Projektleiter Tino Rossi geht davon aus, dass die Heizanlage bis zum Sommer, spätestens zum Winter 2023 steht und genutzt werden kann. Sie könne richtungsweisend für das ganze Ahrtal werden, denn „wir wollen gemeinschaftlich, solidarisch und sozial Energie vertreiben“. Das Gremium heißt „Erneuerbare Energie-Genossenschaft Altenburg eG“. Es hat auch schon einen Aufsichtsrat: Tino Rossi, Robert Koch und Peter Müller.
Projekt wird gut angenommen
Das Interesse der Einwohner an der Gründungsversammlung war groß. Sie diskutierten lebhaft über den Satzungsentwurf, den Rechtsanwalt Heinrich Rohde von der Kanzlei Kunz in Koblenz erläuterte, und füllten später die Beitrittserklärungen aus. Rund ein Drittel der Altenburger Haushalte habe Interesse an der kalten Nahwärme, sagte Rüdiger Fuhrmann, Bürgermeister der Ortsgemeinde Altenahr. Nur wer Mitglied in der Genossenschaft ist, bekommt einen Anschluss ans Nahwärmenetz.
Rechtsanwalt Rohde beschrieb die Vorteile einer Genossenschaft gegenüber einer GmbH und Co KG mit den Begriffen „Gemeinwohl, Mitsprache, Gleichberechtigung und heimische Wertschöpfung“. Zudem diene eine Genossenschaft, anders als eine kaufmännische Gesellschaft, primär dem Wohl ihrer Mitglieder und nicht der Gewinnerzielung. Energie-Experte Paul Ngahan sagte es mit seinen Worten: „Das ist toll, dass die Menschen, die das Wärmenetz nutzen und davon profitieren, es auch selbst betreiben.“ Ngahan, Vize-Abteilungsleiter Regenerative Energien bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz, bekräftigte, die Landesregierung werde das Projekt mit 50 Prozent bezuschussen.
Ein Nahwärmenetz für alle
Angeschoben wird das Nahwärmenetz von der Ortsgemeinde Altenahr, zu der Altenburg gehört. Sobald es abbezahlt ist, geht es an die Genossenschaft über. Die schließt auch die Verträge mit den Anliegern und ist für die Wartung des Netzes verantwortlich.
Inzwischen wird davon ausgegangen, dass das Nahwärmenetz mehr als drei Millionen Euro kosten wird. Profitieren sollen davon nicht nur Privatleute, sondern auch große Einrichtungen wie etwa Altenheime und Schulen.
Bei der kalten Nahwärme gebe es keine Leitungsverluste, heißt es in der Projektbeschreibung der Hochschule Mainz. Ein Ausbau des Netzes in Etappen sei problemlos umsetzbar. „Aufgrund der Leitungsgewinne im horizontalen Netz sind große Leitungsdistanzen von bis zu zwei Kilometern möglich. Die dezentrale Energieerzeugung erlaubt es zudem, auf die Anforderungen und Bedürfnisse der einzelnen Verbraucher einzugehen, was sich bei herkömmlichen Nahwärmenetzen schwierig gestaltet.“
Arbeiten sollen bald beginnen
Jetzt geht es in Altenburg darum, möglichst schnell Firmen zu finden, die Erdbohrungen vornehmen, und diese dann mit den Bohrungen zu beauftragen – denn die Heizanlage nutzt die Erdwärme. Die Initiatoren und Unterstützer des Altenburger Modells hoffen, dass es nun zügig vorangeht. Denn massive Kostensteigerungen gefährden derzeit jedes Bauvorhaben und haben auch schon dazu geführt, dass Projekte auf Eis gelegt wurden.