Die Tage von Guido Orthen als Stadtbürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler könnten gezählt sein. Nach Informationen unserer Zeitung will der 59-Jährige als Direktkandidat der CDU für den Wahlkreis 14 zur nächsten Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 22. März 2026 antreten – der Tag, an dem voraussichtlich auch die Bürgermeisterwahlen für Bad Neuenahr-Ahrweiler anstehen. Er könnte damit dem noch amtierenden Landtagsabgeordneten Horst Gies nachfolgen, der parteiintern bereits kommuniziert hat, nicht mehr antreten zu wollen.
Stadtvorstand votiert einstimmig für Kandidat Orthen
Der CDU-Stadtverbandsvorstand Bad Neuenahr-Ahrweiler hat in seiner Sitzung am 10. April einstimmig den amtierenden Bürgermeister Guido Orthen für eine Kandidatur für den Wahlkreis 14 (Bad Neuenahr-Ahrweiler, Grafschaft, VG Altenahr und VG Adenau) in Position gebracht. Dies bestätigte der Vorsitzende der CDU Bad Neuenahr-Ahrweiler, Peter Ropertz, auf Nachfrage. Jetzt folge die parteiinterne Abstimmung mit den übrigen CDU-Verbänden im Wahlkreis. Die Nominierungsversammlung wird dann am 28. Juni sein. Als weitere CDU-Kandidaten würden bisher Michael Korden aus Adenau und Michael Schneider aus der Grafschaft gehandelt, so Ropertz.

Auf die Frage, ob er die Nachfolge Orthens im Bürgermeisteramt anstrebe, sagte Ropertz: „Diese Frage steht zurzeit nicht an.“ Zunächst müsse man die Nominierungsversammlung abwarten. Erst danach würden sich dann die Parteigremien gegebenenfalls mit der Nachfolgefrage des Bürgermeisters befassen müssen. Die Frage, ob er denn grundsätzlich zur Verfügung stehen würde, wollte Peter Ropertz nicht kommentieren.
Was Guido Orthen antreibt, ist eine Mission, die er im Gespräch mit unserer Zeitung mit zwei grundsätzlichen, für den Wiederaufbau im Ahrtal wichtigen Themen auf Landesebene verbindet: Bürokratieabbau und ein Sonderrecht für den Wiederaufbau im Ahrtal. Obwohl diese Forderung schon im August 2021 von den Kommunen an Bund und Land adressiert worden sei, habe sich bisher zu wenig geändert, so Orthen. Die Genehmigungsverfahren dauerten einfach zu lange.
Bürgermeister will seine Expertise in Mainz einbringen
Er wolle mit seiner Expertise und Erfahrung das Problembewusstsein dafür im Landtag schärfen. Es dürfe beispielsweise nicht so sein, dass beim Aufbau einer Brücke die SGD für die Widerlager am Ufer zuständig sei und der Kreis für den Überbau. Orthen glaubt, im Landtag als Hebel etwas bewegen zu können. Und natürlich bleibe die Finanzausstattung von Kommunen ein Dauerthema. Er sei gut vernetzt mit Ministerien, kenne die Akteure und sehe sich auch als Bindeglied zwischen Vertretern möglicher Koalitionen. Die Region brauche weiterhin eine starke Stimme in Mainz, zumal das Ahrtal nicht mehr so im Fokus stehe wie unmittelbar nach der Flut.
„Die Weichen für einen vernünftigen Wiederaufbau in der Stadt sind gestellt. Und es gibt Menschen, die diese Aufgabe übernehmen können.“
Bürgermeister Guido Orthen zum Thema mögliche Nachfolge
Er wolle das Amt des Bürgermeisters von Bad Neuenahr-Ahrweiler loslassen, um auf anderer Ebene für die Region etwas zu bewirken, erklärte Orthen. „Die Weichen für einen vernünftigen Wiederaufbau in der Stadt sind gestellt. Und es gibt Menschen, die diese Aufgabe übernehmen können“, sagt er. Hinter ihm liegen anstrengende Jahre mit der Last von Verantwortung und Erwartungshaltung in schwierigen Zeiten. Im Sommer 2023 musste er eine siebenwöchige berufliche Auszeit nehmen. Für die neuen Aufgaben fühlt er sich fit: „Ich bin seit anderthalb Jahren genesen zurück.“
Orthen wurde 2010 als Nachfolger von Hans-Ulrich Tappe, der zuvor als Kurdirektor zur damaligen Aktiengesellschaft Bad Neuenahr gewechselt war, im ersten Wahlgang gegen fünf Mitbewerber zum Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler gewählt. Zuvor war er hauptamtlicher Erster Beigeordneter der Stadt. 2017 wurde Orthen mit 84,4 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen im Amt bestätigt.