Metzgerei Groß feiert besonderes Jubiläum - Familienbetrieb wird mittlerweile in dritter Generation geführt
Seit 70 Jahren in Kempenich tief verwurzelt: Metzgerei Groß feiert besonderes Jubiläum
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Bernd und Elfriede Groß, Matthias Mauer und Dagmar Groß-Mauer (vorne von links) war die Freude darüber anzumerken, mit dem Jubiläum einen weiteren Meilenstein in der 70-jährigen Betriebsgeschichte gesetzt zu haben. Foto: Hans-Josef Schneider
Hans-Josef Schneider

Seit Oktober 1954 gibt es in Kempenich die Metzgerei Groß, die jetzt in dritter Generation von Dagmar und Matthias Groß-Mauer geführt wird. Anlass genug für den Familienbetrieb, ein ganz besonderes Jubiläum zu feiern.

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Vor 70 Jahren hatten die Kempenicher noch die Auswahl zwischen drei Fleischereien im Ort. Molitor und Kreuzberg/Grones haben nacheinander aufgegeben, die Familie Groß hat sich den Herausforderungen der Zeit gestellt und legt bis heute großen Wert auf handwerklich hergestellte Fleischwaren. Dabei scheut sie keineswegs den Wettbewerb regionaler Produkte, schon mehrfach wurden Groß-Waren mit Gold-, Silber- oder Bronzemedaillen ausgezeichnet.

In einer Zeit, in der für Katzenfutter oft mehr ausgegeben wird als für Lebensmittel, hat es ein auf Qualität und Regionalität setzender Handwerksbetrieb nicht leicht. Die Konkurrenz der Discounter und Lebensmittelmärkte hat es noch nicht gegeben, als Alex Groß an der Großstraße in einem gemieteten Haus seinen Laden eröffnete. Sein Neffe Bernd, dessen Opa als Hausschlächter aktiv war und dessen Vater ebenfalls das Metzgerhandwerk erlernte, schnupperte damals schon in die Wurstküche rein. Für ihn stand daher fest, dass er in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten würde. „Das scheint bei uns im Blut zu liegen“, begründet Bernd Groß den Werdegang seiner beiden Kinder.

Erster Generationenwechsel 1982

Sohn Thorsten begann 1991 die Lehre als Fleischer und legte 1995 die Meisterprüfung ab. 2000 verließ er den elterlichen Betrieb, um sich beruflich zu verändern. 1996 erlernte auch Tochter Dagmar den Fleischerberuf von der Pike auf, zuerst als Fleischereifachverkäuferin, dann 1998 als Fleischerin. 2001 war sie als einzige Frau Lehrgangsbeste bei ihrer Meisterausbildung, 2010 machte sie erfolgreich ihren Abschluss als Ernährungsberaterin.

Der erste Generationenwechsel vollzog sich 1982. Bernd und seine Frau Elfriede, die jahrlange Erfahrungen als Verkäuferin in den Betrieb einbrachte, übernahmen die Metzgerei und bauten zwei Jahre später das Ladenlokal um. Dem gestiegenen Umsatz, aber auch den neusten ladenbaulichen, hygienischen und lebensmittelrechtlichen Anforderungen gerecht werdend, wurden 1990 neue Betriebsräume angebaut.

Angebotspalette mit den Jahren erweitert

Matthias Mauer lernte den Betrieb kennen, als er von 1985 bis 1988 seine Ausbildung zum Fleischer dort absolvierte. 1994 machte er seinen Meister und führt seit 2012 mit seiner Ehefrau den Betrieb, der inzwischen breit aufgestellt ist. Zum konventionellen Partyservice, den schon die Eltern vor über 30 Jahren einführten und für die sie die baulichen Voraussetzungen schufen, ist der Fingerfood-Bereich hinzugekommen.

Feste und Feiern können kulinarisch abgedeckt werden, davon profitiert auch die Ortsgemeinde, für die ihr Chef Dominik Schmitz großes Lob aussprach für das dauerhafte Engagement zur Bereicherung des Dorflebens. VG-Bürgermeister Johannes Bell hob die Teamleistung des gesamten Personals hervor. „Dank treuer und fähiger Mitarbeiter war es möglich, zu überleben, den Betrieb mit innovativen Ideen weiter zu entwickeln und sich gleichzeitig auf Qualität und Tierwohl zu fokussieren.“ Für den Kreisbeigeordneten Horst Gies ist es bewundernswert, mit wie viel Herzblut Handwerkskunst praktiziert wird.

Hohes Engagement in Fleischerinnung

„Höchste Anerkennung verdient dabei Matthias, der das alles mitträgt, was seine Frau ehrenamtlich in Innungen auf Kreis, Landes- und Bundesebene so treibt.“ Als Vorbild hat dabei Vater Bernd gedient, der sich 27 Jahre lang im Vorstand der Fleischerinnung ehrenamtlich engagierte, zwölf davon als Obermeister. Für Bernd Hammes, Geschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz, und Kreishandwerksmeister Frank Wershofen ein weiteres Indiz, dass der Jubiläums-Betrieb in vielerlei Hinsicht eine große Vorbildfunktion ausübt.

Ausbilden ist bei dem tief in Kempenich verwurzelten Betrieb natürlich Ehrensache. Louis Herrmann war der 23. Azubi, der bei Groß seine Lehre machte und derzeit wieder im Betrieb arbeitet. Zu den Beschäftigten gehören schon seit Jahrzehnten Martina Nett und Simone Danzebrink. Dagmar Groß-Mauer versprach, das große Vertrauen bei Kunden und Lieferanten weiterhin zu rechtfertigen und die Tradition fortzuführen. Wohl wissend, dass es ohne Fleiß keinen Preis gebe und mit der Erfahrung, dass dort, wo gehobelt wird, auch Späne fallen. „Wir haben natürlich auch Fehler gemacht, gottlob waren es nur wenige, und wir haben stets daraus die Lehren gezogen.“

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