Remagen
Sanierung von Remagens Verkehrsachse: Was ist möglich?
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Die Goethestraße in Höhe des Schulzentrums: Dort könnten einmal begrünte Mittelinseln für eine Gliederung des Straßenraums sorgen.
Koniecki Christian. Christian Koniecki

Ein großes Straßenbauprojekt in Remagens Innenstadt wirft seine Schatten voraus: In der jüngsten gemeinsamen Sitzung des Bau-, Verkehrs- und Umweltausschusses sowie des Ortsbeirats von Remagen sorgte die Vorstellung einer Machbarkeitsstudie "Umgestaltung Alte Straße/Goethestraße" für reichlich Diskussionsstoff.

Der Straßenzug ist knapp zwei Kilometer lang, verbindet in der Verlängerung der Markstraße die Innenstadt mit der Grundschule, dem Seniorenzentrum, den Einkaufsmärkten, dem Friedhof, der Rheinhalle, dem Schul- und Sportzentrum, dem Freibad und dem RheinAhrCampus und ist einer der innenstädtischen Hauptverkehrsachsen. Dieser Straßenverlauf soll in den kommenden Jahren nach den Vorgaben des noch jungen Mobilitätskonzepts der Stadt saniert und neu gestaltet werden. Ob das unter der Vorgabe einer Gleichberechtigung von Bussen, Autos, Fahrrädern und Fußgängern überhaupt möglich ist, sollte die Machbarkeitsstudie klären, die jetzt vorgestellt wurde.

Machbarkeitsstudie vorgestellt

Das positive Signal: Grundsätzlich können die Vorgaben aus dem Mobilitätskonzept nahezu in dem gesamten Straßenverlauf umgesetzt werden. Michael Fassbender vom Ingenieurbüro Fassbender und Weber aus Brohl-Lützing und Jürgen Dumont vom Stadtplanungsbüro Reitz und Partner in Ochtendung stellten gemeinsam Details ihrer Untersuchung vor.

Verkehrsbelastung ist eher gering

Eine der Grundlagen der Studie bildet eine Verkehrszählung. Mit etwa 4000 Fahrzeugen und 40 Fußgängern in 24 Stunden gehört der Straßenzug trotz seiner innerstädtischen Bedeutung zu den eher schwach genutzten Strecken. Nach der Beobachtung der Gutachter handelt es sich bei dem motorisierten Verkehr überwiegend um sogenannten Zielverkehr, etwa zu den Einkaufsmärkten oder dem Schulzentrum. Der Durchgangsverkehr dürfte überwiegend über die Bundesstraße 9 verlaufen.

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Die Alte Straße beim Seniorenzentrum: Hier wird der Platz zur Straßengestaltung zunehmend enger.
Koniecki Christian. Christian Koniecki

Die nutzbare Breite des Verkehrsraums schätzen die Gutachter – von einigen wenigen Engstellen abgesehen – ebenfalls als ausreichend ein. Meistens sei eine Breite zwischen 13,5 und 11 Metern verfügbar, um Fahrbahn, Fußwege und Flächen für Radfahrer bereitzustellen. Auch ein möglicher Kreisverkehr, an Stelle des heutigen Abzweigs Alte Straße/Goethestraße (beim Gebäude des DRK-Ortsvereins), sei realisierbar.

Wenig Platz für Bäume

Problematischer sei es da schon mit einer ebenfalls gewünschten Begrünung. Wie so oft bei historisch gewachsenen Straßenverläufen liege dabei das Problem im Untergrund, führte Michael Fassbender aus. Leitungen und Kanäle sind auch hier dermaßen im Untergrund verteilt, dass sie nur an wenigen Stellen Platz für tiefer wurzelnde Bäume lassen, die aus Sicht einer klimaangepassten Umgestaltung der Stadt wünschenswert sind. Ein paar mögliche Stellen für mit Bäumen bewachsene Mittelinseln, die den Straßenverlauf zusätzlich gliedern und potenziell geschwindigkeitsmindernd auf Autofahrer wirken, haben die Gutachter dann aber doch noch ausgemacht, vor allen Dingen im südlichen Verlauf im Bereich der IGS oder vor den Einkaufsmärkten.

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Wie eine Straßengestaltung vor der Grundschule St. Martin (links) aussehen könnte, sollen erst künftige Detailplanungen festlegen.
Koniecki Christian

Viele Fragen und Hinweise kamen aus der Runde der Ortsbeirats- und der Ausschussmitglieder im Anschluss an den Vortrag. Oft ging es dabei aber um Detailfragen, die gar nicht Bestandteil dieser Machbarkeitsstudie waren. Auch zeigten sich einige Vertreter unglücklich darüber, dass in den vorgestellten Beispielen sich Rad- und Autofahrer eine Fahrbahn teilen sollen, die lediglich durch Markierungen Radspuren ausweist. Und selbst das verstoße eigentlich gegen die Richtlinien der Straßenverkehrsordnung, die solche Markierungen in 30er-Zonen eigentlich verbiete, wie Gutachter Fassbender zugeben musste. Da konnte auch Bürgermeister Björn Ingendahl seinen Unmut nicht mehr zurückhalten und beklagte, dass das Bundesverkehrsministerium eine von der Ampelregierung eigentlich geplante größere Gestaltungsfreiheit des Verkehrsraumes für die Kommunen immer noch nicht umgesetzt habe.

Studie ist nur ein grober Rahmen

Auch wünschenswerte Beispiele aus Nachbarländern, etwa den Niederlanden, wo Radfahrern ganz selbstverständlich deutlich mehr Raum im innerstädtischen Verkehr zugestanden werde, sei in dieser Form derzeit in Deutschland nicht umsetzbar. So blieb es trotz aller Ideen und allen Elans, die manche Ortsbeirats- und Ausschussmitglieder in der Diskussion an den Tag legten, bei einem eher grundsätzlichen Planungsrahmen für die innerstädtische Verkehrsachse.

Ein teures Vergnügen?

Die Kostenschätzung sorgte zusätzlich für Unbehagen bei manchen der politischen Vertreter: Auf 6 bis 7,3 Millionen Euro schätzen die Gutachter die Sanierung und Umgestaltung des 1,8 Kilometer langen Straßenzuges. Abzüglich möglicher Zuschüsse und eines städtischen Anteils in Höhe von 35 Prozent werden die verbleibenden 65 Prozent im Rahmen der landesweit neu eingeführten Abrechnung über wiederkehrende Beiträge eines Großteils der Einwohner der Remagener Innenstadt zu bezahlen sein.

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