Die Rede ist von einem Stollen, dessen Eingang am Hang an der K 30 zu finden ist, nicht weit entfernt vom ortsbildprägenden und unter Denkmalschutz stehenden Haus in der Burgstraße 3. Dort hinein hatte der Einheimische Helmut Schmidt in der Vergangenheit immer wieder streng geschützte Fledermäuse fliegen sehen, die den Stollen offenkundig als Lebensraum angenommen hatten. Ende Mai ließ die Ortsgemeinde genau an dieser Stelle eine Wanderhütte aufstellen. Als Helmut Schmidt an der Hütte vorbeikam, fiel ihm auf, dass der Stolleneingang mit Schutt und Laub verstopft war. Fledermäuse konnten ihn so nicht mehr nutzen. Das weckte den Tierschützer in ihm.
Kontakt zum Nabu aufgenommen
Schmidt wandte sich an die Kreisverwaltung mit der Frage, ob es im Hinblick auf den Denkmalschutz eine Baugenehmigung für die Wanderhütte gebe. Die lag vor, wie er erfuhr. Zudem nahm er umgehend Kontakt zum Nabu im Kreis Ahrweiler auf und landete bei Andrea Brinkhoff vom Fledermausschutz Rheinland-Pfalz. Noch am Abend des Tages seiner Entdeckung fanden sich Schmidt, Brinkhoff und Vertreter des Ortsgemeinderates am Stolleneingang ein, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Andrea Brinkhoff berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung: „In der Tat war der Eingang zum Stollen mit Schutt und Laub verstopft, der Nachbar von Herrn Schmidt hat ihn dann ein Stück freigeräumt.“ Wie Brinkhoff erklärte, reicht den kühnen Fliegern dank ihres Sonars ein Loch von 20 Zentimetern Durchmesser, um unfallfrei in den Stollen zu gelangen.
Wie das feste Material an den Stolleneingang kam, lässt sich aus Sicht der Fledermausschützerin nicht mehr nachvollziehen. Das kann beim Planieren der Stellfläche für die Wanderhütte bewegt worden sein oder es ist infolge von Regenereignissen den Hang hinabgerutscht. Das Laub hatte den Eingang jedenfalls schließlich vollends verstopft.
Detektor aufgestellt
Dessen ungeachtet stand für die Fledermausschützerin die Frage im Raum: Diente der Stollen den Weibchen als Wochenstube, also als Rückzugsort für die Aufzucht der Jungtiere? Diese Frage ist insofern elementar, als das derjenige, der zufällig oder mutwillig einen von Fledermäusen bewohnten Stollen verschließt, mit teils empfindlichen Strafen zu rechnen hat, erklärt Brinkhoff. Erst recht, wenn es sich um sogenannte Wochenstuben handelt. Um das mit einiger Sicherheit sagen zu können, stellte die Expertin einen Detektor auf, der tatsächlich Fledermausbewegungen anzeigte. Dass trotz des für eine gewisse Zeit verschlossenen Eingangs die Fledermäuse den Stollen wieder anfliegen, freut Andrea Brinkhoff. Denn sie weiß: „Wenn Fledermäuse ein Quartier kennen, fliegen sie es immer wieder an. Wenn sie dann nicht hineinkommen, haben sie ein Problem, etwa wenn es regnet.“
Unsere Prüfung hat ergeben, dass die Tiere wunderbar an der Hütte vorbeikommen.
Expertin Andrea Brinkhoff
Anzeichen für eine Wochenstube fand sie aber nicht. „Offensichtlich nutzen vor allem Männchen diesen Stollen, um sich nach dem Fressen auszuruhen“, berichtet Brinkhoff. Dafür klärte sie zusammen mit der Kreisverwaltung noch eine wichtige Frage: Steht die Wanderhütte genau in der Einflugschneise für die Fledermäuse? „Unsere Prüfung hat ergeben, dass die Tiere wunderbar an der Hütte vorbeikommen“, sagt Brinkhoff.
Das wiederum freut auch Ortsbürgermeister Stefan Zavelberg, der zudem betont: „Da uns als Kommune der Schutz der Fledermäuse ebenfalls sehr am Herzen liegt, hätten wir bei Bedarf den Standort für die Wanderhütte noch verändern lassen können. Die Hütte ist schließlich mobil.“ Und Zavelberg verweist darauf, dass die Kommune bei Bauprojekten stets auch einen Abgleich in Sachen von Fledermäusen bewohnten Stollen machen lässt, um die Tiere nicht zu gefährden. „Nur dieser Stollen war uns zum Zeitpunkt der Entscheidung zur Wanderhütte noch nicht bekannt“, sagt er im RZ-Gespräch und betonte, dass seitens der Ortsgemeinde kein Vorsatz vorgelegen habe und deshalb auch so schnell reagiert worden sei.