Nein, resigniert hat Johannes Probst, Inhaber von Probst Haus der Geschenke, direkt an der B 9 gelegen, nicht. Aber: „Es ist einfach nur bitter“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung und ergänzt sarkastisch: „Toll, was hier veranstaltet wird.“ Durch die Baustelle, sagt Probst, werde ihm das komplette Weihnachtsgeschäft weggenommen. Und das bei dem Stellenwert, den das Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel hat. Für den Zwiebelmarkt sei die Baustelle ausgesetzt worden, „aber die Gewerbetreibenden können sehen, wie sie klarkommen“, macht Probst seinem Unmut Luft. Er ist sich sicher: „Das Jahresergebnis wird nicht stimmen, und es wird noch negativer.“ Und das alles in einer Pandemie und in Zeiten, in denen es der stationäre Einzelhandel generell schon schwer habe. „Für uns bin nicht bange, aber wenn sie den kleinen Betrieben den Umsatz wegnehmen, sehe ich bei manchen schwarz“, prognostiziert Probst.
Kritik an Informationspolitik
Er kritisiert zudem, dass das Bad Breisiger Gewerbe bei der Umsetzung der Baumaßnahme auf der B 9 überhaupt nicht eingebunden worden sei. Probst selbst sei lediglich zwei Tage vorher informiert worden, dass die Straßenseite, auf der er sein Geschäft hat, nun gemacht werde. Auch an ausreichend Informationen für die Gewerbetreibenden, was die Sanierung der Bundesstraße betrifft, hapert es Probst zufolge. „Man muss sich da erst mal durchfragen, wer überhaupt zuständig ist“, berichtet er.
Siegfried Nelles vom gleichnamigen Blumenhaus an der B 9 bezeichnet die Informationspolitik im Hinblick auf die Baustelle ebenfalls von Anfang an als schlecht. Als die Arbeiten bei ihm anstanden, habe er zwar einen Zettel erhalten, und die Baustelle sei auch zügig vorangekommen, „aber insgesamt hätte man besser kommunizieren können“, findet er. Auch Nelles berichtet, dass das Bad Breisiger Gewerbe in das Großprojekt im Vorfeld nicht einbezogen worden sei. „Da hätte ich mir schon mehr Informationen gewünscht“, sagt er.
Kunden bleiben aus
Zwar ist er im Großen und Ganzen mit seinem Umsatz trotz Baustelle und Staus zufrieden, aber auch er hat gemerkt, dass Kunden seit Beginn der Arbeiten auf der B 9 im vergangenen Juli ausbleiben, „weil es einfach nervig ist, durch Bad Breisig zu fahren“, meint er. Alles in allem beeinträchtige die Baustelle sein Geschäft schon – und das bei einer Gesamtlage, die auch wegen der hohen Energiekosten Nelles zufolge derzeit schwierig ist. Blumen und Pflanzen seien eben ein Luxusprodukt, weiß er. „Da überlegt man sich schon, ob man sie haben möchte – oder nicht“, sagt er. Und dann auch noch die Arbeiten und Staus auf der Bundesstraße, die die Kunden vergrätzen. „Die Baustelle nervt. Wir hoffen, dass sie bis Weihnachten nun auch fertig werden“, so Nelles.
Wie Johannes Probst rechnet auch Tobias Krieger, Marktleiter von Expert Queckenberg, wegen der Baustelle auf der B 9 „mit deutlich weniger Umsatz im Weihnachtsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr“, wie er im Gespräch mit der RZ sagt. Schon jetzt kämen viel weniger Kunden aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, Sinzig und Remagen. „Die fahren dann lieber zum Expert nach Bad Neuenahr, wenn es eine halbe Stunde dauert, bis sie bei uns sind“, so Krieger. „Trotzdem nehmen auch Kunden den längeren Weg auf sich, weil wir einen besseren Service haben“, hat er im Hinblick auf die eigene Werkstatt beobachtet.
Selbst um Rampe bemüht
Krieger bemängelt ebenfalls, dass die Gewerbetreibenden bezüglich der Sanierung der B 9 nicht einbezogen worden seien. „Dass die Baustelle verlängert wird, wurde uns gar nicht mitgeteilt“, berichtet er. Aber immerhin eines konnte Expert Queckenberg erreichen: Während der Arbeiten vor dem Geschäft gibt es eine Rampe, damit die Kunden auf den Hof fahren können. Allerdings haben die Verantwortlichen der Baustelle Krieger zufolge dieses Angebot nicht von selbst gemacht. „Da mussten wir auf sie zugehen“, sagt der Marktleiter.
Auch Irene Grabowski, Chefin des Wirtshauses Zum Weißen Ross, hatte, bevor die Baustelle vor ihre Tür zog, lediglich einen Zettel in ihrem Briefkasten mit der Auskunft, dass die Arbeiten am selben Tag beginnen würden. „Aber mehr Informationen würden den Stau auch nicht verkürzen oder den Verkehr beschleunigen“, findet sie. Als „Katastrophe“ bezeichnet sie die Auswirkungen der B 9-Baustelle auf ihren Gastronomiebetrieb. „Einige Gäste, die unterwegs zu uns waren, sind einfach umgekehrt“, berichtet Grabowski.
Weitere Straßensperrungen halten Gäste ab
Wieder andere hätten angerufen und, obwohl die Arbeiten nicht mehr vor der Tür gewesen seien, abgesagt und angekündigt, dann doch lieber ein anderes Mal zu kommen. Von einer ursprünglich angekündigten Gruppe von zehn Personen hätten schließlich nur noch sechs im Wirtshaus gespeist. „Aber es ist ja nicht nur die Baustelle hier, sondern auch andernorts“, sagt Grabowski. Sie berichtet von Gästen, die aus Mayen nach Bad Breisig kommen wollten, es aber wegen weiterer Straßensperrungen letztlich aufgegeben hätten. In der Konsequenz hat also auch die Chefin des Wirtshauses Zum Weißen Ross Umsatzeinbußen. Sie wünscht sich nur eines: dass die Baustelle noch schneller als nun angekündigt – also kurz vor Weihnachten – der Vergangenheit angehören wird.