Eine Windenergieanlage Vestas V172 mit einer Nabenhöhe von 199 Meter und einer Gesamtlänge der Rotorblätter von 172 Metern soll nach den Vorstellungen eines Investors an der Landesgrenze nordwestlich von Eckendorf in der Grafschafter Gemarkung Gelsdorf errichtet werden. Während besonders die Grünen beim Ausbau von erneuerbaren Energien auf kommunaler Ebene in diesem Fall von „essenzieller Bedeutung“ gesprochen haben, machten sich bei anderen Kommunalpolitiker bereits die Sorgen um die nationale Sicherheit und den Raumordnungsplan breit.
Viel Wind um (noch) nichts in der Grafschaft? Im Rahmen des Beteiligungsverfahrens sprach sich der Rat jedenfalls am Ende mehrheitlich dafür aus, dass das gemeindliche Einvernehmen für die Errichtung und den Betrieb einer Windenergieanlage in der Gemarkung Gelsdorf nicht erteilt wird.
Ganz anders die Grünen: Die Fraktion stellte den Antrag, das Einvernehmen zu erteilen. Die Fraktion sei überzeugt, dass die Nichterteilung des Einvernehmens „ein fatales Zeichen für die Zukunftsfähigkeit unserer Gemeinde ist“, meint Sabrina von Boguszewski.
„Sie stellen eine langfristige Sicherung unserer Versorgung dar.“
Nadja Geldmacher (Bündnis 90/Die Grünen) über Windräder in der Grafschaft
Nadja Geldmacher deckte gute Gründe für eine solche Anlage auf: Sie wies auf den geringen Flächenverbrauch bei hoher Stromproduktion hin. Und: „Sie stellen eine langfristige Sicherung unserer Versorgung dar.“ Gemessen am Verhältnis Versiegelung/Energiegewinn sei der Antrag der Grünen, als effiziente Zukunftsinvestition zu bewerten. Angesichts der rechtlichen Rahmenbedingungen, „der hohen energiepolitischen Relevanz, der geringen tatsächlichen Eingriffsfläche sowie des Beitrags zur lokalen Wertschöpfung sprechen die entscheidungserheblichen Belange klar für die Erteilung des Einvernehmens“, betonte Geldmacher.

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Der Grafschafter Verwaltung, die empfohlen hatte, das Einvernehmen nicht zu erteilen, hielt sie vor: „Eine pauschale Ablehnung wäre ein fatales Zeichen in unsere Kommune, würde sowohl den klimapolitischen Zielen als auch den langfristigen Interessen der Gemeinde Grafschaft und damit ihren Bürgerinnen und Bürgern zuwiderlaufen.“ In der Begründung des Antrags bekundeten die Grünen ebenso, dass neben den bereits in der Grafschaft initiierten PV-Großanlagen, auch die diskutierte WEA in der Gemeinde „einen weiteren Impuls geben, besonders effizient zur Erreichung der Energie- und Klimaziele beizutragen“.
„Die Farce machen wir nicht mit, wir werden weder zustimmen noch ablehnen, wir werden uns enthalten.“
Hubert Münch (SPD)
Während die Grünen in der alles in allem 285 Meter hohe Anlage eine Chance für die Energiewende sehen, machen sich bei anderen Fraktionen Sorgen breit. Hubert Münch (SPD) sagte: „Es interessiert wohl niemanden, was wir in der Sache letztendlich beschließen.“ Wenn all das bisher Gesagte stimme, die Abstandsflächen zu den militärischen Anlagen Gelsdorf und oder Wachtberg jegliche Windkraft Anlage auf dem Gebiet der Grafschaft unmöglich machten, dann sei klar: „Das Ding kommt sowieso nicht“, meinte Münch und ergänzte: „Die Farce machen wir nicht mit, wir werden weder zustimmen noch ablehnen, wir werden uns enthalten.“
Wie andere Ratsmitglieder auch hinterfrage Roland Schaaf, Fraktionsvorsitzender der CDU, die Anfrage seitens der SGD Nord an die Gemeinde Grafschaft. „Es wird nur Unruhe erzeugt“, warf er der SGD vor. Die Genehmigungsbehörde hätte vielmehr die Restriktionen überprüfen sollen. Gemeint war hier: die Überprüfung der Einhaltung des Schutzabstandes zur Radaranlage des Frauenhofer Instituts in Berkum.
„Wir sind nicht der Entscheider.“
Bürgermeister Achim Juchem
Rückblick: Anfang Februar 2025 wurde bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) ein Antrag eines Investors auf Vorbescheid für die Errichtung und zum Betrieb einer Windenergieanlage (WEA) des Types Vestas V 172 mit einer Nennleistung von 7200 Kilowatt eingereicht. Im Genehmigungsverfahren für die Errichtung dieser Windenergieanlagen stand damit für die SGD im Programm, das Einvernehmen der Gemeinde Grafschaft einzuholen – erfolglos bekanntlich. Bürgermeister Achim Juchem setzte den vielsagenden Schlusspunkt: „Wir sind nicht der Entscheider.“