Sondierungsphase für neuen Reformanlauf hat im Dekanat Remagen-Brohltal bereits begonnen
Reform: Bistum will jetzt doch die Kirche im Dorf lassen
So wie St. Peter in Westum gehören die Kirchen zum festen Bestandteil in den Dörfern und Städten. Mit dem neuen Anlauf zu einer Bistumsreform sollen auch kleinere Gotteshäuser künftig nicht ihrer Funktion in den Gemeinden beraubt werden. Foto: Christian Koniecki
Christian Koniecki

Remagen-Brohltal. Das Bistum Trier nimmt einen neuen Reformanlauf: Nachdem das Projekt „Pfarrei der Zukunft“, bei dem unter anderem die Zusammenlegung der rund 900 Gemeinden des Bistums zu 35 Großpfarreien geplant war, kurz vor seiner Umsetzung Ende 2019 auf Intervention aus Rom gestoppt wurde, hat Bischof Stephan Ackermann nun eine neue Reform gestartet. Jetzt sollen 35 sogenannte pastorale Räume entstehen. Eine Sondierungsphase dazu hat im Dekanat Remagen-Brohltal bereits begonnen. Und obwohl die Reform auf den ersten Blick ganz ähnlich wie die zuvor gescheiterte erscheint, soll nun doch vieles ganz anders werden.

„Wir haben einen Lernprozess hinter uns“, gibt Weihbischof Jörg M. Peters anlässlich einer Pressekonferenz zum Beginn der Sondierungsphase ganz offen zu. „Neben Einsicht und Zustimmung zur ‚Pfarrei der Zukunft‘ gab es aber auch viel Verunsicherung, Zweifel und sogar Ablehnung“, so Peters. Doch an den Gründen für die damaligen Reformpläne habe sich nichts geändert. „Ausgangsbasis ist nicht die Synode, sondern die Gesamtsituation der Kirche, die nach neuen Strukturen verlangt, um weiterhin eine lebendige und glaubwürdige Gemeinschaft zu ermöglichen. In diesem Rahmen bedarf auch der Begriff Pfarrei einer Neudeutung.“

Wie diese Neudeutung aussehen könnte, hat Bischof Ackermann bereits aufgezeigt. Nach Ansicht der Bistumsleitung sollten sich die Pfarreien auf der Ebene der bisher bestehenden 172 Pfarreiengemeinschaften organisatorisch zusammenschließen. Diese größeren Pfarreien sollen sich dann zu 35 pastoralen Räumen zusammenschließen, in denen jeweils über die Pfarreigrenzen hinweg zusammengearbeitet werden soll.

Notwendig ist diese Reform nach Ansicht der Bistumsleitung weiterhin aufgrund des fortschreitenden dramatischen Rückgangs von „personellen und finanziellen Ressourcen“, wie Ackermann in einem Brief an die Menschen im Bistum Trier formulierte. Die jüngsten Missbrauchsvorwürfe in den Reihen der katholischen Kirche haben in den vergangenen Monaten zudem zu weiteren Kirchenaustritten geführt.

Der neue Zeitplan für die Reform im Dekanat Remagen-Brohltal ist dabei sehr ambitioniert. Noch vor Ostern soll die Sondierung mit den hauptamtlichen Teams und den Pfarrreienräten abgeschlossen sein. Vier Sondierer sind benannt worden: neben Sabine Mombauer, Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Sinzig, Christoph Hof, Pastoralreferent im Dekanat Remagen-Brohltal, Dechant Frank Klupsch und Weihbischof Jörg Peters. Jeweils in Zweierteams wollen sie sich in den kommenden Tagen mit den Pfarrreienräten treffen, ein Stimmungsbild einfangen und herausfinden, wie man künftig „ein Mehr von Miteinander“ erreichen kann.

Ebenfalls anders an der neuen Reform ist die Rolle der Priester. Diese soll nicht mehr wie noch bei der „Pfarrei der Zukunft“ zum Teil an Leitungsteams delegiert werden. Auch eine „totale Zentrierung“ soll vermieden werden: „Kirche bleibt vor Ort, Gottesdienst bleibt vor Ort und die Rolle der Pfarrer wird wie von Rom gefordert gestärkt“, formuliert es Weihbischof Peters. Ebenfalls wichtig: Die Finanzen verbleiben in den Pfarreien, zweckgebundene Mittel, wie etwa Mittel für die Restaurierungen einzelner Kirchengebäude, bleiben zweckgebunden, verspricht der Weihbischof.

Einen Zeithorizont für die Umsetzung der neuerlichen Reform gibt es auch. „Wir möchten die Fusionierung fördern und Mögliches schon jetzt umsetzen“, so Peters. Die Zusammenarbeit soll zum 1. Januar 2022 beginnen, aber es soll ein Prozess werden, der je nach Gegebenheiten in den Pfarreigemeinschaften früher oder auch später umgesetzt werden kann. Bis Ende 2025 soll die Reform dann abgeschlossen sein.

Und dieses Mal ist man optimistisch. „Viele unserer Pfarreien haben sich in den Gemeinschaften doch schon längst auf den Weg zum Ziel gemacht“, sagt Dechant Frank Klupsch in der Pressekonferenz. Und er beschwört die Solidarität in der Kirche: „Es gibt Pfarreiengemeinschaften, die sind personell gut besetzt, und dort läuft es gut. Aber es gibt auch solche mit Vakanzen und großen Problemen im Gemeindeleben, und die sollten unterstützt werden. Weihbischof Peters sieht weitere Vorteile etwa bei der Jugendarbeit: „In größeren Einheiten können etwa regelmäßige Jugendgottesdienste oder besondere Angebote für Firmlinge oder Messdiener viel verlässlicher und attraktiver angeboten werden.“

Von unserem Redakteur Christian Koniecki

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