Weingut Riske feiert Jubiläum
Seit 100 Jahren Familientradition: Winzer in Dernau
Die dritte Generation sitzt bereits auf dem Schoß (von links): Katharina Riske, Volker Riske, Jan Riske und Mechthild Riske.
Beate Au

100 Jahre Weinbau im Ahrtal. Für die Familie Riske aus Dernau ist das eine Geschichte mit vielen Herausforderungen über mehrere Generationen hinweg. Heute führt Jan Riske ein Weingut, das auf Premiumprodukte setzt. 

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Gute Jahre waren vor 100 Jahren für Winzer selbst bei harter Arbeit eine Seltenheit. Deshalb war es ein mutiger Schritt von Franz Meyer, im Jahr 1925 nach Streitigkeiten den Schoß der Genossenschaft zu verlassen. Seine Kinder Apollinaris und Veronika Meyer entschlossen sich damals, den Wein selbst zu keltern und unter dem Namen Weingut Geschwister Meyer zu vermarkten. Der Ur-Urenkel Jan Riske führt das Weingut in der Wingertstraße heute in eine neue Zukunft mit anderen Herausforderungen als damals. Am Wochenende feiert die Familie mit einem Hoffest ihr 100-jähriges Bestehen.

Die Gebrüder Riske starteten in den Nachkriegsjahren neu durch.
Archiv Volker Riske

Der erste Schritt zum Familienweingut

„Es war schon ein gewaltiger Schritt, aus der Genossenschaft auszuscheren“, sagt Volker Riske heute von seinem Urgroßvater. Sein Blick zurück erzählt von einer Familiengeschichte mit einigen Verzweigungen. Anfang der 1930er-Jahre wurde der Familienbesitz unter den Geschwistern Meyer aufgeteilt. Es entstand das Weingut Berthold Riske in der Römerstraße, benannt nach dem Ehemann von Veronika. Nach dem frühen Tod von Berthold Riske musste Sohn Erwin als 15-Jähriger die Geschäfte führen, um die Familie durchzubringen. Im Zweiten Weltkrieg wurde Erwin zum Militär eingezogen. Seine Mutter und die jüngeren Geschwister kümmerten sich um die Weinberge. Noch im Kriegseinsatz in Kärnten lernte er Wilhelmine Herzog kennen, die er nach Dernau holte und heiratete. In den Nachkriegsjahren arbeiteten die Brüder Erwin und Reinhold Riske gemeinsam unter dem Namen Weinhandel Gebrüder Riske. Sie bauten 1956 ein großes Wohn- und Betriebsgebäude in der Wingertstraße. 1957 trennten sich die Geschwister und firmierten jeweils unter eigenen Namen.

Es war eine harte Arbeit, die damals im Weinberg geleistet werden musste.
Beate Au

Warnung vor dem Winzerberuf

Während der Wirtschaftswunderjahre verschlechterten sich die Bedingungen im Weinbau an der Ahr deutlich, wie Volker Riske für die Chronik seines Weinguts festgehalten hat: „Hohe Produktionskosten in Steillagen mit Terrassenweinbau, zerstückelten Flurstücken und alten Rebstöcken erschwerten die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den flacheren Weinbaugebieten in Deutschland“, so Riske, der sich daran erinnern kann, dass die Eltern ihm damals davon abgeraten haben, den Winzerberuf zu ergreifen. „Mein Bruder und ich sollten das Gymnasium besuchen“, so Riske. Erst Anfang der 1980er-Jahre, als sich die wirtschaftliche Situation aufgrund der umgesetzten Flurbereinigung langsam zu verbessern schien, habe er sich dann doch für den Weinbau entschieden, den Lehrerjob an den Nagel gehängt und eine Winzerlehre gemacht.

1985 übernahm Volker Riske als Winzermeister den Betrieb, um ihn technologisch auf den neuesten Stand zu bringen. 1997 entschlossen sich er und seine Frau Mechthild, eine Probierstube für Wandergäste zu eröffnen. Die Straußwirtschaft ist ein Aushängeschild des Weinguts. Inzwischen gibt es auch zwei Ferienwohnungen. Ab 2007 erweiterte das Weingut sein Angebot durch eigene Rebflächen am Mittelrhein, um die Nachfrage nach Weißweinsorten zu decken.

Die Straußwirtschaft ist ein Aushängeschild des Weinguts
Archiv Volker Riske

Kunden aus Nordeuropa und Benelux

Seit 2024 ist Sohn Jan der Chef und leitet mit seiner für das Marketing zuständigen Frau Katharina das Traditionsweingut. Er erlernte das Winzerhandwerk im Weingut Stodden und studierte Weinbau und Oenologie in Geisenheim. Er hat sich auf die Sorten Spätburgunder und Frühburgunder mit Füllungen im Premiumbereich spezialisiert. Er weiß: „Man muss gut sein. Günstig funktioniert nicht im Ahrtal.“ Und trotzdem sei man hier im Vergleich zu vergleichbaren Weinen aus Frankreich oder Italien günstig. Kunden, zunehmend aus nordeuropäischen Ländern und den Beneluxstaaten, wüssten vor allem das gute Preis-Leistungs-Verhältnis zu schätzen, mit denen Ahrweine im internationalen Bereich punkten.

„Es ist ein Burgunderparadies.“
Jan Riske über das Ahrtal

Die Dichte an Qualitätsweingütern sei im Ahrtal sehr hoch. „Es ist ein Burgunderparadies“, so Jan Riske, der froh darüber ist, dass es inzwischen auch erleichternde Technik für die Arbeit im Steilhang gibt. „Wir setzen so etwas ein, aber auf keinen Fall auf Kosten der Qualität.“ Reine Handarbeit bleibt die Lese. „Es immer noch sportlich“, so Riske. Schwerpunkt bleibt für ihn der Premiumbereich mit der Produktion moderner Spätburgunder mit filigraner Struktur. „Wir bauen die Weine spontan aus, meißeln dabei die einzelnen Lagen heraus“, so Riske. Es sind die in der jeweiligen Lage, zum Beispiel im Pfarrwingert, natürlich vorkommenden wilden Hefen, die bei der Herstellung der Weine im Einsatz sind und sie unverwechselbar machen.

Eine Herausforderung der Zukunft bleibt der Klimawandel. „Der Spruch von Opa Erwin: Erst wird das Winzerfest in Dernau gefeiert und dann geht es zur Traubenlese – der passt schon lange nicht mehr“, so Volker Riske. Und wenn ein Jahrgang dann reif ist, müsse er superschnell geerntet werden, um die Nachteile einer überreifen Lese zu verhindern.

Für seinen Sohn Jan war es nie eine Frage, dass er den Weinbaubetrieb weiterführen würde. „Man wächst da hinein“, sagt er. Was er dabei besonders schätzt: „Von der Idee bis zur Umsetzung dauert es nicht lange.“

Worüber Winzer schon vor 100 Jahren diskutierten

Wenn man sich heute im Jahr 2025 die öffentliche Debatte über schädlichen Alkoholgenuss anschaut, erinnert manches an die Auseinandersetzungen, wie sie bereits vor 100 Jahren geführt worden sind, wie aus einem Beitrag der Deutschen Weinakademie zum Thema hervorgeht. A uf dem 32. Deutschen Weinbaukongress 1925 in Koblenz war eines der Hauptreferate „Der Weinbau und die Abstinenzbewegung“. red

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