Kreis Ahrweiler. Morgen, 19 Uhr, wird in der Pfarrkirche Sankt Gertrud in Barweiler der Abschluss der Wallfahrtszeit mit einem Gottesdienst und einer anschließenden Lichterprozession zu Ehren der Fatima-Madonna gefeiert. Einmal mehr wird die Kirche gut gefüllt sein. Denn Wallfahrten erlebt auch im Kreis Ahrweiler eine Renaissance. Mehr als 10 000 Menschen machten sich in diesem Jahr auf den Weg.
„Die Menschen sind auf der Suche nach Orten der Geborgenheit und des Rückzugs. Ruhe und die Vertiefung aber auch Gebet und Gesang helfen, Kraft zu sammeln und im Alltag den Glauben offen zu zeigen und zu leben“, hat Pater Bartholomé von der Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe zum Abschluss der Apollinariswallfahrt 2010 in Remagen erklärt. Rund 9000 Wallfahrer haben im Sommer über zwei Wochen in der Verehrung des Hauptes des Heiligen Apollinaris ihren Glauben bekundet. Eine steigende Zahl von Pilgern verzeichnet auch das Pfarramt in Langenfeld, wo die Zahlen für die Wallfahrt nach Sankt Jost registriert werden. Waren es in 2008 noch 1617 Wallfahrer, die sich dort meldeten, so konnten in diesem Jahr 1677 Fußpilger verzeichnet werden. Hinzu kommt jeweils noch eine unbekannte Zahl an Gläubigen, die den Ort besuchen, ohne sich registrieren zu lassen oder sich einer der zahlreichen Pilgergruppen anzuschließen, die aus dem gesamten Ahrkreis nach St. Jost wallfahrten.
In Barweiler, wo in den vergangenen Wochen die Marienwallfahrt „Unsere Liebe Frau mit Lilie“ durchgeführt wurde, haben ebenfalls mehrere Hundert Gläubige zur Gottesmutter gebetet. „In den vergangenen Jahren durften wir eine immer größer werdende Zahl an Pilgergruppen begrüßen“, freut sich Thomas Sander, Pastoralreferent der Pfarreiengemeinschaft Barweiler-Antweiler. Neben älteren Pilgern sei auch die Zahl der jüngeren Menschen, die sich auf den Weg machen, erfreulich angestiegen.
Das Bistum Trier mit seinen 965 Pfarreien kann auf 70 katholische Wallfahrts-Stätten verweisen. Belege für Wallfahrten finden sich bereits im frühen Mittelalter. Die Gläubigen aus dem Kreis Ahrweiler pilgern in großer Zahl zu den Zielen in Ahrbrück-Kesseling, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Barweiler, Burgbrohl, Kempenich, Langenfeld, Oberzissen, Remagen, Schuld und Waldorf. Neben der Gottesmutter Maria werden dort die Kreuzigungsgruppe, der Heilige Wendelin sowie der Heilige Jodokus angebetet. Die Verehrung erfolgt dabei sowohl auf der Wegstrecke wie in besonderer Form auch am Wallfahrtsort selber.
Den meisten Pilgern geht es dabei sowohl darum, ein gesetztes Ziel zu erreichen, wie auch die gedankliche Ausein-andersetzung mit sich selber, ihrem Glauben und ihrer Situation in der Welt. Denn Pilgern im klassischen Sinne ist eben nicht das schnelle Erreichen des Ziels mit Flugzeug, Auto oder Bus, sondern vielmehr die „Entdeckung der Langsamkeit“, die Überwindung von Unannehmlichkeiten, die mit körperlichen Herausforderungen verbunden sind. (wet)