Helga Reichle ist zufrieden mit dem, was sie drei Jahre nach der Flut an Einzelhandel in Bad Neuenahr wieder vorfindet. „In manch einer fertigen Stadt gibt es so viele Geschäfte nicht“, sagt sie. Für eineinhalb Jahre war sie mit ihrem Mann nach Nordhorn in Niedersachsen weggezogen. „Doch mein Mann hatte Heimweh“, so Reichle. Jetzt sind sie wieder zurück an der Ahr.
Weggezogen aus Bad Neuenahr-Ahrweiler ist auch Jessica Roszak. Sie lebt jetzt in Brühl und war beim Eisessen mit ihrer Mutter auf dem Platz an der Linde anzutreffen. Die junge Mutter ist nicht begeistert von dem, was Bad Neuenahr-Ahrweiler an Einkaufsmöglichkeiten für Familien zu bieten hat. Da gebe es nur das Nötigste. Man müsse für spezielle Babyartikel aber schon kilometerweit fahren, sagt sie und registriert, dass erste Geschäfte auch wieder geschlossen hätten.
Marion Caramia aus Adenau, die auf dem Platz an der Linde die Sonne genießt, stellt fest: „Bis hierhin ist die Poststraße wieder schön, aber in Richtung Ahr sieht es nicht so gut aus.“ Gisela Kirschbaum-Schick empfindet das ähnlich und vermisst das Gemütliche: „Man sitzt auf Schotter, wenn die Poststraße aufgerissen wird.“ Was ihr besonders fehlt: der Lebensmittelnahversorger, den es in der Poststraße einmal gab. Ein Höhepunkt ist für sie dagegen das Kaufhaus Moses.
In Ahrweiler findet Doris Reth: „Es ist schon viel wieder da. Was mir fehlt, ist ein Schreib- und Kurzwarengeschäft.“ Ulrike Gerhard hat registriert, dass manche Läden „leider schon wieder schließen“. Es sei noch zu wenig Publikumsverkehr, und auch ein Parkplatz zu finden, sei ein Problem. Man müsse viel Geduld haben. Die Einheimischen wüssten das. Sie hofft, dass andere sich davon nicht abschrecken lassen.
Regina und Wilfried Treffer, die in Hemmessen wohnen, vermissen in ihrer Nähe das Lebensmittelgeschäft von Timo Boden. Der Nahversorger sie wichtig vor allem für diejenigen, die nicht mehr mit dem Auto fahren können. Ansonsten vermisst Regina Treffer eine größere Auswahl an Schuhgeschäften. „Ahrweiler ist aber schon weit voran. Die Menschen hier sind ein Völkchen, das zusammenhält“, sagt sie. Und dass hier die Besitzer der Immobilien auch selbst wohnen, das sehe man dem Stadtteil an.
„Ja, es wird. Jedes Mal, wenn wir hierherkommen, hat wieder ein neues Geschäft eröffnet“, stellt Raphael Rollmann fest, der regelmäßig aus Berlin in seine alte Heimat einfliegt, um zu schauen, wie sich die Situation hier entwickelt. „Mir hat das Herz geblutet, als ich sah, wie meterhoch sich nach der Flut der Müll hier stapelte“, so Rollmann. Und nun? Zufrieden? „Es könnte ein bisschen schneller gehen“, findet er.