Sozialer Wohnungsbau im Herzen von Bad Neuenahr-Ahrweiler hat mit dem Neubau eines Wohnkomplexes für psychisch kranke Menschen in der Schülzchenstraße 11 eine weitere Adresse bekommen. Die Mieter der Apartments hätten es auf dem normalen Wohnungsmarkt schwer gehabt, ein Zuhause zu finden.
Die evangelische Stiftung Bethesda St. Martin mit Sitz in Boppard hat in der Schülzchenstraße 11 in Bad Neuenahr-Ahrweiler ein Haus für eine besondere Wohngemeinschaft errichtet. Das Objekt mit zwölf Individualwohnplätzen, Gemeinschaftsraum mit Terrasse und Hauswirtschaftsraum wurde jetzt seiner Bestimmung übergeben. Die Nähe zum gemeindepsychiatrischen Zentrum Lichtblick der Stiftung im Max-Planck-Weg bietet die Möglichkeit, die Bewohner ambulant zu betreuen und ihnen dabei zu helfen, im Leben wieder dauerhaft Fuß zu fassen.
Günstige Miete: 6,40 Euro pro Quadratmeter
Bei der Einweihung mit dabei waren bereits eingezogene Mieter, die dies besonders zu schätzen wissen. „Ich habe vorher in einem Kellerzimmer in Bachem gewohnt. Es ist ein tolles Projekt, und im Gegensatz zu einer therapeutischen Wohngemeinschaft habe ich hier eine abgeschlossene Wohneinheit. Ich bin erleichtert und dankbar dafür“, sagte eine der Bewohnerinnen. Glücklich ist auch ein anderer junger Mieter, der nun unabhängig von seiner Familie endlich ein eigenständiges Leben führen kann.
Die Größe der Apartments liegt zwischen 33 und 35 Quadratmetern. Alle sind barrierefrei, zwei für Rollstuhlfahrer geeignet. Mit 6,40 Euro pro Quadratmeter handelt es sich um eine Miete, die auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel zu finanzieren ist. „Oft finden solche Menschen nur eine Unterkunft, wo sie dann unter zweifelhaften Bedingungen leben müssen“, berichten Werner Bleidt vom Vorstand der Stiftung Bethesda St. Martin und der Leiter des gemeindepsychiatrischen Zentrums, Oliver Waschnewski.
Chance nach der Flut genutzt
Das Engagement der Stiftung Bethesda St. Martin im Kreis Ahrweiler hat 2008 mit der Übernahme der Trägerschaft des gemeindepsychiatrischen Zentrums Lichtblick den ersten Anstoß bekommen, damals noch in der Schülzchenstraße. Nach der Flut, bei der das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, hat die Stiftung das alte Gebäude abgerissen und die Chance für einen Neubau genutzt, der mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und einer Wärmepumpe auch energetisch auf dem neuesten Stand ist. Es habe gleich viele Anfragen für das Wohnen an diesem Standort gegeben, so Waschnewski. Voraussetzung für die Bewerber: ein Wohnberechtigungsschein. Zehn Apartments sind bereits vermietet.
Werner Bleidt, Vorstand der Stiftung Bethesda St. Martin, sprach bei der Einweihung von drei Wundern, von denen das mit der Wohnraum Mohr GmbH entwickelte Projekt begleitet worden sei. „Einen unverhofften warmen Regen gab es von der Kreisverwaltung“, sagte er. Diese sei mit dem Angebot auf ihn zugekommen, Fördermittel aus einem passenden Topf, gespeist aus Spendengeldern, abzurufen – insgesamt 200.000 Euro.
„Einen unverhofften warmen Regen gab es von der Kreisverwaltung.“
Werner Bleidt, Vorstand der Stiftung Bethesda St. Martin
Außerdem habe man von der Änderung der Förderbedingungen auf Landesebene profitiert. Das Land Rheinland-Pfalz hatte für den Neubau eine Unterstützung mit Darlehen der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro und Tilgungszuschüssen in Höhe von rund 800.000 Euro zugesagt. Außerdem habe der Kostenrahmen eingehalten werden können. Von der Aktion Mensch flossen dann noch einmal 299.000 Euro für das Projekt. Die Gesamtkosten für das Objekt belaufen sich einschließlich Grundstück auf rund 2,7 Millionen Euro.
Der Kreisbeigeordnete Horst Gies betonte bei der Einweihungsfeier die bevorzugte Lage des Wohnhauses mitten im Zentrum. „Entscheidend ist, dass hier Inklusion gelebt werden kann.“ Als „wertvollen Lebensraum in stürmischen Zeiten“ bezeichnete Superintendent Rolf Stahl das Wohnhaus, dem er seinen Segen gab.