Projekt "SpiSpoTo" läuft über sechs Wochen
Projekt „SpiSpoTo“ läuft über sechs Wochen: Kinder sollen auf Elterntaxis verzichten
Schüler unterwegs auf dem Rad
Beispielsweise das Fahrrad als Alternative zum Elterntaxi wollen Schüler im Kreis Ahrweiler probeweise nutzen. Mit dem Schulprojekt soll der Spaß an der Bewegung in der frischen Luft gefördert werden. Foto: picture alliance/dpa/Ralf Hirschberger
Ralf Hirschberger. picture alliance/dpa/Ralf Hirsch

Kreis Ahrweiler. Zu Fuß, mit dem Rad, dem Tretroller oder auch mit dem Bus zur Schule anstatt sich vom Elterntaxi bringen zu lassen? Das zumindest wollen 42 Schüler zweier Grundschulen im Kreis Ahrweiler einmal ausprobieren.

Bei dem Bewegungspass im Rahmen von „SpiSpoTo“ (Spielen, Sporteln, Toben), einem der größten Schulprojekte in Deutschland, sollen nicht nur Elterntaxis reduziert werden, die nicht selten zu gefährlichen Situationen vor den Schulen führen. Gleichzeitig ist der Ansatz, dass Kinder mindestens an 20 Tagen in sechs Wochen nicht das Elterntaxi nutzen. Um ihnen, wie es heißt, „den Spaß an der Bewegung in der frischen Luft zu vermitteln, sodass der bewegte Einstieg in den Tag der Kinder gelingt und sie wacher, ausgeglichener und konzentrierter durch ihren Alltag gehen“.

Initiative in Sinzig und Niederdürenbach gestartet

Vor Kurzem startete die Initiative auch an der Sinziger Regenbogenschule (derzeit insgesamt 440 Schüler) und der Grundschule „Am Maar“ in Niederdürenbach (100 Schüler). Nach

der Anlaufphase sprach die RZ mit Florian Beck, dem kommissarischen Schulleiter der Regenbogen-Schule Sinzig, und Andreas Wehlen, der als Fachberater Verkehrserziehung des Pädagogischen Landesinstituts die Funktion des Verkehrsobmanns im Kreis für Grundschulen innehat und gleichzeitig Lehrer an der Schule „Am Maar“ ist.

Die Ausgangslage: Allmorgendlich bietet sich vor zahlreichen Schulen das gleiche Bild. Busse „spucken“ Kinder aus, dazwischen, davor und dahinter die Elterntaxis von Müttern, Vätern oder Großeltern, die ihre Sprösslinge möglichst bis vor den Schuleingang bringen. Die Folge: Es kommt zu gefährlichen Situationen, bei denen auch schon mal ein Schüler oder eine Schülerin übersehen wird. Oder auch Lehrer, wie unlängst vor der Sinziger Regenbogen-Grundschule im Schulzentrum auf dem dortigen Zebrastreifen geschehen, wie Schulleiter Florian Beck erzählt.

Immer wieder Probleme durch Elterntaxis

„Wir haben schon positive Rückmeldungen. Von den 100 Kindern bei uns sind 90, die aus den umliegenden Orten gefahren werden, andere gleich hier aus dem Dorf treffen sich in Kleingruppen für den Schulweg, viele andere nutzen jetzt den Bus, nachdem ich ihnen in den Klassen erklärt habe, dass so nur ein Auspuff qualmt und nicht die von zahlreichen anderen Autos. Außerdem ist der Bustransport für die Schüler ohnehin kostenlos“, betont Andreas Wehlen. Dennoch habe er in den ersten Tagen nach Anlauf der Aktion morgens beobachtet, dass 28 Kinder, also etwa jedes dritte Kind der Schule, obwohl es unnötig ist, mit dem Auto gebracht wurde.

„Die Argumente der Eltern sind oft, sie hätten Angst, dass ihrem Kind etwas auf dem Weg zum Bus passiert, dabei ist das Rangieren, das die Eltern vor der Schule veranstalten, häufig sehr gefährlich, und zudem könnten sie ihre Kinder zur Haltestelle ja auch begleiten“, so Wehlen. Stattdessen gebe es vor dem Wendehammer der Schule immer wieder Probleme durch die Elterntaxis. „Die Kinder kommen zur Schule und haben noch keinen Liter frische Luft eingeatmet, das ist doch schade“, sagt Wehlen, der im kommenden Juni eine Tagung für alle Verkehrsbeauftragten an Schulen im Kreis Ahrweiler organisieren möchte.

Der Anreiz für die Kinder, bei der Aktion mit- und weiterzumachen: tolle Preise am Ende. Laut Wehlen gibt es in Niederdürenbach aber auch nach zehn Unterschriften der Eltern, die bestätigen, dass ihre Kinder nicht durch ihr Privatauto zur Schule kutschiert wurden, einmal hausaufgabenfrei.

Kommen alte Verhaltensweisen wieder?

„Das kann man mal machen, greift aber für mich zu sehr ins pädagogische Konzept ein, die ausgeschriebenen Preise des Projekts gibt es ja auch noch“, meint Schulleiter Florian Beck aus Sinzig dazu. „Bei uns sind fast alle Kinder mit ihren Eltern dabei, viele Kinder haben zu Hause vereinbart, dass sie an einer nahen Kreuzung oder Ampel aus dem Auto herausgelassen werden, damit es sich hier nicht so verdichtet – gerade erst hatte ich Rücksprache mit dem Ordnungsamt und einem Mitarbeiter, der dort kontrollierte, und die Frage kam auf, ob wir schon Ferien hätten, weil es so ruhig war“, so der Sinziger Schulleiter.

Allerdings habe die Schule bereits im vergangenen Jahr die Erfahrung gemacht, das die Aktion in dem für sechs Wochen angesetzten Zeitraum super geklappt habe. Doch danach sei es schnell wieder zu alten Verhaltensweisen gekommen. „Es geht ja nun darum, die Kinder vor allem aus der Kernstadt zu ermutigen, den Fußweg in Kauf zu nehmen“, betont der Schulleiter.

Von Judith Schumacher

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