„Der blühende Hang ist ja vorbildlich angelegt.“ Viel Lob bekam die Bürgergesellschaft Hemmessen für das Stück Natur an der Hemmessener Hütte von den Mitgliedern der neu gegründeten Regionalgruppe Blühende Nordeifel, die sich hier zur offiziellen Gründungsversammlung getroffen hat. Judith Cramer, Stefan Dietrich, Wolfgang Niethen und Carina Gebel vom Grafschafter Bienenhof gehören dazu, aber auch Isabell Wahler, die in Schulen Bienen-Projekte betreut, ist dabei. Sie alle wollen sich innerhalb des seit 20 Jahren bestehenden Netzwerks „Blühende Landschaften“ dafür einsetzen, das Nahrungsangebot für Blütenbestäuber in der Nordeifel und im Kreis Ahrweiler zu verbessern.
Bienen mögen keine Gummibärchen
Wie sich an möglichst vielen Orten dauerhaft gute Lebensbildungen für Insekten schaffen lassen, erklärte die Agrar-Ingenieurin Linda Trein vom Netzwerk „Blühende Landschaft“ zum Auftakt in ihrem Vortrag „Bienen mögen keine Gummibärchen“. Mit Gummibärchen sind Blumen gemeint, die es zu Beispiel als Saatmischungen zu kaufen gibt. Sie blühen schön bunt, haben aber oftmals keinen Wert für Wildbienen. Es sind also Fachkenntnisse gefragt beim Anlegen von Blühstreifen, ebenso wie beim Aufstellen der beliebten Insektenhotels. Die Gemeinde Grafschaft habe in Vettelhoven beispielsweise ein Exemplar in der falschen Flugrichtung aufgestellt, hat Judith Cramer bereits festgestellt. Bei allem guten Willen, etwas für die Natur zu tun, sei eben auch viel Unwissen unterwegs.
Auch Andreas Ackermann, ein Vertreter der Kreisverwaltung, der beispielsweise Landwirte bei der Anlage einer artenreichen Wiese betreut, ist in die Hemmessener Hütte gekommen, um sich zu informieren. Denn auch hier gebe es Aufklärungspotenzial zum richtigen Ausbringen von Saatgutmischungen, die anschließend nicht für Frust sorgen. Die Expertin Linda Trein machte deutlich, worum es geht: genetische Vielfalt.
Büte und Insekt dürfen sich nicht verpassen
„Wenn eine Wiese nicht funktioniert, dann fehlen die Insekten und alles andere auch“, machte sie deutlich, dass alles mit allem zusammenhängt und aufeinander abgestimmt ist. Es mache keinen Sinn, gebietsfremde Pflanzenarten auszubringen mit der Gefahr, dass sich Blüte und Insekt zeitversetzt entwickeln und sich so verpassen. Blühende Lebensräume, von denen auch Wildbienen profitieren sollen, müssten außerdem mit dem Wissen um die gegenüber Honigbienen wesentlich kürzeren Distanzen, die sie schaffen, angelegt werden.
„Inzwischen gibt es auch Ackermischungen für spezialisierte Wildbienen“, so Linda Trein, die es gut findet, dass die Wildbienen mehr Aufmerksamkeit und alle einen deutschen Namen bekommen haben, wie beispielsweise die Zaunrübensandbiene oder die Knautiensandbiene. Verteilt wurden bei der Gründungsveranstaltung auch 5-Cent-Etiketten für Honig, dessen Verkauf einen Beitrag für einen Regionalblütenfonds soll.
Aktion zur Rettung von Blumenzwiebeln
Eine erste Aktion hat die neu gegründete Regionalgruppe „Blühende Nordeifel“ auch schon initiiert. So gibt es eine Rettungsaktion für Frühblüherzwiebeln. Für abgeblühte Schneeglöckchen, Krokusse, Narzissen, Tulpen oder Traubenhyazinthen wurden Sammelkörbe aufgestellt, um die Zwiebeln vor dem Wegwerfen zu retten. Sie sollen im Herbst auf freien Flächen eingepflanzt werden. Zu finden sind sie auf dem Grafschafter Bienenhof in Lantershofen, Winzerstraße 1, bei der Imkerei Ahrbee in Bad Neuenahr, Im Dellmich 24, und bei Judith Cramer in Gelsdorf, Burgstraße 18. Eine weitere Idee könnte das Anbieten von Kursen sein, die im Umgang mit der Sense schulen, denn auch das richtige Mähen und idealen Zeitpunkt ist eine Wissenschaft für sich.