„Unser Dorf hat Zukunft“
Rech sorgt für eine Überraschung beim Landesentscheid
Nicht zuletzt das "kalte Dorfwärmenetz", das Ministerin Katrin Eder (links) im März 2024 in Betrieb setzte, hat die Jury das Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" überzeugt. Wärmenetzkümmerer Niki Kozisek (2. von links) erläuterte die Anlage. Dominik Gieler (2. von rechts), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, und Ortsbürgermeister Thomas Hostert hörten zu.
Archiv Frank Bugge. Frank Bugge

Jedes Jahr treten in Rheinland-Pfalz Dörfer zum Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ an. Für die beim Kreisentscheid erfolgreichen Kommunen galt es nun beim Gebietsentscheid. Das Ergebnis der Jurybewertung fiel anders aus als vielleicht erwartet.

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Die 208-Seelen-Gemeinde Aremberg (VG Adenau) hat als Kreissieger in der zweiten Runde des Dorfwettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ keinen der sechs Spitzenplätze erreichen können und ist ausgeschieden. Dafür aber hat aus dem Kreis Ahrweiler die Gemeinde Rech (VG Altenahr) beim Gebietsentscheid überzeugt.

Mit Platz vier gehört der Weinort zu den sechs Dörfern aus der Region Koblenz – es gibt noch die Regionen Neustadt an der Weinstraße und Trier –, die am Landesentscheid Ende September teilnehmen. Dessen Sieger treten zum Bundesentscheid 2026 an.

54 Dörfer im Gebietsentscheid

Der Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ wurde 2024 in Rheinland-Pfalz mit 125 Gemeinden gestartet. Nach dem Gebietsentscheid als zweiter Runde mit 54 Dörfer gehen aus der Region Koblenz – 19 Gemeinden in acht Landkreisen – sechs Ortsgemeinden zum Landesentscheid. Buch im Rhein-Lahn-Kreis, Neuerkirch (Rhein-Hunsrück-Kreis), Selbach und Ziegenhain (Kreis Altenkirchen) sowie Oberraden (Kreis Neuwied) überzeugten wie Rech die Jury.

Bewertet wurden die Orte von der Fachjury, die die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion mit Experten besetzt, gemäß den Kriterien „Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen“, „bürgerschaftliches Engagement, soziale und kulturelle Aktivitäten“, „Baugestaltung und -entwicklung“, „Grüngestaltung und das Dorf in der Landschaft“ sowie dem Gesamteindruck, den die Gemeinde hinterlässt.

Beim Ortsrundgang Anfang Juni durch Aremberg machen sich die Jury-Mitglieder immer wieder Notizen über das, was sie zu sehen und unter anderem von Ortsbürgermeister Thomas Nelles (rechts) zu hören bekamen.
Frank Bugge

Für den Jurybesuch zur Gebietsrunde in Aremberg Anfang Juni hatten die 13 Gruppen und Vereine ihre Ideen und Projekte zur Gestaltung des Dorfes und des Dorflebens, überarbeitet und aktualisiert, von Projektleiter Bernd Hellgardt in einer neuen 20-seitigen Präsentation zusammengefasst. Hellgardt, Ortsbürgermeister Thomas Nelles und die Sprecher der jeweiligen Initiativen präsentierten 70 Ideen und Aktionen knapp zwei Stunden lang an sechs Stationen. Es folgte eine kurze Abschlussbesprechung, in der die Jurymitglieder ihre Eindrücke schilderten. Sie hoben Lobenswertes hervor, äußerten aber auch Kritik, die allerdings als „Ratschlag“ oder „Tipp“ verstanden werden sollte.

Bei der Kreisentscheidung hatte sich Aremberg unter zehn Kommunen den Sieg und die Siegerprämie geholt. Dedenbach (Brohltal) war auf Platz zwei und Rech (Ahrtal) auf Platz drei gelandet. Wimbach (VG Adenau) erhielt einen Sonderpreis. Jetzt die Überraschung beim Gebietsentscheid: Neben Aremberg gingen auch Dedenbach und Wimbach leer aus. Das von der Flutkatastrophe im Ahrtal gezeichnete Rech zog im Votum der Jury an den drei Orten vorbei.

„Die Gemeinde Rech ist durch ihre Weinbaukultur geprägt und hat sich nach der Flutkatastrophe 2021 als zukunftsorientierte und resiliente Gemeinschaft bewiesen.“
So heißt es in der Bewertung der Jury.

„Die Gemeinde Rech ist durch ihre Weinbaukultur geprägt und hat sich nach der Flutkatastrophe 2021 als zukunftsorientierte und resiliente Gemeinschaft bewiesen“, heißt es in der Bewertung der Jury. Mit dem Maßnahmenplan Wiederaufbau und dem örtlichen Entwicklungskonzept werde der Wiederaufbau engagiert und innovativ vorangetrieben. „Besonders der Uferbereich und die neue Brücke stehen im Fokus der Entwicklung.“

Die Lage an der Ahrtalbahn sichere eine hervorragende Nahverkehrsanbindung. Rech setze auf Transparenz und Bürgerbeteiligung, etwa durch eine informative Internetseite und innovative Wärmeversorgung: kalte Nahwärme für über 90 Prozent der Haushalte. „Die Verbindung von moderner Technik und regionaler Identität gelingt beispielhaft“, hieß es lobend.

Beim Ortsrundgang Anfang Juni durch Aremberg machen sich die Jury-Mitglieder immer wieder Notizen über das, was sie zu sehen und unter anderem von Ortsbürgermeister Thomas Nelles (links) zu hören bekamen.
Frank Bugge

Die Gemeinde verfüge zudem über bedeutende Weinbaubetriebe mit malerischen Innenhöfen, historischen Fachwerkhäusern und sei gut in Rad- und Wanderwege eingebunden. Projekte wie das neue Dorfhaus in der alten Schule, ein Waldkindergarten sowie die geplante „Freizeitachse“ an der Ahr stärkten das Gemeindeleben und die Familienfreundlichkeit.

Mit attraktiven Grünflächen, Blumenbeeten und neuen Projekten wie Bikepark, Streuobstwiese oder Mehrgenerationenplatz werde das Ortsbild lebendig gestaltet. „Die reizvolle Lage im Ahrtal mit Wasser, Wald und Wein bietet Naturerlebnisse und schafft vielfältige Lebensräume. Auch dem Hochwasserschutz wird durch die Rückgabe von Raum an die Ahr Rechnung getragen“, heißt es.

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