Es habe sich bestätigt, dass die „mickrigen Verabredungen“ aus den Gesprächen vom Dienstag, eigentlich schon zum Zeitpunkt der Übereinkunft, keinen Bestand hatten. „Da uns klar war, dass Vertrauen in Herrn Soliman nicht möglich ist, waren und sind wir vorbereitet. Den Lehrern haben wir bereits vor einigen Tagen kompetente Spezialanwälte zur Seite gestellt. Die Kündigungen sind unserer Einschätzung nach unwirksam. Auch das Land wird sich nachgelagert um die Lehrer kümmern“, so der SEB-Vorsitzende.
„Das ist nicht mehr akzeptabel und macht mich fassungslos“, sagt die Schulleiterin der renommierten Privatschule, Andrea Monreal. Der Schulträger begründet die Schließung mit nicht tragbaren Kosten für die Brandschutzsanierung. Gleichzeitig bietet er Schülern der MSS 11 an, dass sie an seiner ISR-Schule in Neuss das IB, den Schulabschluss International Baccalaureate, machen könnten. „All das ist ein Schlag ins Gesicht für Eltern, Schüler und Lehrer sowie Schulleitung“, so Monreal.
„Wir haben lange geschwiegen, weil wir allen Handlungspartnern die Möglichkeiten geben wollten, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Da jetzt die Spielregeln gebrochen wurden und die Gespräche nur geführt wurden, um eine Möglichkeit zu finden, Kündigungen auszusprechen, werden wir nun auch nicht mehr schweigen“, so Astrid Heilmann-Cappel, Studiendirektorin und Mitglied des Schulleitungsteams. Sie berichtet auch von einer Art „Psychoterror“ gegenüber den angestellten Lehrern. „Wenn es bei einer jungen Kollegin spät abends an der Wohnungstür klingelt und ein Bote persönlich das Kündigungsschreiben überbringt, dann macht das schon etwas mit einem“, sagt Heilmann-Cappel im Gespräch mit der Rhein-Zeitung.
Inzwischen bekommen auch die Schüler den Druck zu spüren. Auf den Fähren zu der Rheininsel sind seit Donnerstag Sicherheitsleute postiert, um unliebsamen Besuchern den Zugang zur Insel zu verwehren. Dazu gehören inzwischen offenbar auch die Vertreter des Schulwerks. Sie wurden am Donnerstag abgewiesen und aufgefordert, ihr Büro in der Schule räumen zu lassen. Doch noch will man sich seitens der Schulgemeinschaft nicht geschlagen geben „Es gab in der 170-jährigen Geschichte von Nonnenwerth nur eine Schließung: zwischen 1941 und 1945. Das wird sich nicht wiederholen. Wir lassen uns nicht einschüchtern“, gibt sich der Schulelternbeirat kämpferisch. „Politik und rechtliche Berater sind bereits eingeschaltet. Weitere Schritte sind zu überlegen“, ergänzt die Schulleiterin.
„Ich werde das Gefühl nicht los, dass Herr Soliman die Schule tatsächlich nie offen halten wollte“, erklärte Remagens Bürgermeister Björn Ingedahl gegenüber der Rhein-Zeitung. Gesprächsangebote auch gemeinsam mit der Kreisverwaltung, etwa zum Thema Brandschutz, habe Soliman stets ausgeschlagen. Auch um eine mögliche Verlängerung der Duldung der Brandschutzsituation, die derzeit nur bis zum Schuljahresende gilt, habe sich Solimann nach Aussage von Ingendahl bislang nicht bemüht. „Ich kann nicht erkennen, dass der jetzige Schulträger in irgendeiner Form um den Erhalt der Schule kämpft“, konstatiert der Stadtchef.
Peter Soliman war in seiner Presserklärung zur Schulschließung hart mit Remagens Bürgermeister und dem Ersten Beigeordneten des Kreises Ahrweiler, Horst Gies, ins Gericht gegangen. „Letzte Woche wurde mir in einem persönlichen Gespräch (...) mitgeteilt, dass weder der Kreis noch die Gemeinde Remagen das Geld für die Finanzierung der erforderlichen Brandschutzsanierung aufbringen und sie die Trägerschaft entsprechend nicht übernehmen können“, äußert sich Soliman in der Mitteilung. „Bürgermeister Ingendahl sagte dabei zu, binnen weniger Tage die Vorlage des geeigneten Kapitalnachweises über 10 Millionen Euro durch die hinter der Elternschaft stehenden Personen oder Organisationen zu forcieren, damit sodann die Gespräche über die erforderlichen Verträge aufgenommen werden können. Ich habe diesen Nachweis bis heute nicht erhalten“, gibt sich Soliman zerknirscht. Inzwischen haben Stadt Remagen und Kreis Ahrweiler für Freitag zu einer gemeinsamen Pressekonferenz zu dem Thema Nonnenwerth eingeladen.
Vor einer Woche hatten die Schülerinnen und Schüler des traditionsreichen Gymnasiums für den Erhalt ihrer Schule demonstriert, nachdem ein Exposé aufgetaucht war, dass die Umsanierung des alten Klosters in Luxuswohnungen in Aussicht stellte. Die daraufhin am Dienstag geführten Gespräche zwischen Soliman und Gremien aus Schulelternbeirat, Schulwerk, ADD, Lehrer- sowie Schülervertretung stellten noch verschiedene Lösungen in Aussicht. Doch am Mittwochabend schrieb Soliman in einem Brief an die Eltern, dass die Schule zum Jahresende geschlossen wird. „Aus Sicht der Elternvertreter hat Soliman damit endgültig gezeigt, dass sein Interesse nicht der Weiterführung der Schule gilt und er der Verantwortung des Schulträgers nicht gerecht wird“, erklärt die Elternvertretung.
Inzwischen hat sich auch das Bistum Trier zu der aktuellen Entwicklung geäußert „Die Schließung der Schule und womöglich eine Vermarktung der so traditionsreichen Insel als Spekulationsobjekt ist nicht im Sinne des Bistums Trier“, nimmt der Bischöfliche Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg Stellung. „Ich unterstütze die Idee der gesamten Schulgemeinschaft, hier einen Ort zu erhalten, an dem die nachwachsende Generation eine Bildung erfährt, die vom christlichen Geist und von christlichen Werten geprägt ist.“
Seitens des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums hat Bildungsstaatssekretärin Bettina Brück erklärt: „Die Schulaufsicht, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier, ist bereits in engem Kontakt mit der Schulgemeinschaft des Gymnasiums Nonnenwerth und unterstützt und berät auch vor Ort. Klar ist, dass das Schuljahr 2021/2022 dort auf jeden Fall zu Ende geführt wird. Sollte der Fall eintreten, dass die Schule tatsächlich ab dem kommenden Schuljahr von einer Schließung betroffen sein sollte, ist vorgesorgt: Grundsätzlich könnten die Schülerinnen und Schüler an anderen Schulen untergebracht werden.“
Doch so weit ist man aufseiten der Schulgemeinschaft und der Elternschaft noch nicht: „Es gibt überhaupt keinen Grund, sich anders zu orientieren. Wir sind nicht nur eine Gemeinschaft, die fest zusammensteht, wir haben viele Mitstreiter“, schreibt Margarete Silter auf der Internetseite www. nonnenwerthretten.de