Sanierung der 27,4 Kilometer Bruchsteinmauern bei Walporzheim geht voran, und dabei wird auch an die Touristen gedacht
Sanierung der Bruchsteinmauern: Wie Terrassen im Wingert auch für den Wein werben
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Walporzheim. Es geht vorwärts mit der Sanierung der Weinbergsmauern bei Walporzheim. Dort läuft nämlich seit Februar 2014 das vereinfachte Flurbereinigungsverfahren, das auch die Erhaltung der Weinbergsmauern beinhaltet. Insgesamt stehen dort 27,4 Kilometer Bruchsteinmauern mit einer Fläche von 64.000 Quadratmetern, um die besten Weinlagen der Ahr erst möglich zu machen. Wer von der B 267 aus auf die historisch benannte Lage „Traubenmühle“ im Gebiet der „Alten Lay“ schaut, kann die teilweise halsbrecherischen Arbeiten gut beobachten.

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Spezialisten des Verbandes der Teilnehmergemeinschaften beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) leiten die Baumaßnahmen und setzen sie um. Um einen neuen Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr zu schaffen, wird an dieser Stelle am Hang auch ein kleines Plateau errichtet, um dort eine Sitzgruppe mit herrlichem Blick auf Walporzheim, Ahrweiler und in das Tal hinein aufstellen zu können. Die Mauern und Wege in den Wingerten dienen also nicht nur dem Weinanbau, sondern tragen auch erheblich zur kulturhistorischen und touristischen Attraktivität des Ahrtales bei.

Sanierung ist Mammutaufgabe für Winzer und öffentliche Hand

Trockenmauern halten nicht ewig und bedürfen der ständigen Pflege und Erneuerung, so wie es derzeit innerhalb des vereinfachten Flurbereinigungsverfahrens geschieht. Ein großer Teil davon, etwa 20 Kilometer der gesamt 27,4 Kilometer bei Walporzheim, befindet sich in privatem Besitz und da ist es für die Winzer nicht einfach, die Sanierungskosten aufzubringen. Gut 1200 Euro kostet nach Aussage von Willi Beu, dem Vorsitzenden der rund 400 Geländeeigentümer im angesprochenen Bereich, die Sanierung von nur einem einzigen Quadratmeter Mauer. Und das, obwohl nur kostengünstige Steine aus grauwacke-ähnlichem Material aus Gummersbach im Bergischen Land herangeschafft und gesetzt werden.

So wurden die Mauern in einen öffentlichen und einen privaten Teil aufgeteilt. Der öffentliche Teil ist fast saniert. „Die veranschlagten 3,8 Millionen Euro waren trotzdem fast zu wenig“, berichtet Beu. So musste auf Einzelmaßnahmen, wie verbesserte Zuwegungen, verzichtet werden. Allerdings wurde für den Wasserabfluss bei Starkregenereignissen im Zuge der Wegesanierung einiges getan.

Interessant dabei, dass etwa zwei Kilometer Mauer nach ihrer Sanierung in die Unterhalspflicht der Stadt übergehen. Noch mit etwa zwei Jahren Bauzeit rechnet Beu zur Fertigstellung der privaten Maßnahmen, dem weitaus größten Brocken. Danach müsse erst Kassensturz gemacht werden um zu sehen, was zusätzlich noch geht oder nicht. Gesetztes Ziel dabei: „Wir wollen unsere schöne Landschaft als Wein im Glas verkaufen.“ Das alles ist für die Winzer nicht nur viel Arbeit, sondern auch eine große finanzielle Hürde, die sie allein nicht überspringen können.

Da ist natürlich auch die öffentliche Hand mit Zuschüssen gefragt. 90:10 heißt deshalb die Zauberformel. 90 Prozent kommen als Zuschuss aus einem Topf der öffentlichen Hand. Der Kreis hat dazugesteuert, auch die Stadt und über Ausgleichsmittel auch die Gemeinde Grafschaft. Ob das alles reicht? Man wird es sehen.

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Die Geschichte des Weinanbaus im Ahrtal

Ein erster belegbarer Hinweis auf den Anbau von Ahrwein findet sich in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 755, also vor rund 1200 Jahren. Doch dürften bekanntermaßen die Anfänge des Ahrweins schon auf die Römerzeit zurückgehen. Die Weinberge, denen wir heute begegnen, verdanken wir aber vor allem den Mönchen und Nonnen des Mittelalters. Sie schichteten in jahrhundertelanger Mühsal die Trockenmauern auf und schufen damit die Terrassen, die bis heute an den steilen Hängen des Ahrtals erhalten sind.

Besonders verdient hat sich das 1137 gegründete Augustinerinnenkloster Marienthal um diese Pioniertat gemacht. „Es ist schon verwunderlich, wie man das damals ohne Maschinen so dauerhaft machen konnte“, so Willi Beu aus Walporzheim. Die heute landschaftsprägenden Weinbergsmauern sind aber kaum noch die originalen Mauern, diese sind wohl längst verfallen. Ihre Nachfolger sind weitgehend lediglich etwa knapp über 100 Jahre alt.

Von unserem Mitarbeiter Jochen Tarrach

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