Die auf zunächst zwei Jahre angelegte Maßnahme mit der Option auf zwei zweijährige Verlängerungen wird von der Gesellschaft zur Förderung Beruflicher Integration (GFBI) im Auftrag des Jobcenters Landkreis Ahrweiler und unter Beteiligung der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen durchgeführt. Jeweils für ein halbes Jahr werden dort 50 Jugendliche im Alter zwischen 17 und 27 ohne Ausbildung oder Arbeit von 11 fest angestellten Experten auf ihr Berufsleben vorbereitet – von montags bis freitags jeweils von 8 bis 15.45 Uhr.
Das lässt sich das Jobcenter 700.000 Euro kosten, die Arbeitsagentur gibt rund 80.000 Euro dazu. „89 arbeitslose Jugendliche sind 89 zu viel“, betonte der Leiter des Jobcenters Daniel Stellmacher-Ruck, der unlängst im Sinziger Jugendzentrum HoT ein vergleichbares Projekt angestoßen hatte. Das besondere an JuAHR: Die Jugendlichen bekommen alle soziale und psychologische Beratung, Bewerbungs- und Berufsvorbereitung, Hilfe bei Wohnungssuche und Behördengängen. Ganz praktischen Anleitungen von professionellen Trainern gibt es in den Bereichen Werkstatt, Hotel und Gastronomie, Lager und Handel, Kreativwerkstatt in diesem Zentrum.
Die Experten sind mit zahlreichen Kooperationspartnern wie potenziellen Arbeitgebern, Caritas, Diakonie oder Berufsberatern vernetzt und können Praktika vermitteln oder den Weg zu externen Hilfsangeboten aufzeigen. „Früher haben alle Institutionen aneinander vorbeigearbeitet, da sind von einem Schreibtisch zum anderen Jugendliche verloren gegangen – hier ist alles zentral gebündelt“, weiß Peter Hahn, stellvertretender Geschäftsführer der Arbeitsagentur Koblenz, aus Erfahrung.
Er hatte schon 2007 diese Grundidee im Rhein-Lahn-Kreis umgesetzt. „Ich bin Überzeugungstäter, weil ich weiß, dass es funktioniert“, sagte er. Mit der GFBI hat das Jobcenter laut Daniel Stellmacher-Ruck einen erfahrenen Partner gefunden. „Wir werden sehen, dass wir unserem guten Ruf gerecht werden, schließlich betreuen wir seit zwanzig Jahre nicht wenige erfolgreich junge Leute“, sagte GFBI-Geschäftsführer Bernd Sorger.
Landrat Jürgen Pföhler lobte: „Das Jobcenter des Kreises investiert in die Zukunft junger Menschen, da ist jeder Cent gut angelegt und letztlich ein Gewinn für den Kreis Ahrweiler und unsere Gesellschaft.“ Die Projektleiterinnen Adelina Schmidt und Elke Dörr-Hosseini betonten die Wichtigkeit der vertrauensvollen Arbeit mit den Jugendlichen, die sich während der Maßnahme auch selbst durch Rücksprache mit ihren Trainern und Experten von ihren Erfolgen überzeugen können.
Auch aufsuchende Sozialarbeit gehört zu den Aufgaben, wenn mal ein Jugendlicher nicht erscheint. Alle Bus- und Zugfahrkarten für notwendige Fahrten im Rahmen des Projekts werden bezahlt, ebenso kostenlos ist das täglich frisch zubereitete Mittagessen.
„Ich fühle mich hier wirklich gut aufgehoben und habe schon viel gelernt“, sagte die 19-jährige Jasmin Saat. Sie möchte ebenso wie die 18-jährige Suzda Mardini medizinische Fachangestellte werden. In der Küche ist Maurice Hündgen eifrig dabei, eine Hummussuppe an die Gäste zu verteilen und erklärt zu der Flüssigkeit im daneben brodelnden Topf: „Das ist eine Jus – eine Grundfleischsauce.“ Wie Bernd Sorger verrät, ist der junge Mann ein echtes Talent. Gelernt hat dieser seine neuen Erkenntnisse von Malte Sorger. Der Koch war schon am Bonner Kamea-Hotel und an der Hamburger Elbphilharmonie tätig und freut sich nun, mit den Jugendlichen arbeiten zu können.
„Du musst bei der Herzmassage mitzählen“, weist Rettungssanitäter Axel Emich Jasmin Saad an. Emich ist dafür zuständig, die jungen Leute auf „weiße Berufe“, also für den medizinischen Bereich, vorzubereiten. Dazu gehört auch Deutsch- und Matheunterricht. Schreinermeister Dominic Nett weist die Teilnehmer in der angrenzenden Werkstatt an. Die Theaterpädagogin und Malerin Eveline Mürlebach kitzelt in der Kreativwerkstatt das künstlerische Potenzial der Teilnehmer heraus. Sie hat durch ihre jahrelange Arbeit an der Bonner Jugendtheater und der Bundeskunsthalle beste Kontakte. „Wir werden in der Bundeskunsthalle Ausstellungen veranstalten, und den Jugendlichen wird für eigene Aufführungen auch ein Choreograf an die Seite gestellt. „Wir sind bis auf den letzten Platz besetzt“, freut sich Projektleiterin Dörr-Housseini.