Förster Stephan Braun gab zunächst einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der grünen Lunge von Sinzig. Im Anschluss führte er die Teilnehmer in ein Laubwaldstück, um anschaulich die Unterschiede einer nachhaltigen Forstwirtschaft im Vergleich zu einem angrenzenden Privatwald aufzuzeigen. Während die behutsame Durchforstung zum einen kräftigeren Stammwuchs und zum anderen eine vielfältige Naturverjüngung hervorgerufen hatte, fehlte diese in Gänze in dem reinen Privatwald, in dem sich nur Buchen befinden. „Totholz und Artenvielfalt fördern die Biodiversität“, erläuterte Braun zu seiner Vorgehensweise, die er seit vielen Jahren im Harterscheid praktiziert. Früher sei ein aufgeräumter Wald ein Kriterium für die gute Arbeit des Försters gewesen, fügte er schmunzelnd hinzu. Heute sei das Verständnis ein anderes.
Darüber hinaus ist Braun zufolge auch der Einschlag der Laubbäume für ein gesundes Wachstum im Wald erforderlich. Im Hinblick auf die Kritik der Sinziger Grünen und deren Forderung nach einer neuen Forstpolitik für die Kommune erläuterte Braun die Funktion des Einschlags. Würde dieser nicht mehr erfolgen, könnten sich die Buchen und Eichen, die überwiegend auf dem Harterscheid wachsen, nicht ausreichend weiterentwickeln, so der Förster. Es bestehe dann die Gefahr, dass die Bäume absterben würden. Der Grund: Laubbäume benötigen für das Wachstum entsprechend Freiraum, damit sich die Kronen weiterentwickeln können. „Viele Kommunen wären froh, heute solch herrliche Waldbilder und guten Zustand in ihren Wäldern noch vorzufinden“, meinte Braun.
Aber wie geschädigt ist der Sinziger Forst durch den Klimawandel? Schließlich gibt es Wälder, in denen bereits große Kahlflächen entstanden sind. Anders in Sinzig. Dort sind Braun zufolge bisher nur 5 Prozent von den insgesamt 880 Hektar betroffen. Die Entwicklung – insbesondere die Schädigung durch den Borkenkäfer – hat allerdings bereits vor Jahren dazu geführt, dass die Fichte heute keinen nennenswerten Nutzen mehr in der Bewirtschaftung des Sinziger Stadtwaldes einnimmt. Stattdessen setzt Braun auf den frei gewordenen Flächen auf Naturverjüngung und punktuell auf eine Wiederaufforstung, etwa mittels klimaresistenterer Robinien und Kastanien. Möglicherweise würden künftig auch in unseren Breitengraden zunehmend mediterrane Bäume heimisch, hieß es. Wichtig sei jedoch, dass die Entscheidungen des Rates stets im Hinblick auf eine mittel- bis langfristige Perspektive getroffen werden, so Braun. Lob gab es nach der Exkursion. „Wir sind froh, dass Sinzig mit Stephan Braun einen so umsichtigen kompetenten Heger und Bewahrer für den Sinziger Stadtwald hat“, meinte FWG-Fraktionschef Friedhelm Münch.