Rock am Ring ohne Riesenrad? Unvorstellbar. Deswegen ist es auch in diesem Jahr dabei, wie immer. Doch die Umgestaltung des Festivalgeländes verlangte einen Umzug des Fahrgeschäfts, das vor allem ab dem Sonnenuntergang mit seinen blinkenden, bunten Lichtern auffällt. Am neuen Standort läuft es aber schlecht – richtig schlecht. Der Betreiber ist frustriert.
„Ich bin gerade wahnsinnig enttäuscht. Das hier ist für uns kein Rock am Ring.“
Ottfried Hanstein, Betreiber des Riesenrads
Seit Rock am Ring außer der Reihe in Mendig stattgefunden hat, ist Ottfried Hanstein mit seinem Riesenrad dabei: „Ich bin gerade wahnsinnig enttäuscht. Das hier ist für uns kein Rock am Ring.“ Eigentlich ist er es gewohnt, dass Leute anstehen, teilweise eine Stunde und sogar länger. Das ikonische Riesenrad lief immer den ganzen Tag mit voll besetzten Gondeln, vor allem zur Sonnenuntergangszeit und später war Hochbetrieb. Die Schlangen waren ewig lang. Und nun? Vor dem Riesenrad ist es leer. Es kaufen sich zwar auch mal vereinzelt Leute ein Ticket, aber das kommt bei Weitem nicht an den Betrieb der Vorjahre ran.
In diesem Jahr ist das Riesenrad zwischen der neuen Atmos-Stage und den anderen Bühnen zu finden. Man sieht es nur noch klein am Horizont, wenn man von der Hauptbühne über das Festivalgelände schaut. „Es fühlt sich an, als wären wir in der unbeliebten Nebengasse platziert worden, während sich alle Menschen in der Haupteinkaufsstraße tummeln. Das hier ist tatsächlich eine Rennstrecke. Alle wollen nur schnell hier durchlaufen, um von einer Bühne zur anderen zu kommen“, sagt Hanstein und zeigt auf den langen Gang, in dem sein Riesenrad nun platziert ist. „Oben spielt die Musik. Hier? Hier ist der Totentanz.“
Nur 300 statt 10.000 Tickets verkauft
Früher verkaufte er 10.000 Tickets – am Abend des ersten Tags waren es rund 300. Ein ernüchterndes Fazit, findet der Riesenrad-Betreiber: „Man fühlt sich richtig auf den Arm genommen. Da wäre es effizienter gewesen, auf eine Dorfkirmes zu gehen.“ Das habe der 73-Jährige in seiner 40-jährigen Riesenraderfahrung bisher noch nicht erlebt. Er reiste extra aus Bremen an, mit acht Transportern. „Der Aufwand war das hier nicht wert“, schlussfolgert er.
Zumal noch Umbaukosten hinzukämen, die er früher nicht hatte: Bei einem anderen Event am Nürburgring, das zwei Wochen zuvor stattfand, ist Hanstein auch immer mit seinem Fahrgeschäft vor Ort. „Früher konnten wir einfach auf dem Hubschrauberlandeplatz stehen bleiben. Jetzt müssen wir den Standort wechseln. Das sind nicht nur extra Kosten, das ist auch ein Riesenaufwand.“
Zwei Tage dauert der Aufbau des Riesenrads. Ob Ottfried Hanstein im nächsten Jahr noch einmal kommen würde, wenn das Riesenrad an gleicher Stelle wie in diesem Jahr steht? „Nein“, sagt er überzeugt. Das würde er sich nicht noch einmal antun.