Deutsches Museum Bonn eröffnet mit neuer Ausrichtung
Neue Ausrichtung im deutschen Museum in Bonn: Künstliche Intelligenz rückt in Mittelpunkt
Thomas Kölsch

Bonn. Alles soll anders werden im Deutschen Museum Bonn. Die Außenstelle des Münchener Mutterhauses will sich 25 Jahre nach ihrer Gründung komplett neu erfinden und zu einem Forum für die Möglichkeiten und Risiken von Künstlicher Intelligenz (KI) werden. Weg von klassischen Ausstellungen, hin zu noch mehr Diskurs und Interaktivität – die konsequente Weiterführung eines didaktischen Konzepts, das das Haus schon seit Jahren erfolgreich lebt.

Nun hat das Deutsche Museum nach einem fast fünfmonatigen Dornröschenschlaf wieder Besucher empfangen und ihnen die ersten Stationen zum Themenkomplex KI präsentiert, darunter Anwendungsbeispiele für Bilderkennung, autonomes Fahren und Sprachassistenten. Doch wie lange das Haus geöffnet sein darf, ist angesichts steigender Corona-Infektionszahlen unklar.

„Wir befinden uns derzeit in der größten Transformation unserer Geschichte“, erklärt Museumsleiterin Dr. Andrea Niehaus, die unermüdlich für den Standort gekämpft hat – 2017 stand das Deutsche Museum vor dem Aus, nachdem die Stadt Bonn sich außerstande sah, die Basiskosten alleine zu tragen. Erst durch Fördergelder der Hans-Riegel-Stiftung und des Rhein-Sieg-Kreises konnte die Zukunft der beliebten Institution gesichert werden. Jetzt soll sich zeigen, dass dieser Schritt richtig war. „Was wir hier machen, ist ein Experiment an sich, bei dem wir in gewisser Weise Pionierarbeit leisten“, so Niehaus. „Immerhin wollen wir unsere Erlebnisräume immer wieder neu denken, und zwar unter Einbeziehung des Publikums. Wir wollen ein spannender und unterhaltsamer Informationsort für alle sein und dabei offen sowohl über die Potenziale als auch über die Risiken der Zukunftstechnologie KI sprechen.“ Mit der Fertigstellung des ersten Erlebnisraumes hat das Deutsche Museum die Transformation begonnen. In dem bislang Wechselausstellungen vorbehaltenen Areal wartet gleich am Anfang der sogenannte Turing-Test auf die Besucher, mit dem diese beweisen müssen, dass sie keine getarnten Roboter sind. So gilt es unter anderem, Buchstaben zu erkennen und aus diesen ein Wort zu bilden. „Eine KI ist hervorragend dafür geeignet, Muster zu erkennen, scheitert aber an Assoziationsspielchen“, erläutert Kurator Ralph Burmester. Um die Ecke denken überfordert die Maschinen eben. Dabei scheinen sie doch so fortschrittlich zu sein: Alexa oder Siri simulieren immerhin Gespräche, während eine andere KI Songtexte im Stil Nirvana-Sängers Kurt Cobain geschrieben hat. „Das ist alles nur eklektisch, also eine Imitation“, betont Burmester. „Andererseits entwickelt sich KI ständig weiter und lernt erstaunlich schnell. Im Sommer können wir hoffentlich genau diesen Prozess visuell erfahrbar machen.“

Bis dahin locken andere Exponate, vor allem eine Art Rennauto der Universität Osnabrück, in dem Besucher mittels VR-Brille in ein autonomes Fahrzeug verfrachtet werden. „Dabei soll herausgefunden werden, wie Vertrauen und Akzeptanz in einen KI-Fahrer erzeugt werden kann“, so Burmester. „Die Daten dieses Experiments fließen in ein aktuelles Forschungsprojekt ein.“ Wie viele Besucher dies nutzen können, wird sich noch zeigen. Derzeit können bis zu 50 Personen gleichzeitig im Museum sein, entsprechende Zeitslots müssen im Vorfeld per E-Mail oder per Telefon gebucht werden. „Im Moment ist die Situation leider nicht gerade einfach“, betont Andrea Niehaus. „Wir müssen schlichtweg flexibel sein. Es ist durchaus möglich, dass wir schon in der kommenden Woche wieder schließen müssen.“ Aus diesem Grund könne man auch noch keine Führungen und Workshops anbieten. „Dafür benötigen wir einen gewissen Vorlauf, auch wenn die Exponate zum Glück schon stehen“, so Niehaus. „Wir sind allerdings immer davon ausgegangen, dass wir erst nach den Osterferien wieder öffnen dürfen. Ab dann wollen wir auch wieder das volle Programm anbieten.“

Von unserem Mitarbeiter Thomas Kölsch

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