Mehr als 50 Jahre, das ist rekordverdächtig. „Laut einer aktuellen Studie bleiben Arbeitnehmer in Deutschland durchschnittlich lediglich elf Jahre bei einem Arbeitgeber, und das hat sich in den vergangenen 25 Jahren nicht wesentlich verändert“, berichtet Benedikt Gietmann, Communications Manager von Coca-Cola Europacific Partners mit Sitz in Berlin. Um den Jubilar besonders zu würdigen, ist er zum Gespräch mit der RZ extra aus der Hauptstadt angereist.
Ausbildung zum Schlosser mit 15 Jahren
Begonnen hat Giovanni, wie ihn hier alle nennen, als 15-Jähriger am 29. Januar 1973 seine Ausbildung zum Schlosser bei Apollinaris in Bad Neuenahr. „Auch meine Eltern und Brüder waren schon bei Apollinaris tätig und später auch mein Schwiegersohn“, berichtet er. Mit der Übernahme des Unternehmens durch die neue Firma kam er dann im Jahr 2006 zu Coca-Cola. Als Betriebsrat hat er die Übernahmeverhandlungen intensiv begleitet und war in die Gespräche involviert.
„Das große Unternehmen war uns damals auch im Hinblick auf die Standortsicherung in Bad Neuenahr und als starker Arbeitgeber zur Arbeitsplatzsicherung sehr willkommen“, blickt er auf die damalige Situation zurück. Der Betriebsrat, das war seine große Leidenschaft. Dieses nicht zuletzt auch, weil er seinen Betriebsratsvorsitzenden, übrigens auch ein Italiener, wie er stolz bemerkt, öfter zu Konferenzen in die Zentrale von Coca-Cola Deutschland nach Berlin begleiten durfte.
Er konnte sein Wissen weitergeben
Überwiegend war Giovanni de Crescenzo aber innerhalb eines Teams in der Instandhaltung der Abfüllanlage tätig. So hat er auch mehrere Maschinengenerationen kennengelernt und konnte vor allem auch mit Geduld und Geschick sein Wissen über die Technik an Lehrlinge und neue Mitarbeiter weitergeben.
Als einmal die neue Maschine eines italienischen Herstellers aufgestellt wurde, hat er auch schon einmal als Dolmetscher eingegriffen und für den ordentlichen Aufbau gesorgt. Allerdings ist sein beruflicher Erfolg nicht vom Himmel gefallen. „Begonnen habe ich als normaler Arbeiter am Band“, berichtet er. Damals sei Apollinaris noch in Holzkisten ausgeliefert worden. Einmal hat er es mit seinem Fachwissen sogar mit einem Foto bis in die Bild-Zeitung geschafft. Als 1986 der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Walter Wallmann, Apollinaris besuchte, hatte er Gelegenheit, dem Minister die Technik seiner Maschine zu demonstrieren und diese durch den Druck auf den roten Knopf zu starten. Lang ist es her, und wie nun seine Verabschiedung im Juni ablaufen wird, weiß er noch nicht, und die, die es wissen, sagen nichts.
Pläne für den Ruhestand
Natürlich hat Giovanni de Crescenzo in all den Jahren seine Heimat in Italien nicht vergessen. Trotzdem ist er mit seiner Familie in Heppingen in Sichtweite seiner Firma fest verwurzelt und nimmt dort am gesellschaftlichen Leben teil. In Heppingen zu wohnen, habe seine Vorteile, berichtet er. Wenn er auf der Terrasse sitze, könne er genau hören, ob seine Maschinen noch richtig laufen. „Meine beiden Töchter leben hier im Ort. Ich habe Enkelkinder, und meine Frau möchte auch gern in Bad Neuenahr bleiben“, sagt er. Er verlasse seine Firma jetzt mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sicherlich wird es ihn in seinem Ruhestand auch das ein oder andere Mal in die Heimat nach Apulien ziehen. Die Familie besitze dort unweit des Meeres ein Haus, und schließlich wohne auch Mama noch dort. Ganz bestimmt aber bleibe er Heppingen treu.