Der Rheinische Hof, ein geschichtsträchtiges Juwel im Herzen von Bad Neuenahr, ist jetzt zu einer kulinarischen Adresse besonderer Art geworden. Mit seiner am 15. April neu eröffneten Brasserie will Ahmed Zouaghi französische Esskultur an die Ahr holen, und das auf eine unkomplizierte Art.
Menüs prägen die Speisekarte, Bilder vom Eiffelturm oder von der Metro in Paris hängen an der grünen Wand in der Brasserie von Ahmed Zouaghi. Auf den Tellern sollen seine Gäste gehobene französische Küche in lockerer Atmosphäre erleben, interpretiert mit internationalen Einflüssen und frischen, saisonalen Zutaten. Zouaghi weiß, welchen Anspruch er damit bedient. Viele Stationen in der gehobenen Gastronomie und in der Sterneküche hat er durchlaufen. Erfahrungen, die er einbringen will. Jetzt wagt er in Bad Neuenahr den Schritt in die Selbstständigkeit. „Ich will ein Stück Frankreich nach Bad Neuenahr holen“, sagt er.
Bei Jean-Marie Dumaine die Liebe für die französische Küche entdeckt

Die Liebe zur französischen Küche hat er während seiner Zeit bei Jean-Marie Dumaine im Vieux Sinzig entdeckt. Der in der Normandie geborene Küchenchef, im Ahrtal eine Kochlegende, hat sich inzwischen zurückgezogen. Geblieben sind seine Bewunderer – Menschen wie Ahmed Zouaghi, die mit Leidenschaft weitermachen und damit auch ein Erbe weitergeben.
Geboren und aufgewachsen ist Zouaghi in Tunesien, kam mit 21 Jahren der Liebe wegen nach Deutschland. Die Eltern seiner Frau, die ebenfalls aus Tunesien stammen, betrieben im Hotel Goldener Anker in Bad Neuenahr ein Steakhaus. „Um Geld zu verdienen, habe ich hier als Spüler in der Küche angefangen“, erzählt Zouaghi von den Anfängen in Deutschland. Er bekam Appetit auf mehr.

Stationen i n Spitzenhäusern bei Sterneköchen
2008 ging er in die Ausbildung zum Koch, absolvierte sie zwei Jahre bei seinen Schwiegereltern und das dritte Jahr im Hotel Hohenzollern in Ahrweiler. Hier blieb er für ein Jahr, ließ sich anstecken von der Faszination der gehobenen Küche und arbeitete schließlich von 2012 bis 2016 im View Sinzig, wo er bis zum stellvertretenden Küchenchef aufstieg. Es folgten Stationen im La Cigale in Bonn, im Gourmetrestaurant Nada in Köln und als Souschef im Dorint-Hotel Bad Neuenahr, bis dann Corona kam. Anschließend kochte er bei Sterneköchin Julia Komb im Sahila in Köln. „Am intensivsten aber war die Zeit während meines Praktikums im Restaurant Schwarzwaldstube bei Sternekoch Harald Wohlfahrt in Baiersbronn, das mir Jean-Marie Dumaine ermöglicht hat“, so Zouaghi.
2023 war sein ins Visier genommener Traum, die eigene Brasserie in Bad Neuenahr im Rheinischen Hof, noch eine Baustelle. Der 38-Jährige sagt offen, dass er den Schritt in die Selbstständigkeit nur mithilfe des in Bad Neuenahr bekannten Immobilienbesitzers Karl Zerwas geschafft habe, der auch einen großen Teil der Einrichtung finanzierte. „Mein Businessplan hat ihn überzeugt“, so Zouaghi. Von den Banken habe er keine Finanzierung bekommen.

Kreativ mit internationalen Aromen
„Jetzt stehe ich hier und koche hier“, sagt er stolz. Auf den Tischen liegt die regelmäßig wechselnde Tages- und Wochenkarte, mit denen er seine Gäste zusätzlich überraschen will. Er legt Wert darauf, dass alles frisch zubereitet wird. Convenienceprodukte seien tabu. „Die Gäste müssen es riechen können, dass hier gekocht wird – so wie es in einer französischen Brasserie üblich ist“, so Zouaghi.

Der internationale Einfluss kommt mit den Gewürzen ins Spiel – mit orientalischen wie Harissa, Räucherpaprika oder Ras el Hanout, die mit Lammhüfte, Auberginencreme oder Couscous harmonieren. „Ich bringe sie aus meinem Heimatland mit und kaufe sie bei kleinen Familienbetrieben, die zum Beispiel wilden Lorbeer in den Bergen sammeln.“ Mit asiatischen Aromen spielt er beispielsweise bei Thunfisch, der geflämmt und in Sojasauce mariniert eine Liaison mit Zitronengras, Limettenblättern, Ingwer, Chili, Sesam, Erdnuss- und Avocadocreme eingeht. „Das erzeugt einen Wow-Effekt“,so Zouahgi, der auch den französischen Klassiker Bouillabaisse beherrscht. Die besten Rezepte habe er bei Dumaine kennengelernt.
Was Ahmed Zouaghi mit heimischen Winzern plant
Auf der Weinkarte stehen sowohl regionale und deutsche Weine als auch Tropfen aus Frankreich, Italien oder Spanien. Was Zouaghi jedoch vor hat, ist eine Art Wiederbelebung von Gourmet und Wein. Dafür möchte er regionale, kleine Winzerbetriebe mit ins Boot holen und mit ihnen kulinarische Veranstaltungen anbieten, vor allem in den Wintermonaten.
Die Preise für seine Menüs sind als Kennenlernangebote kalkuliert. „Wir wollen, dass es sich jeder leisten kann, bei mir essen zu gehen“, sagt ein junger Koch, dem das Risiko bewusst ist, das er eingeht. Denn noch werden es aus seiner Sicht in erster Linie vor allem die Einheimischen sein, von denen er lebt. Doch er ist zuversichtlich. „Diejenigen, die hier waren, wollen wiederkommen.“