„Ich bin mir nicht sicher, ob jeder Mensch eine Bestimmung hat, aber das Unterrichten ist ganz sicher die Bestimmung von Frau Steffes.“ Ein solches Kompliment von Schülern darf eine Lehrerin stolz machen. Für Carina Steffes ist es eine für Lehrer nicht alltägliche Wertschätzung, die verbunden ist mit einem besonderen Preis. Die Lehrerin an der Berufsbildenden Schule des Kreises Ahrweiler wurde ausgezeichnet mit dem Deutschen Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ 2024 in der Wettbewerbskategorie „Ausgezeichnete Lehrkräfte“.
Der Deutsche Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ wird seit 2020 von der Heraeus Bildungsstiftung und dem Deutschen Philologenverband (DPhV) gemeinsam getragen und durchgeführt. Er geht auf eine Initiative des DPhV und der Vodafone Stiftung Deutschland aus dem Jahr 2008 zurück. Die Jury, die sich aus Bildungsexperten unterschiedlicher Disziplinen zusammensetzt, vergibt diesen Preis jährlich bundesweit an zehn Lehrer, die junge Menschen begeistern und stärken.

„Ich wusste vorher nicht, dass es diesen Wettbewerb überhaupt gibt“, sagt Carina Steffes, die diese Ehrung einem begeisterten Schüler zu verdanken hat. Kevin Grogg hatte die Initiative ergriffen auf der Suche nach einem besonderen Lob für seine Lehrerin. „Das hat mich sehr berührt“, so Steffes, die in den Modulen und Lernfeldern Pädagogik, Sozialpädagogik und Psychologie für die Ausbildung von Sozialassistenten und Erziehern zuständig ist.
Was die Schüler an ihr so gut finden, ist in die Bewertung eingeflossen: Sie fördert Kreativität, lebt Partizipation, integriert neue Lernformen, motiviert, zeigt hohes Engagement, bereitet Unterricht intensiv vor, begeistert und gibt vielfältige Hilfestellungen. Was sie auszeichne, sei aber auch ihre Fürsorge für die Schüler. Und die geben ihr sehr gute Noten in Form von solchen Komplimenten: „Wer ein guter Erzieher werden will, braucht eine Lehrerin wie Frau Steffes. Ihre Konsequenz und Disziplin waren wahnsinnig motivierend.“ Oder: „Sie intervenierte vehement, wenn bei Mitschülern der Ausbildungsvertrag nicht umgesetzt wurde und nutzte ihre Position, um sich für den Schutz ihrer Auszubildenden stark zu machen.“ Besonders angemerkt wurde von einem ihrer Schüler, „dass sie die Werte und Methoden, die sie uns für unsere Arbeit mit Kita-Kindern vermittelte, nicht nur lehrte, sondern vorlebte.“

Wer Carina Steffes gegenübersitzt, spürt schnell ihre ansteckende Begeisterung. Dass sie Lehrerin werden würde, war nicht von Anfang an geplant. „Ich bin eine Quereinsteigerin“, erzählt die 46-Jährige, die ihr Referendariat 2019 abgeschlossen hat. „Es liegt mir, Menschen zusammenzubringen und beim Lernen zu begleiten“, hat sie festgestellt, nachdem sie eine Ausbildung als Kommunikationswirtin und ein Pädagogikstudium absolviert hatte. An Schülern lasse sich mehr wahrnehmen als Leistung. Zu Wissenslücken sollte man stehen, so ihre Devise. „Wenn ich etwas nicht weiß, kann ich recherchieren“, sagt sie und nimmt das auch für sich selbst sehr ernst, beispielsweise bei der Aufbereitung von Wissen für ihre Klasse. „Wir erarbeiten uns Dinge gemeinsam, machen sie transparent“, so Steffes. „Ich möchte die Schüler in Eigenverantwortung bringen. Denn ich bin nur die Begleitung in ihrer Entwicklung.“ Es ist ein anderes Verständnis von Lernen, das sie vermittelt: „Ich sehe mich nicht als Lehrer. Vielleicht bin ich ein Wegbereiter.“
„Ich sehe mich nicht als Lehrer. Vielleicht bin ich ein Wegbereiter.“
Carina Steffes
In ihrer Klasse sitzen angehende Erzieher in Teilzeitausbildung im Alter ab 19 Jahren, darunter auch über 30-Jährige. Die Sozialassistenten, die sie unterrichtet, sind zwischen 16 und 20 Jahre alt. „Ich versuche immer wieder, an Praxissituationen, die Erzieher erleben, anzuknüpfen“, so Steffes. Und sie habe auch immer die persönliche Situation ihrer Schüler im Auge. Dafür seien die Befindlichkeitsrunden da, wo darüber gesprochen werden kann, was gerade schwierig ist, auf der Arbeit oder privat. Die Erzieher haben fast alle Familie, müssen drei Tage Job, zwei Tage Schule und Selbstlernzeiten unter einen Hut bringen. Zeitmanagement, das Einteilen von Ressourcen, das Setzen von Prioritäten spielen dabei eine Rolle. „Manchmal brauchen die Schüler eine, wie sie es nennen, verbale warme Dusche“, sagt die Lehrerin. In ihrem Beruf gehe es immer auch um das Interesse am Individuum. „Es geht um mein Gegenüber“, erklärt sie, weiß aber auch um den Balanceakt zwischen Empathie und einer Erwartungshaltung gegenüber Schülern. „Es geht ja auch um Noten und das Abrufen von Leistung“, sagt sie. Zufrieden ist sie dann, wenn ihre Schüler ihre Vorbildfunktion, die sie später in der Kita weitergeben, verinnerlicht haben und dabei im Blick haben, dass jeder einzigartig und wertvoll ist.