Wer kennt es nicht: Man war abends unterwegs, hatte vielleicht ein Ringbier zu viel und plötzlich sind Autoschlüssel, Portemonnaie oder Handy verschwunden. Der Verlust solcher Wertgegenstände – für die Mitarbeiter des Fundbüros auf dem Festivalgelände ist es ihr Tagesgeschäft. Und zwar eines mit ordentlich Konjunktur.
Kurz nach dem offiziellen Festivalstart am Freitagnachmittag bilden sich vor dem Container in Sichtweite zum Lidl Rock Store bereits die ersten Schlangen. „Eben war jemand hier, der seinen Hamster verloren hat“, erzählt Fabian. Kurios? Könnte man schon sagen, doch die Mitarbeiter von Infopoint und integriertem Fundbüro erreichen solche – nicht immer ganz ernst gemeinten – Anfragen regelmäßig. „Auch der Verlust des eigenen Niveaus oder von Freunden wird bei uns immer wieder gemeldet“, ergänzt Celine mit einem Lächeln, aktuell lägen zudem Fragen nach glutenfreiem Bier und Festivalbändchen im Trend.
Wobei das Angebot natürlich trotz allem Jux ein ernsthaftes ist – und überaus wertvoll obendrein. „Im vergangenen Jahr“, erzählt Fabian, „haben wir hier etwa 100 Autoschlüssel und noch mal mindestens genauso viele Handys gesammelt.“ Die Fundstücke würden in solchen Fällen zunächst auf den einzelnen Zeltplätzen zusammengetragen und dann einmal täglich an die zentrale Stelle in der Nähe des Haupteingangs übergeben. Was den Weg von dort bis zum Festivalende nicht zurückgefunden hat zu seinem Besitzer, wird schließlich von der Polizei ins Fundbüro nach Adenau verfrachtet.
Und auch manch glückliche Zusammenführung von Verlorenem und Verlierendem wird zuvor erst noch ein Fall für die Beamten, denn: „Wenn es zum Beispiel um Autoschlüssel geht“, erklärt Fabian, „müssen wir zwingend die Polizei hinzuziehen, um prüfen zu lassen, ob es sich auch tatsächlich um den rechtmäßigen Besitzer handelt.“
Kein ganz einfaches Geschäft also, bei dem der Spaß am Ende jedoch stets überwiege, wie Celine versichert: „Natürlich sind einige auch traurig, wenn sie zum Beispiel ihr Handy verloren haben und es bei uns nicht finden, aber die große Mehrheit ist wirklich locker drauf.“ Und vor allem auch dankbar. „Es kam sogar schon mal vor, dass uns jemand Eis vorbeigebracht hat“, sagt Celine und betont, dass es „auch für uns immer wieder ein sehr schönes Gefühl ist, wenn wir jemandem seine Sachen zurückgeben können“.
Eine Win-win-Situation, so scheint es, die zudem wohl deutlich öfter eintritt, als man annehmen würde: „Es gibt hier auf dem Festival sehr viele ehrliche Menschen, die gefundene Wertgegenstände auch tatsächlich abgeben“, erzählt Fabian. Besonders hoch ist die Aufklärungsquote demnach bei Handys, „weil uns die Besitzer dann meist anrufen und wir ihnen am Telefon sagen können, wo sie uns finden“.
Und so bleibt am Ende doch eine Mut machende Nachricht für alle potenziell Verzweifelten: Wer bei Rock am Ring Haustürschlüssel, Geldbeutel und Co. verliert, muss nicht gleich in Panik verfallen. Dank Festivalmitarbeitern wie Fabian und Celine besteht auch bei solch weniger erfreulichen Ringerlebnissen zu jeder Zeit Hoffnung.
Barrierefreiheit hat sich Rock am Ring auf die Fahne geschrieben. Wir haben uns auf dem Rockability-Zeltplatz bei Rollstuhlfahrern umgehört, wie sie den aktuellen Stand dieses Vorhabens bewerten – und wo sie (noch) Verbesserungsbedarf sehen.Wie barrierefrei ist Rock am Ring wirklich?