„Jugend forscht“ Bundesfünfte
Schüler treffen Olaf Scholz und Prinzessin Victoria
Schwedens Kronprinzessin Victoria gratuliert Anna Hinson und Benedikt Lamberty vom Peter-Joerres-Gymnasium Ahrweiler, die als Vertreter Deutschlands am internationalen Junior-Water-Prize-Finale in Stockholm teilnahmen.
Jonas Burg

Anna Hinson und Benedikt Lamberty aus dem Kreis Ahrweiler sind ganz schön rumgekommen. Ihr „Jugend forscht“-Projekt führt die beiden von Remagen bis nach Schweden. Auf ihrer Reise werden die zwei gute Freunde, treffen Olaf Scholz und eine Prinzessin.

Kronprinzessin Victoria aus Schweden und Olaf Scholz in Berlin in einem Jahr zu sehen: Das können meist nur Politiker oder Prominente von sich behaupten. Eine Ausnahme bilden die Forschungstalente Benedikt Lamberty aus Ahrweiler und Anna Hinson aus Niederzissen. Mit ihren Untersuchungen zur Ahrflut sind die beiden Freunde beim „Jugend forscht“-Wettbewerb äußerst erfolgreich – vertreten Deutschland sogar international.

Anna Hinson und Benedikt Lamberty haben gerade erst ihre Abiturprüfung am Peter-Joerres-Gymnasium bestanden. Viele suchen in der Phase nach dem Abitur auf Bali nach dem Sinn des Lebens. Nicht so die beiden jungen Forscher: „Ich will vielleicht Anästhesistin werden“, meint Anna Hinson. Ganz so genau weiß das die 19-Jährige noch nicht, aber sie hat sich schon an Universitäten beworben und ein Praktikum gesichert. Sie hat eine positive Aura, immer ein Lächeln auf den Lippen.

Benedikt Lamberty fällt alleine schon mit seiner großen Statur und seinen langen brünetten Haaren auf. Er möchte an der Universität Bonn Mathematik studieren und kann sich vorstellen, Professor zu werden. Der Abiturient ist ein bisschen der „Erklärbär-Typ“. Im Gespräch versucht er, uns die komplizierten chemischen Prozesse auf das Einfachste herunterzubrechen.

Anna Hinson und Benedikt Lamberty präsentieren ihr Forschungsprojekt. Mit Plakat und Reagenzgläsern veranschaulichen sie ihre Forschung. Die zwei sind so überzeugend, dass sie beim Regional- und Landeswettbewerb den ersten Platz in der Kategorie "Chemie" abräumen.
Anna Hinson/Benedikt Lamberty. Anna Hinson und Benedikt Lamberty

Denn die beiden haben nicht nur gerade ihr Abitur bestanden. Im vergangenen Jahr haben die beiden ganz schön was erlebt. Sie sind in Schweden, Berlin, Heilbronn, Ludwigshafen und Remagen gewesen. Was haben all diese Städte gemeinsam, außer dass sie mit dem Buchstaben „n“ aufhören? Dort haben die „Jugend forscht“-Wettbewerbe 2024 stattgefunden. Einen Preis nach dem anderen haben die beiden jungen Forscher abgeräumt. Angefangen beim Regionalwettbewerb in Remagen, mit dem ersten Platz in der Kategorie „Chemie“, und geendet auf der „WorldWaterWeek“ in Schweden. Da durften sie sogar der Königlichen Hoheit, Kronprinzessin Victoria, die Hand schütteln.

Begonnen hat alles mit einer harmlosen Facharbeit. „Wir wussten gar nicht, was ,Jugend forscht’ ist. Unsere Lehrerin Andrea Karlein hat uns ein wenig dazu gedrängt“, erklärt Anna Hinson. Vorher kannten die beiden Forscher sich nur flüchtig, das Projekt hat die beiden eng zusammengeschweißt. Heute sind die Abiturienten gute Freunde und wollen auch nach der Schule weiter in Kontakt bleiben.

So sah es nach der Flut an vielen Stellen in der Region aus. Die jungen Forscher beschäftigen sich mit der Kupferkonzentration in Böden. Für Bauern ist das durchaus relevant, da eine hohe Ansammlung von Kupfer schädlich für das Wachstum der Pflanzen ist.
Reiner Zensen/imago. imago images/Reiner Zensen

Ihre Forschungsidee entsteht nach den Folgen der Flutkatastrophe im Ahrtal. Die beiden haben sich in den Kopf gesetzt, die Schwermetallbelastung nach der Flut im Ahrtal zu untersuchen. Eine Studie der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz hat nach der Flut eine erhöhte Kupferkonzentration im Ahrtal nachweisen können. Anna Hinson und Benedikt Lamberty nehmen Erzproben, messen und analysieren – sie wollen herausfinden, welche Auswirkungen eine erhöhte Kupferkonzentration auf die Pflanzen hat und ob das Ahrtal nach der Flutkatastrophe immer noch mit Schadstoffen belastet ist.

Wie viel gefährlich sind die Kupferanteile im Boden nach der Flut?

In ihren Untersuchungen werden Radieschen für 47 Tage in fünf verschiedene Kästen eingepflanzt. In manchen Kästen ist kaum Kupfer enthalten, in anderen sehr viel. Das Ergebnis ist eindeutig: Radieschen in den Kästen mit viel Kupfer bekommen schnell welke Blätter und wachsen deutlich schlechter.

Zudem überprüfen die Talente, wie bedenklich die Werte in den Böden noch sind. Für den Weinanbau ist das zum Beispiel wichtig. Die Gymnasiasten entnehmen Bodenproben und führen eine sogenannte photometrische Analyse durch: Ein kompliziertes Verfahren, bei dem der Anteil von Kupfermasse in den Bodenproben bestimmt wird. Bauern aus der Region können an dieser Stelle aufatmen. Die Kupferkonzentration ist nach den Ergebnissen der Forscher wieder auf Normalwert.

Anna Hinson und Benedikt Lamberty gewinnen nicht nur den ersten Platz beim "Jugend forscht"-Landeswettberb in Ludwigshafen. Auch beim Bundeswettbewerb können Sie stolz auf den fünften Platz zurückblicken.
Anna Hinson/Benedikt Lamberty. Anna Hinson und Benedikt Lamberty

Ein Jahr lang feilen die Abiturienten an ihrer Arbeit, verbringen ihre Sommerferien teils in den Chemielaboren der Schule. Als Belohnung für den bundesweiten Erfolg werden sie nach Berlin eingeladen. Das habe Benedikt Lamberty sehr überrascht: „Ein fünfter Platz beim Bundeswettbewerb ist schon krass mit einem analytischen Projekt. Wir haben ja nichts erfunden“. Vielleicht keine Erfinder, wie Drohnenbauer Benjamin Meixner aus Windhagen, aber ihr aufwendiger wissenschaftlicher Ansatz hat die Jurys überzeugt.

„Ein fünfter Platz beim Bundeswettbewerb ist schon krass mit einem analytischen Projekt. Wir haben ja nichts erfunden.“
Benedikt Lamberty (19)

In Berlin sehen die 19-Jährigen den damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz. Gemeinsam mit anderen „Jugend forscht“-Projekten aus dem Land werden sie vom Kanzler 2024 für ihr wissenschaftliches Engagement eingeladen. Die Begegnung mit Prinzessin Victoria in Stockholm sei aber cooler gewesen. Nicht nur wegen der charmanten Prinzessin, auch die Veranstaltung der „WorldWaterWeek“ ist für die jungen Forscher etwas ganz Besonderes. Bei dem „Junior-Water-Prize-Finale“ in Schweden kommen Forschungstalente aus der ganzen Welt zusammen, die sich mit dem Thema Wasser und Umwelt auseinandersetzen – Anna Hinson und Benedikt Lamberty sind die Vertreter Deutschlands im Jahr 2024.

Als Vertreter Deutschlands in Schweden

„Ich habe auf einem Zimmer mit einer Schwedin und einer Israelin gewohnt“, schwärmt Anna Hinson. Der Austausch mit Kulturen aus der ganzen Welt ist sehr besonders für die junge Frau. Ein Ukrainer habe abends erzählt, dass er kurz nach der Veranstaltung für den Krieg in die Ukraine eingezogen werde – so was hinterlässt Eindruck.

Auf der „WorldWaterWeek“ werden große Geschütze aufgefahren. Alles ist glamourös und professionell. Ähnlich wie beim Eurovision Song Contest (ESC) darf jedes Forscherteam mit der Flagge des eigenen Landes zur Begrüßung auf die Bühne: „Das haben wir dreimal geübt, damit wir die Fahne richtig schwenken und nicht bei den Treppenstufen stolpern“, gibt Anna Hinson zu. Am Ende geht alles gut und sogar mit Kronprinzessin Victoria dürfen die Forscher ein paar Worte wechseln.

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