Rebstock. ein vergessenes KZ-Außenlager? Wie soll man künftig mit dem Gelände des ehemaligen Lagers Rebstock bei Marienthal umgehen und wird man allein durch eine kleine Gedenktafel an einer Weinbergsmauer oberhalb von Dernau dem Gedenken an die dort in den Jahren 1944/45 drangsalierten Menschen, ob Zwangsarbeitern, Militärinternierten oder KZ-Häftlingen, gerecht? Das war eine der spannenden Fragen, die in einer eintägigen Veranstaltung der Landeszentrale für politische Bildung mit Fachleuten und interessierten Mitbürgern beantwortet werden sollte.
Mit der altehrwürdigen Synagoge in Ahrweiler konnte kein passenderer Ort für das Treffen gefunden worden, hatten doch besonders Juden ein großes Kontingent der KZ-Häftlinge gestellt. Aufgekommen war diese Frage erst 70 Jahre nach dem Geschehen dadurch, dass der Verein „Frankensiedlung Nithrindorp“ aus der Grafschaft genau dort in Marienthal ein historisches Frankendorf nachbauen wollte, wo die Lagerbaracken standen und der Eingang zum Produktionsstollen lag. Nach Protesten von Historikern und aus der Bevölkerung wurde das Vorhaben inzwischen wieder aufgegeben.
Doch dadurch kam ins Bewusstsein, dass an das Lager Rebstock als Außenlager des KZ Buchenwald seit 1988 zwischen Dernau und Rech in den Weinbergen lediglich die erwähnte kleine Gedenktafel existiert. „Offenbar war und ist der Ort als KZ-Außenlager in der Region weitgehend in Vergessenheit geraten“, so Uwe Bader, Leiter der Gedenkstätte KZ Osthofen und in Ahrweiler Tagungsleiter. Es sei dringend geboten aktiv zu werden, denn gerade die kleineren Lager seien von harter Arbeit und schlimmen Verhältnissen geprägt gewesen.
Eine Antwort auf die gestellten Fragen gab Professor Dr. Wolfgang Benz aus Berlin, Vorsitzender des wissenschaftlichen Fachbeirates zur Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz. Er war als einer der fachkundigen Referenten nach Ahrweiler gekommen. Ob KZ oder Arbeitslager, das habe für die Betroffenen kaum einen Unterschied gemacht, sagte er. Es müsse dort Einrichtungen der Erinnerung geben, wo das Unrecht geschah. Nicht allein die Historiker sollten sich damit beschäftigen, sondern es sei Sache für alle Bürger, genau an jenen Orten Stätten der Erinnerung und gegen das Vergessen zu schaffen. Es könne nicht sein, dass genau an einem solchen Ort ein Freizeitdorf entstehe.
Benötigt werde im Fall „Rebstock“ ein Kreis interessierter und engagierter Menschen, die unter Mithilfe der Historiker eine Gedenkstätte vorantreiben. Auch die Presse müsse überzeugen helfen, dass allein eine ziemlich versteckte, vor sich hin witternde Gedenkplatte nicht ausreicht, um derer zu gedenken, die hier gelebt und geschuftet haben und wohl auch gestorben sind. Der Tagungsort, die Synagoge in Ahrweiler, sei ein gutes Beispiel für eine würdige und lebendige Erinnerung. Der Bad Breisiger Militärhistoriker Wolfgang Gückelhorn bestätigte, dass rund um Dernau auch gestorben wurde. So sei bekannt, dass in der Nähe des heutigen Sportplatzes Erschießungen stattgefunden haben und zwischen Dernau und Rech an heute unbekannter Stelle eine Grube für Leichen existiert habe. Auch sei nach dem Krieg bei Marienthal ein Galgen gefunden worden. Was man allerdings nicht festgestellt habe, sei ein für Vernichtungslager üblicher Verbrennungsofen.
Im Lager Rebstock sollte auch nicht vernichtet, sondern gearbeitet und einsatzwichtiges Gerät gebaut werden. Da viele der in Baracken auf dem Bahndamm zwischen Rech und Dernau zusammengepferchten KZ-Häftlinge täglich den Damm über Dernau zum Eingang von Trotzenberg- und Kuxbergtunnel entlang gehen mussten, konnte auch damals eigentlich niemandem entgehen, was dort passierte.
Einzig eine kleine, von Privatleuten angebrachte Gedenktafel ist da kein geeignetes Mittel gegen das allgemeine Vergessen. Eine Exkursion von Ahrweiler zum Ort des Geschehens zwischen Trotzenberg- und Kuxbergtunnel und eine Besichtigung der Dokumentationsstätte Regierungsbunker gehörte natürlich zum Tagungsprogramm.