groß so: „Dieses erkennen wir dankbar an und freuen uns darüber, dass wir nun nicht mehr als Fremde gelten.“ Groß schloss seine Aufzeichnungen 1985 so: „Und aus Ostpreußen, dem Ermland weiter Ferne, kommen Siedler Schar an Schar. Suchen Heimat, finden Heimat, bauen Herd sich und Altar.“

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