Die Erwartungen der Neusiedler erfüllten sich, es gab schon 1951 eine zufriedenstellende Ernte. „Bis 1952 verwerteten wir unsere Milch selbst, butterten und verkauften die Butter an die Geschäfte“, schrieb Ferdinand Groß in seiner Chronik. Anfangs lieferten die Siedler 500 Liter Milch am Tag, später stieg die Lieferung auf das Zehnfache. 1966 standen den Siedlern vier Zuchtbullen, von denen drei mit ersten Preisen auf Stammbullenschauen ausgezeichnet worden waren, zur Verfügung. Die wertvollen Vatertiere machten es möglich, dass auf Auktionen in Köln und Koblenz für Jungbullen und Rinder Spitzenpreise erzielt wurden.

Wie die Ermländer von Ostpreußen in die Ahr-Eifel kamen
Vor 75 Jahren kamen Siedler aus den von russischen Armeen bedrohten Ostgebieten in den Kreis Ahrweiler. Sie waren erst nach Schleswig-Holstein geflüchtet und sollten an der Ahr eine neue Heimat finden.
Heimatliche Sitten und Gebräuche wurden weiter gepflegt
Es war den Siedlern sehr daran gelegen, alle heimatlichen Sitten und Gebräuche aufrecht zu erhalten. So wurde jedes Jahr das Erntedankfest gefeiert. Nach der kirchlichen Feierstunde fanden stets Vorführungen statt, nach Kaffee und Kuchen wurde im Festzelt getanzt. Die landsmannschaftliche Geschlossenheit wurde auch bei den gemeinsamen Gottesdiensten zum Ausdruck gebracht.

Siedler leisteten Knochenarbeit für einen Hungerlohn
Nach ihrer Ankunft hieß es für die Siedler aus dem Ermland im Kreis Ahrweiler erst einmal: Arbeiten und den Aufbau einer Siedlung vorantreiben. Nach anfänglicher Skepsis ging das dann doch recht schnell vonstatten.
Im März 1952 bekam das Gebiet einen ermländischen Geistlichen. Dieser lebte in Cassel, die Schule diente als Kirchenersatz. Nachdem die Pfarrkirche in Niederheckenbach restauriert war, wurde der Gottesdienst bei feierlichen Anlässen für das gesamte Siedlungsgebiet dort gehalten. Im Mai 1964 wurde die neue Kapelle in Cassel eingeweiht.

Von 1950 bis 1984 gab es 33 Nebenerwerbsstellen (0,5 bis 5 Hektar) und 46 Bauernstellen (15 bis 20 Hektar). Später betrieben mehrere Siedler zusätzlich Schweinezucht und Schweinemast. Anlässlich des Erntedankfestes 1982 meinte die Vorsitzende der Kreis-Landfrauen-Vereinigung: „Wir sind nun zusammen gewachsen.“ Das kommentierte Groß so: „Dieses erkennen wir dankbar an und freuen uns darüber, dass wir nun nicht mehr als Fremde gelten.“ Groß schloss seine Aufzeichnungen 1985 so: „Und aus Ostpreußen, dem Ermland weiter Ferne, kommen Siedler Schar an Schar. Suchen Heimat, finden Heimat, bauen Herd sich und Altar.“