Man nehme fünf Holzhütten und zu Weinständen umfunktionierte Bierwagen und stelle sie, bewirtschaftet von fünf bekannten Weingütern der Ahr, in den Kurpark. Wenn dann noch, so wie über die Pfingsttage, das Wetter stimmt, ist der Erfolg der Aktion garantiert. Denn viele Menschen nutzten die Gelegenheit, nach der Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen wieder einmal durch die Stadt und den Park zu spazieren. Hier war Rebensaftgenuss mit Abstand angesagt. 1,50 Meter – das entspricht, wie die Winzer errechneten, einer Entfernung von 19 nebeneinander stehenden Flaschen Ahrwein. Nicht jeder konnte sich damit anfreunden, sich jeweils mit Anschrift und Telefonnummer in eine Gästeliste einzutragen. Trotzdem kam das Angebot gut an. „So ein schönes Pfingsten haben wir schon lange nicht mehr erlebt“, freuten sich Ursula und Paul Radermacher aus Bonn. Dass der Kurpark ohne seine Gebäude sein Gesicht verändert hat und irgendwie unvollständig aussieht, störte sie nicht. Im Schatten der Bäume sitzend, hatten sie sich ein Gläschen Blanc de Noir gegönnt. So war der Kurpark mit Gästen auf Abstand am Wochenende stets belebt.
Das Angebot war von der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH als neues Gastronomie-Konzept angekündigt worden. Wie ist diese Lösung bei Winzern angekommen? „Es ist ein sehr schnell gestricktes Konzept und der Situation geschuldet“, so Tanja Lingen vom Weingut Peter Lingen, die ohne große Erwartungen ihren Weinstand mit den Helfern aus der eigenen Familie aufgebaut hatte. „Trotzdem: Es läuft überraschend gut“, berichtete sie. Natürlich sei es kein Vergleich zum ausgefallenen Pfingstweinmarkt in Ahrweiler. Es sei mehr eine Party und spreche ein ganz anderes Publikum an. Alle 13 in Ahrweiler beim Pfingstweinmarkt stets auftretenden Weingüter waren angeschrieben worden, aber aus den unterschiedlichsten Gründen konnten nur fünf von ihnen in den Kurpark kommen. „Das hier ist kein Ersatz für den Weinmarkt in Ahrweiler, kein neues Konzept. Es ist kurzfristig aus der Situation entstanden, und da war Flexibilität gefragt. Viele Menschen sind froh, mal wieder rauszukommen“, urteilte auch Winfried Hönigl vom Weingut Kriechel aus Walporzheim. Ebenso wie die in den Ecken der großen Kurparkwiese aufgestellten Sitzgelegenheiten der Weingüter Peter Lingen aus Bad Neuenahr und Kurth aus Ahrweiler sowie der Dagernova Weinmanufaktur und der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr waren bei den Kriechels die Plätze stets belegt. „Der Wein gehört eben zu unserer Lebensart“, freute sich Winfried Hönigl. Dazu gab's Käsewürfel, Laugenstangen oder Fladenbrote vom Backstübchen Quandt, und leise im Hintergrund war das Konzert des Bad Neuenahrer QuAHrtett zu hören. Lob gab es für die Disziplin der Gäste. Wer kam, richtete sich nach den Schutzvorschriften. Es gab keinerlei Probleme, diese auch umzusetzen. „Zu 99,9 Prozent läuft alles so, wie es sein soll“, so Hönigl.