Während bisher die Übertragung von Pegelmessungen weitgehend über das Mobilfunknetz erfolgt, soll sie künftig in Bad Bodendorf via Satelliten-Kommunikation vonstattengehen. „Die Bereitstellung von Messdaten ist wichtig für die Vorhersage, aber auch für die Einsatzkräfte vor Ort im Rahmen der Gefahrenabwehr. Nicht zuletzt ist die Rekonstruktion eines abgelaufenen Hochwassers ohne verlässliche Pegelmessungen ungleich schwieriger“, erläutert eine Sprecherin des Mainzer Umweltministeriums auf RZ-Anfrage.
Zwei Systeme auf dem Prüfstand
In Rheinland-Pfalz sollen zwei Systeme getestet werden: Iridium und Meteosat (Eumetsat). Während der Pegel Odenbach am Glan bereits seit November 2023 mit dem System Iridium ausgestattet ist, soll in Bad Bodendorf Meteosat (Eumetsat) zum Einsatz kommen. Denn Iridium sei für weite Teile des Einzugsgebiets der Ahr beziehungsweise der Eifel nicht nutzbar, da das Gebiet weitgehend innerhalb der 30-Kilometer-Sperrzone um das Radioteleskop Effelsberg liege, erläutert die Sprecherin des Umweltministeriums. Wie sie weiter informiert, ist der Pegel in Bad Bodendorf ausgesucht worden, nachdem mehrere Pegelstandorte einer Prüfung unterzogen worden seien, darunter auch sämtliche Pegel im Ahr-Einzugsgebiet. „Die Prüfung beinhaltete beispielsweise, ob eine hindernisfreie Sicht vom Pegelstandort nach Süden mit einem bestimmten Neigungswinkel gegeben ist. Im Ergebnis wurde der Pegel Bad Bodendorf als am besten geeignet identifiziert“, so die Sprecherin.
Der Test soll direkt an der vorhandenen Pegelinfrastruktur in der Nähe der Brücke an der Bäderstraße auf Höhe des Sportplatzes am nördlichen Ahrufer erfolgen. „Derzeit wird der Pegel technisch erweitert und schrittweise um die erforderlichen Module zur Satelliten-Übertragung ergänzt“, berichtet die Sprecherin des Umweltministeriums über den Stand der Dinge. Die Inbetriebnahme der alternativen Satelliten-Kommunikation sei derzeit für das zweite Quartal 2024 geplant, ergänzt sie.
Übertragungssicherheit als Ziel
„Sobald beide Systeme die Daten zufriedenstellend übertragen, werden die Vor- und Nachteile der beiden unterschiedlichen Systeme analysiert, bevor die Nachrüstung an weiteren Pegeln im Land schrittweise begonnen wird“, so die Sprecherin, die daran erinnert, dass dies auch Teil des Sieben-Punkte-Plans sei, den Ministerin Katrin Eder am 12. September 2022 vorgestellt hat.
Ziel der Ausstattung eines Pegels mit einer Satelliten-Kommunikation als alternative Übertragungstechnik soll insbesondere eine Übertragungssicherheit der Messdaten an besonders gefährdeten und für den Hochwasservorhersagedienst wichtigen Pegel im Land sein. „Besonders gefährdet sind Pegel, die aufgrund extremer Überschwemmungen und/oder hoher Fließgeschwindigkeiten versagen könnten“, präzisiert die Sprecherin. Denn genau dies sei an der Ahr und in der Westeifel an einigen Pegeln beim Hochwasser 2021 geschehen.
Jeder Pegel wird individuell geprüft
Allerdings können derzeit der Sprecherin zufolge noch keine weiteren Pegel an der Ahr genannt werden, die mit der neuen Technik ausgestattet werden sollen, weil an jedem Pegel individuell geprüft werden müsse, ob der Standort dies zulässt. „Die Übertragung mittels Satellit wird die bestehende Übertragungstechnik über Mobilfunk nicht ablösen, sondern gilt als alternative Übertragungsmethode. Dies dient dem Grundsatz der redundanten Übertragung und stellt sicher, dass sämtliche zur Verfügung stehenden Techniken eingesetzt werden, damit Pegelmessungen zukünftig sicher übertragen werden“, stellt die Sprecherin klar.
Darüber, wie viel die Ausstattung der Pegel mit der neuen Technik insgesamt kosten wird, kann das Umweltministerium aktuell noch keine Angaben machen. „Für die beiden Pilotstandorte zusammen entstehen einmalige Anschaffungs- beziehungsweise Errichtungskosten im mittleren fünfstelligen Bereich. Die Höhe der Investitions- und laufenden Kosten beider Systeme wird in der Entscheidung über die Ausrüstung weiterer Pegel maßgeblich berücksichtigt“, so die Sprecherin.