Ortsbeirat Ahrweilerbeantragt Prüfung von Alternativlösungen
Neues Wohnen auf dem Calvarienberg Ahrweiler: Wohin mit dem Verkehr?
Gut besucht war die Ortsbeiratssitzung in Ahrweiler, wo es um die künftige Verkehrsbelastung rund um den Calvarienberg ging. Foto: Beate Au
Beate Au

Ahrweiler. Dass die Revitalisierung des Calvarienbergs ein Leuchtturmprojekt und wichtig für den Erhalt des Schulstandorts ist, darüber gibt es einen Grundkonsens. Doch mit den Nebenwirkungen wollen sich die Anwohner, die sich in einer Bürgerinitiative (BI) formiert haben, nicht abfinden. Es wird mehr Verkehr entstehen. Wie soll er verteilt werden? Diese Frage ist noch zu klären. Das wurde bei der Ortsbeiratssitzung in Ahrweiler deutlich.

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Gut besucht war die Ortsbeiratssitzung in Ahrweiler, wo es um die künftige Verkehrsbelastung rund um den Calvarienberg ging. Foto: Beate Au
Beate Au

Dass die von der BI vorgeschlagene Erschließung über eine alternative Brücke mit einer Anbindung über den Kreisel am Silberberg nun geprüft werden soll, wurde beklatscht von den Besuchern, die das Helmut-Gies-Bürgerzentrum füllten. Gekommen waren nicht nur Bürgermeister Guido Orthen und der Erste Beigeordnete, Peter Diewald, um sich den Fragen der Bürger zu stellen, sondern auch der Projektentwickler Roland Breunig, der viel Verständnis für die Ängste der Bewohner des Quartiers aufbrachte.

Am Ende der Sitzung stimmte der Ortsbeirat einem gemeinsamen Antrag von CDU und FWG zu, der in das Bauleitverfahren einfließen soll. Darin wird die Verwaltung gebeten, eventuell vorhandene verkehrstechnische Alternativen zur Erschließung des Calvarienbergs und ihre Machbarkeit zu prüfen.

Der Alternativvorschlag der BI, den Calvarienberg über den Silberbergkreisel und eine Brücke zu erschließen, hat eine Chance. ⋌Foto: Jochen Tarrach
Jochen Tarrach

Im Fokus: der von der BI vorgeschlagene alternative Brückenschlag und die Konsequenzen für den künftigen Verkehrsfluss. Dabei sollen auch die Fragen der Refinanzierung durch den Wiederaufbaufonds, die grundsätzliche planungsrechtliche Genehmigungsfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit betrachtet werden. Im Vorfeld des Antrags hat sich der Ortsbeirat intensiv mit dieser Renaissance einer Südumgehung beschäftigt – auch mit eventuellen Folgen, zum Beispiel der, dass über den Silberbergkreisel auch viel Verkehr in das Gebiet hereingetragen werden könnte, oder dass eine Brücke, die durch eine Flussaue geführt wird, 200 Meter lang sein müsste.

Grüner Vermittler in der Kritik

Mit dem Investor erörtert werden sollte nach dem Willen des Ortsbeirates auch die Dimensionierung des Grünen Vermittlers – ein siebenstöckiges Gebäude, das innerhalb des künftigen Komplexes ein architektonisches Ausrufezeichen setzen soll unter dem Motto: Hier entsteht etwas Neues. Es gibt Anwohner, die skeptisch sind. Breunig verspricht, dass dieser Turm nicht über die Silhouette des Klosters oder die mächtigen Bäume hinausragen und sich unterordnen wird.

Doch ein Anwohner aus dem angrenzenden Wohngebiet sieht das aus seiner Perspektive anders: „Man sieht dann auf eine Wand.“ Weitere Kritikpunkte, die aus Sicht des Ortsbeirats auf der Prüfliste stehen sollen: die Einfahrtssituation der geplanten Tiefgarage und die Notwendigkeit beziehungsweise der Standort eines „Bussi-Bussi-Kreisels“, den Eltern benutzen sollen, um ihre Schulkinder ein- oder auszuladen.

Es wird mehr Verkehr geben

Wie der Verkehr auf dem Areal und drum herum organisiert werden kann, gehört zu den größten Herausforderungen, denen sich der Projektentwickler stellen muss. Dazu habe er, wie Breunig betont, ein freiwilliges Verkehrsgutachten für das gesamte Quartier mit seinen Wohnstraßen in Auftrag gegeben. Dessen Ergebnisse stellte Markus Werhan von der damit beauftragten Firma Vertec vor. Sein Fazit: Es wird mehr Verkehr geben, der aber keine den Grenzwert überschreitenden Emissionen verursacht.

Ermittelt wurde für das Calvarienberg-Projekt ein Aufkommen an neuem Verkehr von rund 700 Fahrzeugen pro Tag und Richtung – eine Belastung, mit der auch die am stärksten betroffenen Kalvarienbergstraße und die Landesstraße im Bereich der Ahrquerung innerhalb der geltenden Richtlinien leistungsfähig blieben. Damit erntete er Gelächter im Saal. Durchgeführt wurde die Erhebung am 5. April 2022, wie in den Richtlinien vorgeschrieben an einem normalen Werktag und nicht in den Ferien. Dem Vorwurf, dass zu diesem Zeitpunkt 30 Prozent der von der Flut betroffenen Bewohner noch nicht wieder in ihre Häuser zurückgekehrt seien, entgegnete er, dass man als Datengrundlage die vor der Flut gemeldeten Einwohner in das Modell eingerechnet habe.

Die Entwicklung des Calvarienbergs zum neuen Quartier wird von der Stadtspitze und vom Stadtrat als Leuchtturmprojekt gesehen. Foto: Archiv Jochen Tarrach
Beate Au

Bevor die Bürger das Wort hatten, erinnerte Bürgermeister Orthen noch einmal daran, welche Bedeutung das Projekt für die Stadt hat. „Es darf nach dem Wegzug der Ursulinen keine Brache werden.“ Nach einer schwierigen Suche nach Investoren sei mit Breunig einer gekommen, der mit viel Respekt vor dem Denkmal und behutsam an die Sache herangehe. Der entsprechende Aufstellungsbeschluss im Stadtrat sei einstimmig gewesen. Trotzdem verstehe man die Einwendungen und Hinweise – auch was den Bussi-Bussi-Kreisel angeht, der an der Kita vorbeilaufen würde. „Wir werden Lösungen für die Verteilung des Verkehrs finden müssen. Dafür können wir heute den Startschuss geben“, so Orthen.

Alle Optionen werden geprüft

Als Vorschlag in diesem Sinne ist auch eine einspurige Lösung über die Ehrenwall‘sche Brücke für die künftigen Anlieger des Calvarienbergs im Gespräch, die allerdings ebenfalls auf Akzeptanzprobleme stößt, und zwar in den Straßenzügen, die dann betroffen wären. „Wir müssen die Verkehrsströme für jede Lösung berechnen“, so Peter Diewald. Dabei sei eines klar: Alle Optionen zur Verteilung des Verkehrs werden irgendwelche Auswirkungen haben. Die Hoffnung des Projektentwicklers ist es, dass für die kontroversen Themen Lösungen gefunden werden und es Ende des Jahres einen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt.

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