Nachdem sie im vergangenen Jahr bereits ihr drittes Rehkitz zur Handaufzucht von einer Tierärztin erhalten hatte, konnte sie dem Wissen um das schreckliche Leid der Kitze nicht mehr tatenlos zusehen. „Auf eigene Rechnung habe ich eine Drohne mit Wärmebildkamera gekauft, und nun bieten wir Bauern hier in unserem Umkreis die kostenlose Absuche der Wiesen mit der Drohne am Tag der Mahd an“, sagt sie.
Dafür steht sie mit ihrem Ehemann und weiteren Helfern aus ihrer Familie schon früh auf. „Damit die Wärmekamera das Tier ausfindig machen kann, muss der Boden noch kalt sein, deshalb beginnen wir um 3.30 Uhr mit dem Absuchen, wenn wir zuvor vom Landwirt verständigt wurden, dass er an diesem Tag mähen will“, erklärt Daniela Wahl. Ist das Kitz gefunden, verbringen sie es ohne jeden Hautkontakt an den Rand der Wiese, stülpen einen Korb mit Fähnchen darüber und lassen es nach der Mahd wieder frei. Oder der Korb bleibt markiert an der Stelle im Gras, wo das Kitz liegt. „Die Ricke ist immer in der Nähe und weiß genau, wo sich ihr Kitz befindet. Es bedarf aber genauer Absprache, denn allzu lange darf das Tier nicht unter dem Korb liegen“, so Wahl.
Ein Herzensanliegen ist es ihr, auch Hundebesitzer zu sensibilisieren, ihre Vierbeiner an der Leine zu lassen. „Ein Hund muss nicht unbedingt ein Rehkitz reißen, um es zu gefährden. Es reicht schon, wenn er nur an ihm schnuppert – dann nimmt die Mutter ihr Kind nicht mehr an“, betont die Tierschützerin.
Nicht alle Landwirte oder Jäger seien erbaut darüber, wenn sich private Initiativen in deren Angelegenheiten einmischten. „Aber es kostet sie weder Zeit noch Geld, es ist nur ein Anruf. Wir wollen niemandem etwas vorschreiben, sondern nur helfen, unnötige, grausame Tode zu verhindern“, unterstreicht Daniela Wahl. Mit Jägern wie etwa Gunter Windheuser aus Sinzig, der im Bereich der Ahrmündung Jagdpächter ist, funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut. In Bad Bodendorf haben die Jäger eine eigene Wärmebilddrohne im Einsatz. Aber auch für den Remagener Pferdehofbesitzer Edgar Langen vom Gestüt Hubertushof waren sie schon im Einsatz.
Sie verweist darauf, dass das Aufhängen von Verbrämungstüten und Flaschen von Landwirten nicht ausreichen würde, um Ricken davon abzuhalten, ihre Kitze auf den Wiesen abzulegen. „Da gewöhnen sie sich schnell dran – besser wäre es, von innen nach außen zu mähen, damit den Tieren ein Fluchtweg bleibt – aber in der Regel bleiben die einfach liegen“, weiß Wahl. Sie selbst ist beim ersten Testen ihrer Drohne fast auf ein junges Tier getreten, weil sie es einfach nicht gesehen hat.
Das Argument, dass Wärmebildkameras nicht immer funktionieren, lässt sie nicht gelten. So habe einer ihrer 14 Enkel beim Ausmisten ihres Stalls ein Igelnest ausgehoben, doch die Mutter war nirgends zu sehen. „Wir haben dann tatsächlich mit der Wärmebildkamera einen kleinen roten Punkt unter einem Misthaufen gefunden und konnten die Igel samt Mama zur Wildtierauffangstation in Kirchwald gebracht, wo wir sie dann nach dem Aufpäppeln wieder auf unser Grundstück entlassen konnten“, erzählt Daniela Wahl strahlend.
Die Wahls haben für ihr Vorhaben selbst Flyer gedruckt und sie an Landwirte, Pferdehofbesitzer und Hobbylandwirte verteilt, um dem grausamen Mähtod etwas entgegenzusetzen. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich entlang des Rheins zwischen Remagen und Bad Breisig.
Tierschutz ist für die Ballettschulleiterin eine echte Herzensangelegenheit. Neben ihrem ersten Kitz Bambi bewohnen nun auch Willi und Felix den „Lebenshof“ wie ihn Daniela Wahl nennt. Ziegen, Schafe, Hühner, Gänse und Enten, Hunde und Wasserschildkröten leisten ihnen Gesellschaft. „Ich habe die Rehkitze nicht, weil es vielleicht schick ist und die so süß sind – ohne mich hätten sie einfach nicht überlebt“, betont sie. Häufig sei es menschliches Fehlverhalten, was die Tiere in Gefahr bringe. So haben Spaziergänger Bambi einfach mitgenommen, weil es so alleine im Gras lag.
„Die Leute müssen einfach wissen, dass die Ricke ihr Kind nach dem Ablegen auch stundenlang alleine lässt und dann zum Säugen wiederkommt“, betont sie. Felix wurde von einem Oberwinterer Ehepaar gefunden, was nahe am Waldrand wohnt. „Ich nehme an, seine Mutter wurde geschossen. „Das Ehepaar hat das Kitz schreien gehört, es hatte noch Geburtsschleim auf dem Rücken und war nicht größer als eine Katze“, erzählt sie. Durch die Vermittlung der Tierärztin Dr. Elke Mundt aus Dedenbach kam dann auch Felix zu ihr. Zuvor hatte sie mit der Mayener Tierärztin Dr. Anja Baronetzky-Mercier sehr eng zusammengearbeitet. „Sie war eine absolute Expertin für Wildtiere und ungeheuer engagiert, leider ist sie verstorben“, so Daniela Wahl.
Mittlerweile hat die Kripperin ein kleines Netzwerk von Rehkitzeltern in Deutschland gegründet und auch schon Pflegeeltern vermittelt. Auf Instagram berichtet sie über ihre Aktivitäten auf dem „Lebend-Hof“. „Sicher, ich mache ein wenig auf heile Welt – aber die Hässlichkeiten kommen von alleine“, sagt Daniela Wahl.
Telefonisch erreichbar sind Daniela Wahl und ihr Team unter dem Bambi-Telefon 0170/964 36 49. Weitere Infos gibt im Internet unter www.instagram.com/wahldela