Steigenberger-Vizepräsident Denis Hüttig fordert vor allem für kleinere Hotelbetriebe Aufbauhilfen
Neues Profi-Gremium könnte Neuanfang steuern: Vor allem kleine Hotelbetriebe brauchen Aufbauhilfen
Steigenberger-Vizepräsident Denis Hüttig
Jana Kay

Wenn Denis Hüttig über Hotellerie und Gastronomie an der Ahr vor der Flutkatastrophe spricht, wählt er bewusst den Vergleich mit einem bunten Blumenstrauß. Mit Blick auf den Wiederaufbau betont er, dass diese Vielfalt unbedingt erhalten werden muss. Und er fordert vor allem für die kleinen und mittelgroßen, oft von den Inhaberfamilien geführten Betriebe massive Unterstützung durch Bund und Land.

Lesezeit 3 Minuten

Der Manager lebt seit zehn Jahren an der Ahr, hat das Steigenberger-Hotel in Bad Neuenahr geführt und ist inzwischen zum Vizepräsident der Steigenberger Hotels AG und der Jaz Hotel GmbH aufgestiegen. Der Wiederaufbau des Hauses in der Kreisstadt und die Unterstützung der Szene ist für ihn eine Herzensangelegenheit. Um den Neuanfang für den Standort zu organisieren, regt Denis Hüttig die Einrichtung eines hochprofessionellen Gremiums an, um die bevorstehenden Maßnahmen in Stadt und Region zu koordinieren.

„Dieses Gremium darf aber nicht zu groß sein“, betont er, wohl wissend, dass die Menschen an der Ahr keine ausschweifenden Diskussionen, sondern schnelle Fortschritte brauchen. „Wir brauchen die Menschen am Ort, die das Wissen haben, wo man was bekommt“, ergänzt er. Der Manager sagt aber auch, dass es noch viel zu früh ist, über einen Zeitplan für den Wiederaufbau zu sprechen. Das gilt übrigens auch für das eigene Haus. Wie berichtet, wurden Keller und Erdgeschoss komplett zerstört, eine Infrastruktur, auf die man aufbauen könnte, gibt es nicht mehr. Es muss also alles erneuert werden. Auf die technische Abteilung kommen also große organisatorische Herausforderungen zu. Bekanntlich ist es aktuell sehr schwer, an Handwerker und benötigte Materialien zu kommen.

Was passiert mit den Arbeitsplätzen?

Und was kommt auf die rund 100 Fachkräfte am Standort zu, deren Arbeitsplatz binnen einer Nacht zerstört wurde? Ein Fall fürs Amt werden sie auf jeden Fall nicht. Noch in diesem Monat soll es eine Versammlung geben, Denis Hüttig kündigt zudem Einzelgespräche an. Es wird also Angebote geben, in andere Häuser zu wechseln, wobei die eröffneten Perspektiven vom nahen Bonn bis ins ferne China reicht. „Das ist der Vorteil eines Konzerns“, sagt Denis Hüttig.

Denis Hüttig weiß aber auch, dass diese Angebote in manchem Fall nicht ausreichen können. Oft sind die Familien von Mitarbeitern stark von den Folgen der Flut betroffen. Es ist daher nicht möglich, so einfach die Koffer zu packen und an einen anderen Standort zu wechseln. Auch wenn die katastrophenbedingte vorübergehende Unterbrechung der Berufstätigkeit seitens des Arbeitgebers durch Versicherungsleistungen gedeckt ist, kann es sein, dass die finanzielle Unterstützung für diese Mitarbeiter eben nicht ausreicht. Deshalb will er Konzern zusätzliche Hilfen anbieten. Auch wurde ein eigenes Spendenkonto für die Mitarbeiter eingerichtet – übrigens auf Initiative der Gäste. „Das war wirklich herzberührend“, betont Hüttig.

Wie es nun in der Region weitergehen soll? „Die Katastrophe birgt auch die Chance eines Neuanfangs. Ich hätte da einige Ideen“, sagt der Manager. Für ihn ist es aber entscheidender, dass sich die Akteure zusammenfinden und gemeinsam neue Ansätze entwickeln. Ein Punkt wäre zum Beispiel, das immer noch stark vom klassischen Tourismus sowie dem Klinik- und Kurbetrieb in der Kreisstadt abhängige Gastgewerbe breiter aufzustellen, wobei mit Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit zusätzliche Zielgruppen angesprochen werden können.

Ob der Blick in den Betrieben trotz der Katastrophe in seiner Branche wieder nach vorn geht? Denis Hüttig ist davon überzeugt. „Das ist die Grundhaltung eines Hoteliers“, betont er. Er weiß aber auch, dass diese Grundhaltung an der Ahr in der Breite nur Bestand haben kann, wenn es gelingt, die kleineren Häuser wirkungsvoll zu unterstützen. Denn viele Familienunternehmen hatten aus den unterschiedlichsten Gründen nur eine unzureichende oder gar keine Absicherung gegen Elementarschäden. Vor diesem Hintergrund ist der Hotelmanager überzeugt, dass eine Förderung nach dem Gießkannenprinzip nicht funktionieren wird. Aus seiner Sicht werden auf Dauer nur klar definierte und zielgerichtete Programme Substanz haben.

Top-News aus der Region